Ein Rebell aus Leidenschaft

Ormesheim. Wenn Wolfgang Gross, alias Gross-Mario, aus seinem Leben erzählt, dann ahnt man ein wenig vom Abenteuer eines Künstlerlebens. Im Süden Frankreichs, in Italien, in Spanien - überall dort, wo der inzwischen achtzigjährige Künstler gelebt und gearbeitet hat - ist er mit außergewöhnlichen Menschen zusammen getroffen

Ormesheim. Wenn Wolfgang Gross, alias Gross-Mario, aus seinem Leben erzählt, dann ahnt man ein wenig vom Abenteuer eines Künstlerlebens. Im Süden Frankreichs, in Italien, in Spanien - überall dort, wo der inzwischen achtzigjährige Künstler gelebt und gearbeitet hat - ist er mit außergewöhnlichen Menschen zusammen getroffen. Das konnte ein Fischer an der toskanischen Küste oder ein Gutsbesitzer in der französischen Provence sein, bei denen er sich sein Einkommen aufbesserte. Aber auch Menschen mit bekannten Künstlernamen wie Henry Gowa, der frühere Rektor der Saarbrücker Schule für Kunst und Handwerk, der in Südfrankreich vor den Nazis Zuflucht suchte. Bei ihm hat Gross-Mario zwei Jahre gelebt. Über Gowas Frau machte er die Bekanntschaft von Renoirs Sohn, der ihn im Atelier seines Vaters malen ließ. Weitere illustre Namen der französischen Kunst-Avantgarde ergänzen den Reigen der Künstlerpersönlichkeiten, denen Gross-Mario in jenen Studienjahren im Süden Frankreichs begegnete: Matisse, Chagall. Unter der südländischen Sonne entdeckte er die mediterranen Farben, die bis heute seine Gemälde und manche seiner Skulpturen prägen. In leuchtenden Farben und abstrahierten Formen kommen sie einher und nehmen eine Position zwischen Kubismus und Realismus ein. Sie zeigen vegetative Formen und realistische, oft archaisch wirkende Details, die in eine ebenfalls stark farbige Hintergrund-Ornamentik eingebettet sind. Frauensilhouetten und Stierköpfe lassen mit ihren schwarzen Konturen an Picasso denken, die Taube an Chagall und doch hat Gross-Mario seinen eigenen Stil gefunden. Dabei ist es immer sein Anliegen gewesen, "mit meinen Bildern und Plastiken Freude zu bereiten, ohne Menschen verändern zu wollen oder mich selbst verändern zu lassen. Ein Individualist, ein "Rebell aus Leidenschaft, der für eine lustvolle Welt streitet", wie ihn sein Sohn Gaetano bezeichnet. Einer, der sich ganz bewusst gegen eine Richtung der Bildenden Kunst stellt, die "jede noch so peinliche Aktion als Kunst interpretiert". Die Kunst und Kultur der Archaik, der Römer und der Etrusker sind ihm ebenso vertraut wie die antike Geschichte und Mythologie. Und auch die der Araber, deren Sprache er beherrscht und bisweilen in seine Werke in Form von Schriftzügen integriert. Da passt es, dass er seine Heimat auf der Neumühle, direkt hinter der Mühle, gefunden hat in einem historischen Gebäude, dessen Ursprünge ins Jahr 1564 zurückreichen.Wie ein MuseumGross-Mario kennt die Geschichte seines Hauses und weiß, dass nicht mehr alles im Originalzustande ist. Dass man unter anderem den Renaissance-Giebel und den Turm mit dem Kreuzrippengewölbe abgerissen hat. Und doch ist es, als betrete man ein Museum, wenn man sich von ihm durch die Räume mit den dicken Wänden führen lässt. Denn statt das Gebäude zu modernisieren, hat er es im Sinne des Denkmalschutzes grundlegend renoviert und es mit echten Antiquitäten möbliert. Wolfgang Gross wurde 1929 in Trier geboren und ist in Saarlouis-Roden aufgewachsen. Er lebt er auf der Neumühle, ist verheiratet und Vater von vier Kindern. Er hatte zahlreiche Einzelausstellungen, unter anderem in den USA, Warschau, Berlin und Brüssel, Saarbrücken und Zagreb. Neben Gemälden schuf er Kleinplastiken und Reliefs, sowie Plastiken für den öffentlichen Raum; etwa die vor dem Reichstag und am Tiergarten in Berlin, an der Deutschen Bank in Saarbrücken, an der Universität des Saarlandes, im Garten des Kultusministeriums und am Kreiskrankenhaus in St. Ingbert.

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