Film "Wüstenblume" Schüler sprechen über Kinofilme

Homburg. Es ist kein leichter Stoff, der vor Amra D., Nele Mittelmeier, Jennie Bothner, Darlene Moser und David Krempel an diesem Freitagmorgen liegt: Anlässlich der Schulkinowochen im Saarland wollen sich die fünf aus der Klasse 11.4 der Fachoberschule Sozialwesen zusammen mit anderen Schülern des Berufsbildungszentrums Homburg im Eden-Kino den Film "Wüstenblume" anschauen.

Homburg. Es ist kein leichter Stoff, der vor Amra D., Nele Mittelmeier, Jennie Bothner, Darlene Moser und David Krempel an diesem Freitagmorgen liegt: Anlässlich der Schulkinowochen im Saarland wollen sich die fünf aus der Klasse 11.4 der Fachoberschule Sozialwesen zusammen mit anderen Schülern des Berufsbildungszentrums Homburg im Eden-Kino den Film "Wüstenblume" anschauen. Was sich im ersten Moment anhört wie eine Schnulzen-Schmonzette aus den Untiefen Hollywoods, ist eben alles andere als das: Es geht um die illegale Beschneidung von jungen Mädchen in Teilen Afrikas, um Zwangsheirat, um das Recht einer jungen Frau auf ein selbstbestimmtes Leben. Das ist durchaus starker Tobak, zumal für junge Menschen wie diese fünf, denen solche Schicksale glücklicherweise fremd sind. Fremd bedeutet aber nicht distanziert, das kommt im Gespräch mit den Schülern heraus. "Wir wissen natürlich, worum es in diesem Film geht", versichert Amra. "Und ich finde das Ganze wirklich schockierend." Zustimmung erfährt sie dabei von ihrer Mitschülerin Nele. Ihr und auch den anderen ist klar: In Deutschland zu leben ist da ein echter Luxus, "gerade mit Blick auf Missstände wie die Verstümmlung von jungen Mädchen oder generell die Rechte von Frauen". Diesen Luxus genießt Waris Dirie zu Beginn ihres Lebens nicht. Ihr autobiografischer Roman ist die Vorlage für den Film, ihre Geschichte ein Wechselspiel aus unsäglicher Angst, Qual, aber auch geprägt von der Chance eines erfolgreichen Aus- und Aufstiegs: Als junges Mädchen flieht die Somali vor einer Zwangsheirat aus dem Leben der Nomaden in die somalische Hauptstadt Mogadischu. Damit ist ihr Irrweg aber noch nicht zu Ende. Über eine Anstellung bei der somalischen Botschaft in London, ermöglicht durch die Familie ihrer Mutter, gelangt sie nach Europa. Dort wird sie von einem Fotografen entdeckt und wird gefragtes Topmodel. Doch bleibt vorerst ihr Aufenthaltsstatus in der Schwebe, erst eine Scheinheirat bringt ihr die Sicherheit, in Europa bleiben zu können. In einem ihrer zahlreichen Interviews erzählt sie von der Praxis der Frauenbeschneidung, sie selbst ist ein Opfer dieser Verstümmelungspraxis. Es folgt eine Welle des Mitgefühls, Dirie entscheidet sich für den offenen Kampf gegen dieses grausame Ritual - dass Amra, Nele, Jennie, Darlene und David über ihr Schicksal etwas erfahren können, ist Teil und Ergebnis dieses Kampfes. Der Weg, über das Unterhaltungsmedium Kino mehr mitzunehmen, dabei aber den Spaß am Kinobesuch an sich mit all seinen lieb gewonnen Begleiterscheinungen wie Cola und Popcorn nicht auszublenden, gehört zum Erfolgsrezept der saarländischen Schulkinowochen. 1800 Schüler haben seit Montag im Homburger Eden Kino weit über den eigenen Tellerrand hinausgeblickt. Filme wie "Friendship" oder eben auch "Wüstenblume" sollten ohne den erhobenen Finger Wichtiges und Wesentliches vermitteln, so wie für Amra, Nele, Jennie, Darlene und David. Was die fünf aus dem Film mitnehmen wollen? "Dass wir hier selbstbestimmt und emanzipiert leben können."

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