Ronald McDonald-Haus wird fünf

Homburg/Mettlach. "Scherben bringen Glück" - unter diesem Motto feierte gestern der Freundeskreis des Ronald McDonald Hauses das fünfjährige Bestehen des Elternhauses für Kinder- und Jugendmedizin, das auf dem Gelände des Uniklinikums in Homburg steht

Homburg/Mettlach. "Scherben bringen Glück" - unter diesem Motto feierte gestern der Freundeskreis des Ronald McDonald Hauses das fünfjährige Bestehen des Elternhauses für Kinder- und Jugendmedizin, das auf dem Gelände des Uniklinikums in Homburg steht. Allerdings wurde nicht in Homburg gefeiert, sondern in Mettlach - im Refektorium des Verwaltungsgebäudes der Firma Villeroy & Boch. Es war ein Abend mit über 100 geladenen Gästen, darunter Ministerpräsident Peter Müller. Zu Gast waren auch Freunde und Großspender, die mit Geld- und Sachspenden, mit ehrenamtlicher Mitarbeit sowie mit Spendenaktionen das Ronald McDonald Haus in Homburg unterstützt haben. Auch die erste Familie, die 2006 einzog, war eingeladen. Das Eltern-Haus in Homburg wurde am 6. Dezember 2005 eröffnet. Das Zuhause auf Zeit für Familien schwer kranker Kinder verfügt über 15 Familien-Appartements, gemütliche Gemeinschaftsräume, eine moderne Küche, Terrasse und ein Wellness-Bad. Mehr als 2000 Familien haben in den vergangenen fünf Jahren im Ronald McDonald Haus auf Zeit gelebt, während ihre Kinder im benachbarten Universitätsklinikum behandelt wurden. Wir sprachen darüber mit Renate Gerlach, die derzeit vertretungsweise die Hausleitung übernommen hat.Was ist die erste Reaktion der Eltern, wenn sie das Haus betreten?Gerlach: Die meisten Eltern sind so in Sorge um ihr Kind, dass sie im ersten Moment ihre Umgebung kaum wahrnehmen. Sie sind nur heilfroh, dass sie eine Unterkunft gefunden haben, die in der Nähe des Kindes liegt und die mit 20 Euro bezahlbar ist. Diese 20 Euro werden in den meisten Fällen ohnehin von den Kassen übernommen.Was ist das Wichtigste für die Eltern?Gerlach: Die Gemeinsamkeit. Die Väter und Mütter sind so froh, auf andere Eltern zu treffen, denen es genauso geht. Man teilt sich mit, vor allem in der Küche, das ist eigentlich der beliebteste Treffpunkt.Welche Räume bevorzugen demnach die Eltern?Gerlach: Ganz eindeutig die Küche als Kommunikationszentrum. Natürlich wird jetzt im Winter gerne der Kamin angemacht oder das Lesezimmer genutzt, aber der Kontakt ist doch meistens in der Küche. Übrigens wird sehr wenig fern gesehen. Der Apparat ist meistens aus, die Eltern haben wenig Interesse an Serien mit irgendwelchen Problemen, dazu haben sie zu dringende eigene. Was wird am meisten genutzt?Gerlach: Die Kaffeemaschine. Wir haben rund 100 000 Getränke in fünf Jahren ausgegeben. Es ist das beliebteste Objekt im ganzen Haus. Sind die Familien oder Elternteile Selbstversorger?Gerlach: Ja, die meiste Zeit über schon. Aber wir organisieren jeden Dienstag ein Verwöhnfrühstück und jeden Donnerstagabend ein Verwöhn-Abendessen, das heißt, da wird für die Eltern gekocht. Manchmal haben wir auch freiwillige Hilfsaktionen, zum Beispiel Kochclubs oder Restaurantköche, die dann ehrenamtlich zu uns kommen und etwas Leckeres zubereiten.Wie lange bleiben die Eltern?Gerlach: Das hängt von der Schwere des Falles ab. Der längste Aufenthalt war ein Jahr, bei einer einmaligen Operation sind es meist nur einige Tage. Das sprechen wir immer mit der Kinderklinik ab. Die Verantwortlichen dort setzen die Prioritäten und melden die Eltern bei uns an. Aber wenn das Haus voll ist, ist es voll. Da kann man nichts machen. Wir sind zu 92 Prozent ausgelastet, das heißt, wir sind eigentlich immer voll. Wir teilen auch keine Appartements auf, das sind Rückzugsgebiete für die Eltern, die dort allein sein wollen. Beim Tod eines Kindes überlassen wir den Eltern den Zeitplan. Manche reisen sofort ab, andere brauchen einen oder zwei Trauertage, um sich zu fassen. Das akzeptieren wir natürlich. Das ist alles nicht so einfach, auch nicht für uns. Man lernt sich mit der Zeit kennen und fühlt auch mit.

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