Kritik an den Plänen fürs Center

Homburg. Sie nennen es Knochenprinzip, was aber wenig damit zu tun hat, dass sie Homburg schon derart abgemagert sehen, dass die Gebeine bloß liegen. Es ist vielmehr der Form geschuldet, die sich ergibt, wenn man dem geplanten Einkaufscenter auf dem Enklerplatz noch etwas quasi entgegensetzt

 Das Unternehmen ECE betreibt in der näheren Umgebung bereits Center, zum Beispiel das Saarpark-Center in Neunkirchen. Weitere sind geplant, etwa in Kaiserslautern. Foto: SZ

Das Unternehmen ECE betreibt in der näheren Umgebung bereits Center, zum Beispiel das Saarpark-Center in Neunkirchen. Weitere sind geplant, etwa in Kaiserslautern. Foto: SZ

Homburg. Sie nennen es Knochenprinzip, was aber wenig damit zu tun hat, dass sie Homburg schon derart abgemagert sehen, dass die Gebeine bloß liegen. Es ist vielmehr der Form geschuldet, die sich ergibt, wenn man dem geplanten Einkaufscenter auf dem Enklerplatz noch etwas quasi entgegensetzt. Es sind die Pläne der Hamburger Einkaufs-Center Entwicklungsgesellschaft, kurz ECE, die den Geschäftsleuten Manfred Fischer, Wolfgang Welsch und Rolf Omlor schwer im Magen liegen - zumindest deren Ausmaße. Angedacht ist, so weit bisher bekannt, auf dem bisherigen als Parkplatz genutzten Enklerplatz auf 18 000 Quadratmetern eine Einkaufsgalerie zu bauen, die Platz für 80 bis 100 Geschäfte bieten würde. Zudem sollen 600 Parkplätze entstehen. Die drei Gewerbetreibenden sind nicht prinzipiell gegen eine Ansiedlung. Sie sagen Ja zum Wettbewerb, "aber nicht so, dass der gewachsene Handel in seiner Existenz bedroht wird", unterstreicht Fischer. Denn die von ECE versprochene zusätzliche Kaufkraft zweifeln die Drei an, befürchten vielmehr ein "Absaugen". Das zeige sich etwa beim Blick auf andere Projekte des Unternehmens. "Solche Center sind autarke Gebilde, quasi eine Stadt in der Stadt", ergänzt Omlor. Da nütze es wenig, dass sie nicht auf der grünen Wiese stehen, sondern in der Innenstadt. Die Leute kauften dort ein und gingen danach müde heim - ohne einen Fuß in die restlichen Straßen zu setzen. Die Geschäftsleute sind mit ihren Befürchtungen, die von vielen Leerständen, Geschäftsaufgaben über den Verkehrskollaps bis zu einer Verödung der Innenstadt reichen, nicht allein. Vor etwa vier Wochen habe es eine erste Zusammenkunft gegeben. Dabei wurden, berichten sie, im Grunde genommen Daten und Fakten über ECE und über andere Bürgerinitiativen zusammengetragen. Um die 25 Homburger Gewerbetreibende seien damals dabei gewesen, mittlerweile seien es knapp 40, "mit zunehmender Tendenz". Ziel der Initiative ist es zunächst einmal, dass neutral "untersucht wird, ob das Vorhaben für Homburg passt". Ein Innenstadtverträglichkeits-Gutachten könne da Klarheit bringen. "Wir wollen weg von den Formeln ,ich glaube, ich denke' und Sachlichkeit hineinbringen", führt Fischer aus. Danach könne ein Fahrplan erstellt werden. Und auch die Diskussion überhaupt fehlt der Initiative: "Eine Sache, die Dimensionen so verschieben würde, muss öffentlich diskutiert werden." Die Initiative hat aber auch einen eigenen Vorschlag vorgelegt, eine Alternative zur geplanten Groß-Galerie. "Wir plädieren für ein offenes Center an zwei Standorten, einer auf dem Vauban-Carrée-Gelände, ein zweiter auf dem Enklerplatz - und das unter einem Management." Zudem könne das Saarpfalz-Center hinzugekauft werden. So würde die Stadt nicht in eine Gewinner- und Verliererzone aufgeteilt. Und da diese Anordnung grob skizziert einem Knochen ähnelt, haben sie ihr Prinzip so getauft. So könne wirklich integriert werden, zudem entzerre dies die Verkehrsführung und mache Homburg individuell. Das könne ja auch für ECE als neues Konzept attraktiv sein, zumal der Firma in vielen Städten Widerstand entgegenschlage. Ihr Vorschlag, der natürlich auch neutral überprüft werden müsse, liege einigen Parteien und dem Förderkreis Stadtmarketing vor. Nun suchen die Geschäftsleute das Gespräch mit Homburgs Oberbürgermeister Karlheinz Schöner - mal sehen, ob der dem Knochen, der ihm da vorgeworfen wird, etwas abgewinnen kann. Meinung

Reden, aber nicht totreden

 Erst vor kurzem eröffnet wurde die Europa-Galerie in Saarbrücken, ebenfalls ein ECE-Kind.Foto: SZ/ECE

Erst vor kurzem eröffnet wurde die Europa-Galerie in Saarbrücken, ebenfalls ein ECE-Kind.Foto: SZ/ECE

 Das Unternehmen ECE betreibt in der näheren Umgebung bereits Center, zum Beispiel das Saarpark-Center in Neunkirchen. Weitere sind geplant, etwa in Kaiserslautern. Foto: pm

Das Unternehmen ECE betreibt in der näheren Umgebung bereits Center, zum Beispiel das Saarpark-Center in Neunkirchen. Weitere sind geplant, etwa in Kaiserslautern. Foto: pm

 Erst vor kurzem eröffnet wurde die Europa-Galerie in Saarbrücken, ebenfalls ein ECE-Kind.Foto: pm/ECE

Erst vor kurzem eröffnet wurde die Europa-Galerie in Saarbrücken, ebenfalls ein ECE-Kind.Foto: pm/ECE

Von Merkur-Mitarbeiterin Ulrike Stumm Nicht nur Geschäfte, sondern auch Städte stehen untereinander in einem Wettbewerb. Das ist keine neue Erkenntnis, aber eine, die jedem klar sein muss, wenn es um Projekte geht. Homburg ist nicht gerade gesegnet mit Ansiedlungs-Erfolgen bei Einkaufsmeilen. Die Forum-Bebauung scheiterte ebenso wie das Vauban-Carrée, für das sich aber nun eine neue Lösung abzeichnet, wenn die Stadt das Gelände tatsächlich kaufen kann. Deswegen scheint es vermessen, gegen ein Projekt wie die Einkaufsgalerie auf dem Enklerplatz Front zu machen, die Homburg endlich das bringen würde, was immer wieder abgeschmettert wurde. Was Diskussionen im Vorfeld allerdings rechtfertigt, sind die Ausmaße, die hier angepeilt werden. Das könnte den Rahmen einer Stadt wie Homburg tatsächlich sprengen - angefangen beim Verkehr bis zur Belastung für den bestehenden Handel. Es gilt also genau zu überlegen, jedes Konzept abzuklopfen, ohne alles zu verwässern. Zudem muss diskutiert werden, aber ohne das zarte Pflänzchen totzureden oder den Investor abzuschrecken. Keine leichte Aufgabe, angehen muss man sie dennoch, denn die Konkurrenz schläft ganz bestimmt nicht.

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