Narren sollen drinnen feiern

Homburg

Homburg. Um einen angemessenen Umgang mit dem Rosenmontag in Homburg, zu dem alljährlich tausende Menschen in die Innenstadt strömen, wird schon seit Jahren gerungen: Zuerst wurde bei lauter Musik überall in der Innenstadt gefeiert, dann wurde angesichts der katastrophalen Zustände der Außenausschank komplett verboten, danach mit Einschränkungen und garniert mit einem Sicherheitskonzept wieder erlaubt. Dann schließlich sollte eine zentrale Party auf dem Christian-Weber-Platz, später ein Zelt auf dem Ilmenauer Platz dafür sorgen, dass nicht in weiten Teilen hemmungslos Alkohol getrunken, sondern auch gefeiert wird. Nun will die Stadt das Treiben noch konsequenter ins Innere verlegen: Der Außenausschank bleibt weiterhin nicht gestattet, und diesmal wird auch das Zelt auf dem Ilmenauer Platz nicht mehr aufgestellt, kündigte gestern der städtische Beigeordnete Rüdiger Schneidewind auf Anfrage unserer Zeitung an. Mit den Wirten, die im Zelt seit mehreren Jahren eine Party ausgerichtet hatten, sei das so abgesprochen. Dafür soll eine närrische Sause im Saalbau diejenigen locken, die wirklich ausgelassen feiern wollen. Für die richtige Stimmung sorgen Live-Bands und DJs. "Es ist ein ähnliches Konzept wie für den Weiberdonner am Fetten Donnerstag", erläutert Schneidewind. Gefeiert werden könne ab zwölf/13 Uhr bis in den späten Abend. Der Eintritt sei mit etwa sechs Euro recht niedrig. Außerdem werde es Alterskontrollen geben: Nur wer 18 Jahre alt ist, darf rein. Das Zelt auf dem Ilmenauer Platz sei zwar eine Verbesserung gewesen gegenüber den Zuständen früherer Jahre, sagte Schneidewind zu den Gründen für die Entscheidung. Allerdings sei es nicht so angenommen worden wie gewünscht. Dennoch habe sich die Situation gegenüber den Verhältnissen Anfang 2000 deutlich verbessert. "Damals war die Sicherheitslage teilweise nicht mehr zu gewährleisten." Die Probleme der frühere Jahre seien massiv zurückgedrängt worden, "weil alle mitgezogen haben: Wirte, Polizei, Rotes Kreuz". Es gebe auch lange nicht mehr so viele alkoholisierte Jugendliche, die behandelt werden müssen. Mit der neuen Entscheidung soll nun ein deutliches Signal gesetzt werden: "Was es früher gab, gibt es so nicht mehr. Wer feiern möchte, kann das im Saalbau oder in den Kneipen tun." Auch Straßen werden nicht mehr gesperrt. Musik soll es in der Innenstadt draußen keine mehr geben. Zugleich wird die Polizei erhöht präsent sein. So sollen die Probleme noch weiter runtergefahren werden. "Wenn es keine Außen-Beschallung mehr gibt, dann fällt auch ein Anreiz weg für diejenigen, die sich nur besinnungslos betrinken wollen." Für alle, die sich ehrlich amüsieren möchten, "ist der Saalbau eine gute Alternative, um mit Musik im Warmen und Trockenen zu feiern". Meinung

Feiern statt voll laufen lassen

Von SZ-Redakteurin Ulrike Stumm Nein, niemand will den Fastnachtern den Spaß verderben. Dafür sorgen alljährlich beim Rosenmontag in der Homburger Innenstadt schon diejenigen, die sich zulaufen lassen, ihren Müll rumwerfen, die pöblen, sich übergeben oder bewegungslos rumliegen, um ihren Rausch auszuschlafen. Für den, der ehrlich feiern möchte, ist das nicht gerade ein Ansporn, hierher zu kommen. Insofern sind die Bemühungen der Stadt richtig, Alternativen zu bieten. Niemand möchte die anlocken, die in Homburg nichts anderes suchen als übermäßig viel Alkohol und möglicherweise Ärger. Ganz zu schweigen davon, dass die Allgemeinheit auch in der Verantwortung ist, wenn gerade Jugendliche nicht wissen, wann Schluss ist bei Schnaps oder Bier. Zum Glück sind die Auswüchse vergangener Jahre durch das stete Ringen um neue Konzepte zumindest in Teilen eingedämmt worden. Was an Missständen bleibt, ist aber unangenehm genug. Deswegen ist der neue Versuch einer Umstellung richtig. Allerdings: Es ist immer schwierig, dort etwas zu etablieren, wo es eigentlich nicht tief verwurzelt ist. Zu wünschen ist den Verantwortlichen dennoch, dass das neue Rosenmontagskonzept grundlegend greift, die Party unterm Dach angenommen wird. Das hat dann auch wieder viel mehr mit fröhlichem Feiern zu tun.

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