Abschlussveranstaltung nach Rhetorik-Seminar Johanneumsschüler lernen die Kunst der freien Rede

Homburg · Wenn es um die freie Rede geht, um das geschickte Vermitteln von Inhalten durch das gesprochene Wort, um gekonntes Präsentieren, dann gibt es einige Faustregeln. Da wäre zum Beispiel „Man kann über alles sprechen, nur nicht über fünf Minuten“.

 Sandra Klümper (links), Jill Menninger und ihr sehr dynamisches Flipchart.

Sandra Klümper (links), Jill Menninger und ihr sehr dynamisches Flipchart.

Foto: Thorsten Wolf

Oder auch „Es ergibt wenig Sinn, bei einer Powerpoint-Präsentation genau das vorzulesen, was dort eh schon steht.“ Auch wichtig: Wer anderen etwas „verkaufen“ will, der sollte auch etwas zu verkaufen haben. Wer zumindest das schon mal alles beherzigt, der wird im weiten Feld der Rhetorik, also der Kunst des Redens, nicht völlig planlos umherstolpern. Aber natürlich gibt es da noch viel, viel mehr zu beachten. Und am Homburger Gymnasium Johanneum ist es eine gerne und gut gepflegte Tradition, in jedem Jahr Schüler mit einem Rhetorik-Seminar an der Europäischen Akademie in Otzenhausen fit zu machen für die feine Kunst, mit Worten etwas zu bewirken.

Am Donnerstagabend präsentierten Schüler der Klassenstufe 11, was sie in der Zeit zwischen dem  7. und dem  10. Januar dort gelernt haben – mit einer großen Abschlussveranstaltung in der Aula ihrer Schule. Das große Thema des Rhetorik-Seminars griff dabei aktuelle Entwicklungen und Themen auf: „Can you hear me? Jugendliche reden Klartext über ihre Zukunft: globale, soziale und ökologische Gerechtigkeit“ rückte vieles von dem in den Vordergrund, was gerade Jugendliche in diesen Tagen umtreibt. Und so ging es in unterschiedlichen Präsentationsformen – von der klassischen Rede über Simple Shows (kurze Erklär-Videos) bis hin zu Musikinterpretationen und dymanischen Flipcharts – um Klimaflucht, Kohlendioxid-Ausstoß, Konsumverhalten, Kapitalismus, Visionen für eine neue Welt und einiges mehr. Die von Schüler Christian Varkentin moderierte Veranstaltung schaffte es dabei, die Zuhörer nicht im gesprochenen Wort ertrinken zu lassen. Gerade der Wechsel von Präsentationsform zu Präsentationsform sorgte immer wieder dafür, dass es nicht langweilig wurde.

Nun ist es natürlich immer so, dass alles leicht von der Hand geht, wenn alles klappt. Doch was tun, wenn, mitten im Fokus von Scheinwerfern und auf einer Bühne vor vielen Leuten, bei einer noch so durchdachten Präsentation etwas daneben geht? Da ist es wie im richtigen Leben: Nur Meister meistern die Krise. Und genau das gelang Sandra Klümper und Jill Menninger bei ihrer Flipchart-Präsentation der Organisation „Four Ocean“. Beide musste erleben, dass der Teufel eben auch im Detail steckt – und das kleine Klebezettel mitunter alles tun, nur nicht da kleben, wo sie kleben sollen. Eine solche Situation zu überspielen, da braucht man schon Nerven, etwas Humor und ein Publikum, das sich verständig zeigt ob der kleinen Tücken des (Präsentations-) Alltags. All das hatten Sandra Klümper und Jill Menniger mit einigem Lachen auf ihrer Seite. Merke: Wer sich menschlich zeigt, der erreicht Menschen.

Nicht nur hier zeigten die Schüler des Johanneums, dass sie etwas mitgenommen haben aus Otzenhausen. Auch drumherum wurde, ganz im Geist der guten Informationsvermittlung, wenig dem Zufall überlassen. So verfasste Schülerin Nike Fischer eine wortgerechte Pressemitteilung, das Orgateam der Schule hatte alles samt Sound und Licht im Griff. Schulleiter Oliver Schales konnte also durchweg zufrieden sein mit dem, was und wie sich seine Schule auch an diesem Abend wieder präsentierte.

Schales selbst hatte den Abend eröffnet und den Gästen in der Aula die Bedeutung von guter Rhetorik noch einmal einleitend vor Augen geführt – nicht ohne die Schattenseiten des gesprochenen und geschriebenen Wortes in der heutigen Zeit, Stichwort „Hatespeech“, unerwähnt zu lassen. „Mit Sprache kann man, wie mit einer Waffe, anderen Menschen wehtun, sie verletzen.“ So wünsche er sich, dass die Schüler seiner Schule als Botschafter des Johanneums das täten, was Nelson Mandela so in Wort gefasst habe: Sprache könne heilen.

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