Dem Saarpfalz-Kreis historisch auf der Spur

Homburg/Blieskastel. Zu jenen barocken Prachtbauten der Region, die wissenschaftlich gut erforscht sind, gehört das Schloss der Grafen von der Leyen in Blieskastel. Intensiv setzten sich Forscher aus unterschiedlichen Perspektiven mit dem Gebäude auseinander, das über der Stadt thronte und das im Verlauf der Französischen Revolution nach 1793 zerstört und danach abgerissen wurde

Homburg/Blieskastel. Zu jenen barocken Prachtbauten der Region, die wissenschaftlich gut erforscht sind, gehört das Schloss der Grafen von der Leyen in Blieskastel. Intensiv setzten sich Forscher aus unterschiedlichen Perspektiven mit dem Gebäude auseinander, das über der Stadt thronte und das im Verlauf der Französischen Revolution nach 1793 zerstört und danach abgerissen wurde. Weniger intensiv unter die Lupe genommen wurde indes bislang die frühe Baugeschichte der Residenz unmittelbar nach dem Dreißigjährigen Krieg. Diesem Thema widmet sich nun Wolfgang Laufer, der frühere Direktor des saarländischen Landesarchivs in Saarbrücken, in der neuen Ausgabe der "Saarpfalz": Die "Blätter für Geschichte und Volkskunde" wurden vom Saarpfalz-Kreis jetzt in ihrer zweiten Ausgabe für dieses Jahr und als 101. Heft der Schriftenreihe insgesamt herausgegeben. Nach seinen Recherchen begann die Familie von der Leyen unmittelbar nach dem Erwerb des bis dahin zu Trier gehörenden Amtes Blieskastel im Jahr 1660 mit dem Bau einer weitläufigen Schlossanlage auf dem bereits besiedelten Blieskasteler Burgberg. Blieskastel stellte demnach eine der frühesten großen Bauunternehmungen in Deutschland nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges dar. Als einziges Relikt der Schlossanlage hat sich bis heute der "Lange Bau" erhalten, der 1669/70 im Zusammenspiel mit einer Gartenanlage begonnen und drei Jahre später vollendet wurde. Dieses als "Orangerie" bezeichnete Bauwerk vermag nach Laufers Ausführungen, die reichhaltig mit den zeitgenössischen Bauplänen illustriert sind, den Stil des Ensembles aufzuzeigen. Laufer widerspricht der bisher geläufigen Auffassung, dass schon damals die Absicht bestanden habe, die Residenz der Familie in Blieskastel einzurichten, ihr hier quasi den "Stammsitz" zu schaffen. Vielmehr sei es Ziel der Adelsfamilie gewesen, "eine glanzvolle Anlage zum Ruhm der von der Leyen, zugleich eine würdige Residenz für den kurfürstlichen Bruder Damian Hartard von der Leyen zu errichten": Dieser wurde 1675 zum mächtigen Kurfürsten von Mainz. Blieskastel sei in dieser Phase also noch nicht als Herrschaftssitz der Reichsgrafen vorgesehen gewesen, sondern zur Demonstration der Macht und Repräsentation eines hochrangigen Familienmitgliedes. In der Tat kam es dazu erst mehr als ein Jahrhundert später, nämlich 1773, als Reichsgraf Franz Karl von der Leyen und seine Frau Marianne ihren Sitz von Koblenz nach Blieskastel verlegten. Danach erst begann der Ausbau der bis heute erhaltenen barocken Altstadt. Dass die "Dicke Eiche" auf dem Kirchheimerhof bei Breitfurt inzwischen den Stammumfang von fünf Metern überschritten hat, ist für den Blieskasteler Heimatforscher Hans Cappel Anlass, auf die Geschichte des imposanten Naturdenkmals einzugehen. Als solches ausgewiesen war der knorrige Riese bereits in den 1930er-Jahren, damals war sein Umfang noch mit 3,50 Meter aktenkundig. Und 1980 hatte Cappel selbst bei einer neuerlichen Erfassung etwa ein Meter über dem Erdboden noch 444 Zentimeter gemessen - die "Dicke Eiche" wird also immer noch dicker. Die Kapelle auf dem alten St. Ingberter Friedhof ist schließlich das Thema von Heiner Baus. Älter als die Engelbertskirche, wurde sie 1742 auf einem privaten Grundstück der Familie Stief errichtet. Erst nach 1820 wurde ihr Umfeld als Friedhof neu genutzt. Geschichte und die Veränderung ihres Aussehens erläutert der Autor in seinem Aufsatz im Detail.

Auf einen BlickSaarpfalz 2/2009: 72 Seiten, 27 Abbildungen, drei Beiträge, eine Buchbesprechung, Kalendarium "historischer" Vorträge im dritten Quartal 2009. Schriftleiter: Kreisdenkmalpfleger Bernhard Becker unter Mitwirkung einer vierköpfigen Fachredaktion. Bezug: Amt für Heimatpflege und Denkmalschutz des Saarpfalz-Kreises, Zimmer 417, Landratsamt Homburg, Tel. (06841) 104 417, E-Mail: traudel-neumueller@saarpfalz-kreis.de sowie im Buchhandel und bei den Kultur- und Verkehrsämtern der Städte und Gemeinden. Preis: 3,25 Euro. bam

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort