Neues vom Saarbrücker Ophüls-Festival Die „vielleicht schönste Zeit in Saarbrücken“

Saarbrücken · Heike Makatsch ist der Ehrengast des kommenden Filmfestivals Max Ophüls Preis in Saarbrücken. Die Köpfe des renommierten Nachwuchsfestivals haben am Freitag einen ersten Einblick ins Programm gegeben, das vom 20. bis zum 26. Januar läuft.

 Ehrengast Heike Makatsch: In Saarbrücken zeigt sie ihre Filme „Männerpension“, die Knef-Biografie „Hilde“, das Drama „Fremde Tochter“ und den aktuellen Musical-Erfolg „Ich war noch niemals in New York“.

Ehrengast Heike Makatsch: In Saarbrücken zeigt sie ihre Filme „Männerpension“, die Knef-Biografie „Hilde“, das Drama „Fremde Tochter“ und den aktuellen Musical-Erfolg „Ich war noch niemals in New York“.

Foto: dpa/Britta Pedersen

Dass Heike Makatsch Ehrengast der nächsten Ausgabe des Filmfestivals Max Ophüls Preis wird, das war vielleicht die Nachricht mit mehr Glamour-Wert. Eine andere war da etwas unauffälliger, aber wichtiger: Dass nämlich Svenja Böttger, Festivalleiterin seit 2017, nun auch (seit 1. Juli) Geschäftsführerin der städtischen Ophüls-Gesellschaft ist, zusammen mit Saarbrückens Kulturdezernent Thomas Brück (Grüne). „Den Festivalerfolg der vergangenen Jahre wollten wir damit abbilden“, sagte Brück am Freitagmorgen bei der Programmpressekonferenz in Saarbrücken. Das verspricht eine willkommene personelle Kontinuität; eine unterschriebene Vertragsverlängerung hatte Böttger in einem SZ-Gespräch bereits erwähnt, auch der Künstlerische Leiter Oliver Baumgarten hat verlängert. Gute Nachrichten.

Am 20. Januar beginnt die 41. Festivalausgabe mit Ehrenpreisträger Rosa von Praunheim (wir berichteten) und Ehrengast Heike Makatsch. Vier Filme wird die Schauspielerin und Sängerin in Saarbrücken zeigen und diskutieren: ihren ersten Film (und Durchbruch) „Männerpension“, die Knef-Biografie „Hilde“, das Drama „Fremde Tochter“ und den aktuellen Musical-Erfolg „Ich war noch niemals in New York“.

Der Festivalclub „Lolas Bistro“ kehrt nach dem diesjährigen Intermezzo im SaarForum zurück in das Alte Kaufhaus/Ex-C&A in der Viktoria­straße. Das Haus hat einen neuen Eigentümer, erklärte Böttger, der in Kaiserlautern ein Kino betreibt und das Ex-Kaufhaus 2021 in ein 160-Betten-Hotel verwandeln will. Zuvor aber ist es noch Standort des Festivals, das diesmal nicht nur bei der „Blauen Stunde“ (11. Januar) und dann abends während des Festivals geöffnet sein soll: „Wir testen einen Tagesbetrieb“, sagt Böttger, mit Kaffee, Kucken, Ticketverkauf und Pressezentrum.

    Svenja Böttger, Festivalleiterin und seit Juli auch Ko-Geschäftsführerin.    Foto:  Oliver Dietze/ dpa

Svenja Böttger, Festivalleiterin und seit Juli auch Ko-Geschäftsführerin. Foto:  Oliver Dietze/ dpa

Foto: dpa/Oliver Dietze

Eine Neuerung aus diesem Jahr geht 2020 weiter: „Ophüls uff de Schnerr“. Im Januar hatte das Festival erstmals einige Filme des Wettbewerbs abseits Saarbrücken gezeigt,  in den Thalia Lichtspielen und in der Kinowerkstatt St. Ingbert. Die Resonanz war gut, so dass auch diesmal Filme und Filmteams übers Land ziehen: in Richtung „Capitol“-Kino in Saarlouis und in ein zweites Filmtheater, das demnächst publik gemacht wird.

   Oliver Baumgarten, der Künstlerische Leiter des Filmfestivals Max Ophüls Preis.

Oliver Baumgarten, der Künstlerische Leiter des Filmfestivals Max Ophüls Preis.

Foto: dpa/Oliver Dietze

Neu beim Festival ist in diesem Jahr eine Zusammenarbeit mit dem „Tel Aviv International Student Film Festival“: In Saarbrücken wird ein Kurzfilmprogramm mit fünf Produktionen von verschiedenen israelischen Filmhochschulen laufen, begleitet von fünf Filmemacherinnen und Filmemachern. Das Saarbrücker Festival wird im Gegenzug beim nächsten Filmfestival in Tel Aviv im Juni 2020 auch ein Programm kuratieren.

Die saarländischen Filmproduktionen, die in den vergangenen Jahren in der zusätzlichen Reihe „Saarland Medien präsentiert“ liefen, werden nun ins offizielle Programm integriert und vom Festival kuratiert, als Reihe „MOP-Shortlist: Saarland“. Einen Kurzfilmblock gibt es da zu sehen, eine Dokumentation, deren Titel noch verkündet wird,  und ein saarländischer Spielfilm: Regisseur/Autor Thomas Scherer hat seine schwarzhumorige SR-Krimiserie „Unter Tannen“ zu einem 90-Minüter zusammengeschnitten – Uraufführung bei Ophüls.

  Uraufführung bei Ophüls: die Spielfilmfassung der humorigen TV-Reihe „Unter Tannen“ mit Bejo Dohmen (l.) und Gerhard Polacek.

Uraufführung bei Ophüls: die Spielfilmfassung der humorigen TV-Reihe „Unter Tannen“ mit Bejo Dohmen (l.) und Gerhard Polacek.

Foto: WP Films

Was bieten nun die vier Wettbewerbe mit ihren insgesamt 63 Filmen, die Böttger, Baumgarten und Christian Bauer (SR) aus 890 gesichteten Produktionen ausgewählt haben? Einen genauen politischen Blick, verspricht Baumgarten; es gehe unter anderem um Benachteiligungen von Frauen (der Kurzfilm „Trading Happiness“ etwa erzähle von Zwangsheiraten in Vietnam), um das aktuelle Amerika unter Trump (die Doku „Arche Nora“) und um eine Generation der Um-die-30-Jährigen, die es sich sehr bürgerlich bequem gemacht haben und sich dabei gerne politisch engagieren, wenn es denn nicht zu viel Mühe macht: siehe Wettbewerbsfilm „Waren einmal Revoluzzer“ mit Julia Jentsch.

 Sara Toth in dem Spielfilm „Lovecut“ über sexuelle Identität in der digitalen Welt.

Sara Toth in dem Spielfilm „Lovecut“ über sexuelle Identität in der digitalen Welt.

Foto: MOP/Silverio Films

Durch viele Filme ziehe sich auch ein Thema, das das Festival in diesem Jahr als Schwerpunkt mit Diskussionen und Branchenveranstaltungen begleitet: der „queere Blick“ abseits der üblichen, gesellschaftlich zementierten  Geschlechternormen und die gesellschaftliche Diversität, die sich nach Meinung des Festivals nicht ausreichend in den produzierten Filmen und ihren Figuren widerspiegele. Dazu wird es Podiumdiskussionen geben, einen Drehbuch-Wettbewerb, außerdem einen Workshop zum Thema sexuelle Belästigung bei der Arbeit (also am Drehort etwa) und einige Termine mit Ehrenpreisträger Rosa von Praunheim. Er zeigt vier Filme und will den jungen Kolleginnen und Kollegen sein autobiografisches Buch kredenzen, dessen Titel viel für die eigene Lebensplanung verspricht: „Wie wird man reich und berühmt?“

 Eine Szene aus Lisa Wagners Doku „Fritsch’s Pfusch“ über den Theatermacher  Herbert Fritsch.

Eine Szene aus Lisa Wagners Doku „Fritsch’s Pfusch“ über den Theatermacher  Herbert Fritsch.

Foto: MOP/Paul Rohlfs

Diesmal nicht dabei ist Marcel Ophüls, der 91-jährige Sohn des Festival-Namensgebers – aber sein Enkel Ben Seyfert, Filmwissenschaftler aus Los Angeles, reist an und zeigt einen Film seines Urgroßvaters: „Komödie ums Geld“ von 1936. Es wird also bunt in der Ophüls-Woche, die der neue Oberbürgermeister Uwe Conradt in seiner Begrüßung galant „die vielleicht schönste Zeit in Saarbrücken“ nannte.

Informationen zu allen Wettbewerbsfilmen unter www.ffmop.de

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