Simple Minds, Sisters of Mercy und Kim Wilde in Saarbrücken Nostalgie – da weiß man, was man hat

Saarbrücken · Ein Hauch von Nostalgie weht demnächst durch die Hallen der Region. Künstler, die vor allem in den 1980er Jahren zu Stars wurden, reisen an und spielen das, was die meisten hören wollen: die größten Hits von damals.

Bands der 80er spielen ihre größten Hits
Foto: Saarevent

Eine wohlige Welle musikalischer Nostalgie brandet in den nächsten Monaten durch die Region – wohlig vor allem für reifere Semester, die sich in den 1980ern die ersten „Schallplatten“ kauften, wie das damals hieß, als ein Vinyl-Album noch nicht Retro-Chic war und CDs noch nicht geboren waren (die heute dahinsiechen). Am 21. März nächsten Jahres werden die Nebelmaschinen in der Saarbrücker Garage an ihre Leistungsgrenzen kommen, wenn The Sisters of Mercy auftreten. Die Düsterband um Andrew Eldrich hat zwar seit 1993 keine neue Musik mehr veröffentlicht, aber die alten Hits wie „This Corrosion“ oder „Temple of Love“ sind genug, im Konzertgeschäft sind die Briten eine sichere Bank. Die jüngste Deutschlandtour war ausverkauft.

 Kein neue Musik seit 1993 veröffentlicht, aber durchweg volle Hallen: The Sisters of Mercy.

Kein neue Musik seit 1993 veröffentlicht, aber durchweg volle Hallen: The Sisters of Mercy.

Foto: Saarevent

Nicht ganz so läuft das allerdings bei den Kollegen Orchestral Manoevres in the Dark: Das Duo hatte für diesen Dezember ein Konzert in Saarbrücken angekündigt – aber vielleicht war die Saarlandhalle  doch zu geräumig für die Briten, die ihre Keyboards dann lieber bei einem Zusatzkonzert in Berlin aufgestellt haben, wo die Karten-Nachfrage wohl größer war. Ihr mit Abstand größter Hit in Deutschland, „Maid of Orleans“ (ein Monat lang auf Platz 1), ist halt auch schon 37 Jahre alt.

 Kim Wilde, in den 80ern großer Popstar und Schmachtobjekt vieler Pubertierender.

Kim Wilde, in den 80ern großer Popstar und Schmachtobjekt vieler Pubertierender.

Foto: picture alliance / dpa/J“rg Carstensen

So gesehen, wird es interessant sein, die Zuschauer zu zählen, wenn Kim Wilde im Oktober 2020 in die Kongresshalle kommt; in den 1980ern war sie ein veritabler Popstar mit Hits wie „Kids in America“ (38 Jahre alt) und ein schmollmundiges Schmachtobjekt für Heerscharen von Pubertierenden; danach reüssierte sie als Garten- und Begrünungs-Expertin im britischen Fernsehen und wird auch schon 60 sein, wenn sie in Saarbrücken anreist. Das Motto der Tournee stellt klar, dass man nicht von eventuell neuem Material verschreckt wird, sondern dass das Publikum das bekommt, was es wohl überwiegend will: „The Greatest Hits“, ein Abend der Nostalgie und der Erinnerungen an eine Zeit, in der man jünger war und noch einen direkteren Draht zur Popmusik hatte. Im Juni 2020 kommt außerdem die US-Band „The Hooters“ in die Garage, die vor 32 Jahren mit „Johnny B“ einen Top10-Hit in Deutshland hatte – sie ist auf Jubiläumstournee zu ihrem 40. Geburtstag.

Es kann für Musiker ein Fluch sein, mit ihren Fans in die Jahre gekommen zu sein – das Interesse an neuem Material hält sich seitens des Publikums (manchmal auch des Künstlers) oft in Grenzen, die kann man ja auch nicht mit Erinnerungen verbinden, die Jahre, manchmal Jahrzehnte alt sind. Ein Segen für beide Seiten: Das Publikum weiß genau, was es bekommt, Musikerinnen und Musiker wissen, welche Stücke funktionieren, und haben selbst vielleicht auch ihren Spaß beim Kramen in Erinnerungen. Wobei ein Tourmotto wie „The Greatest Hits“ verlässlich klingt, aber auch ein bisschen protzig – Sting etwa, der am 2. Juli in die Luxemburger Rockhal kommt, nennt seine Hits-Tournee etwas subtiler „Sting: My Songs“.

Simple Minds gehen es da etwas offensiver an und verschweigen in ihrem vollmundigen Tourmotto auch galant das ein oder andere Hit-lose Jahr: „40 Years of Hits“ nennt sich die Konzertreise, die die Band um Sänger Jim Kerr am 2. April 2020 in die Saarlandhalle führt. Wie der Auftritt klingen könnte, kann man auf einem neuen Konzertmitschnitt der Band hören: Das Doppelalbum „Live in the City of Angels“ enthält 25 Stücke (die Deluxe- und Download-Version 40), die nahezu alle bei einem Konzert im Orpheum Theatre in Los Angeles aufgenommen wurden. Die Band schlägt einen weiten Bogen von ihren Anfängen im New-Wave-Pop der 1980er („Love Song“) über ihre äußerst lukrative Stadionrock-Phase („Don’t you forget about me“) bis in ihre Gegenwart („Walk between Worlds“). Das ist oft packend, auch wenn manche alten Albumversionen, etwa von „Up on the Catwalk“, mehr Wucht und Schmackes haben als hier live. Und „Alive and Kicking“ kommt hier etwas pompös und schwerfüßig daher. Aber ansonsten spielt sich die Band sehr souverän durch sein großes Programm – das sollte in Saarbrücken nicht anders sein.

 simple minds

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Foto: BMG

Simple Minds: Live in the City of Angels (BMG). Konzert: 2. April, Saarlandhalle. Tickets, auch für die anderen erwähnten Konzerte an den üblichen VVK-Stelle und unter www.garage-sb.de. Karten für Sting: www.rockhal.lu

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