Comedy Warum man sich irgendwann „fremd im eigenen Bart“ fühlt

Saarbrücken · „Ausländer raus! – aus dem Zoo“: Ein nicht ganz klischeefreier Ethno-Comedy-Abend in der Saarlandhalle mit RebellComedy.

(sedi) Der türkischstämmige Komiker Kaya Yanar war mit der Sendung „Was guckst du?!“ der Vorreiter für ein jetzt eigenständiges Genre im Comedy-Bereich: Auftritte von Komikern mit Migrationshintergrund, genannt Ethno-Comedy, die ein immer größeres, oft gar nicht migrantisches Publikum erfreuen. So war’s auch beim Gastspiel der RebellComedy-Truppe in der Saarlandhalle, wo im Publikum durchaus auch Leute mit Vornamen wie Theo, Kevin oder Carsten saßen.

„Ausländer raus! – aus dem Zoo“ nannte sich das Programm, das sich hauptsächlich mit Missverständnissen und Vorurteilen zwischen Deutschen und Migranten, aber auch zwischen Migranten erster und zweiter Generation beschäftigte. Wieso er mit seinem deutschen Freund zelten gehen wolle, soll der aus Marokko stammende Vater von Benaissa Lamroubal gefragt haben: „Ich hab dich nicht Deutschland gebracht, damit du Zelt gehst!“. Die zweite Generation sei die des Übergangs und jene, die mit den alten Traditionen der Heimat breche, meinte Lamroubal. So habe er sich etwa eine Tochter gewünscht, weil er seine (Heimat-)Kultur kenne: Söhne stünden unter unheimlichem Druck, dass aus ihnen etwas Besseres werde. Ähnlich thematisierte das Salim Samatou, der mit elf aus Indien nach Deutschland gekommen war: „Jeder ausländische Vater wünscht sich, dass sein Kind Arzt wird.“ Das sei der „Royal Flush“ der Berufe, mit dem ein Vater den anderen in der Shisha-Bar ausstechen könne. Samatou sprach auch über die Deutschen und deren Verhältnis zu Ausländern: Spreche ein US-Amerikaner einen Deutschen an, entschuldige sich dieser für sein schlechtes Deutsch. Einen Türken allerdings beschimpfe der Deutsche für dessen schlechtes Deutsch – kurzum: „Amerikaner müssen sich nicht integrieren.“ Ausländische Wurzeln zu haben, sei eine Super-Kraft, meinte der ägyptisch-stämmige Hany Siam, der den Anfang der Show machte. So könne man sich gut in der Schlange vordrängeln. Eine Frau habe ihn darauf angesprochen, da habe er einfach zurückgefragt: „Hast du mich gerade ‚Nigger‘ genannt?“. Dumm sei’s nur gewesen, als er nicht gemerkt habe, dass ein Schwarzer ihn auf sein Fehlverhalten angesprochen hatte.

Man wolle bei RebellComedy aus den Klischees ausbrechen, meinte Babak Ghassim zu Beginn seines Beitrags. Kaya Yanar habe noch sehr stark damit gearbeitet, das wolle RebellComedy nicht. Ganz nachvollziehbar war diese Aussage nicht, tauchten Klischees doch ständig auf in der Show. Ghassim lieferte in Form eines Poetry-Slams deren philosophischsten Teil ab: ein Dialog zwischen ihm und seinem Bart, später noch erweitert durch die weißen und die schwarzen Haare desselben. Die weißen drängten die schwarzen immer mehr zurück, sodass letztere sich „fremd im eigenen Bart“ fühlten und „Wir sind dein Bart!“ skandierten.

Khalid Bounouar hatte in seinem etwas überdrehten Beitrag den besten Moment, als er im Dialog mit dem Publikum erst etwas Saarländisch lernen wollte, dann den Spieß aber umdrehte und zurückgab: „Kevin und Carsten, lasst es euch von einem Khalid gesagt sein: Lernt Deutsch, ihr Missgeburten!“. Insgesamt lieferte RebellComedy eine kurzweilige Show ab, der etwas politische Schärfe fehlte: Weder Islamisten noch Rechtsradikale spielten da irgendeine Rolle. Seltsam auch, dass auf eine Zugabe einfach verzichtet wurde. Lag’s daran, dass die Halle mit nur 700 Leuten etwas leer wirkte?

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