Friedenspreis des Deutschen Buchhandels Wenders ehrt Friedenspreisträger Salgado

Frankfurt a.M. · Die Schwarz-Weiß-Fotos des 75-jährigen Brasilianers Sebastião Salgado dokumentieren Menschen und Natur am Rande ihrer Existenz.

Der brasilianische Fotograf Sebastião Salgado (75) ist am Sonntag in der Frankfurter Paulskirche mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet worden. Regisseur Wim Wenders, der mit und über ihn den Film „Das Salz der Erde“ (2014) gedreht hat, sagte in seiner Laudatio über Salgados Fotografien: „Seine Bilder entwaffnen, sie stiften Verbindung, Nähe und Empathie“. Sie seien ein „Werk des Friedens“.

Wenders kritisierte in seiner bewegenden Lobrede, dass der Frieden noch immer „hoch auf der Liste der Neujahrswünsche“ stehe, aber im Alltag und in der Politik meist „zur Worthülse verkommen“ sei. Andere Probleme hätten sich in den Vordergrund geschoben. Der Regisseur nannte dabei „die Klimakatastrophe, die jegliche Zukunft auf dem Planeten verdunkelt,“ ebenso wie Völkerwanderungen und Fluchtbewegungen, aber auch Ungerechtigkeit, Armut, Hunger und Arbeitslosigkeit. Diese Themen seien jedoch zugleich „Grundbedingungen für Frieden“.

Salgado habe sich mit seinem Werk eben diesen Themen gewidmet. Wenders erwähnte Salgados Fotoband „Arbeiter“ und hob zudem seine Fotos zum Thema Migration hervor. „Er fotografiert Menschen auf der ganzen Welt, die durch Hunger, Krieg oder Unterdrückung gezwungen sind, die Heimat zu verlassen und sich auf eine Reise ins Ungewisse zu machen.“ Damit erweise sich der brasilianische Fotograf als ein „Seher, dessen Kamera uns prophetisch den Verlust weiterer Friedensgrundlagen vor Augen führt“.

Zugleich finde Salgado mit seinen Fotografien aber auch „das Paradies oder er zeigt uns, dass es das noch gibt“, lobte Wenders. Er wende sich nicht allein der Zerstörung der Natur zu, sondern ebenso ihrer Unversehrtheit, sagte der Regisseur mit Blick auf Salgados Fotoband „Genesis“. Mit seinem Gesamtwerk führe er der Menschheit vor Augen: „Es kann keinen Frieden ohne soziale Gerechtigkeit und ohne Arbeit geben“, ohne Anerkennung der Menschenwürde, ohne Beendigung von Armut und Hunger und „ohne dass wir die Schönheit und Heiligkeit unserer Erde achten“.

Salgado forderte in seiner Dankesrede dazu auf, „nicht zu verleugnen, was wir einander anzutun fähig sind, weil der Mensch immer des Menschen Wolf ist“. Doch die Zukunft liege allein in den Händen der Menschen. „Um eine andere Zukunft zu errichten, müssen wir die Gegenwart verstehen.“ Seine Fotos zeigten diese Gegenwart: „Und so schmerzhaft der Anblick ist, wir dürfen den Blick nicht abwenden“, sagte Salgado.

Sein Werk bezeichnete Salgado als „fotografischen Essay“, den er vor 50 Jahren begonnen habe und bis heute weiterschreibe. Seinen Preis wolle er mit all den Menschen teilen, die er ins Zentrum dieses Essays gestellt habe. Sich selbst bezeichnete er als „Sozialfotograf“. Es sei seine „Mission, Licht auf Ungerechtigkeit zu werfen“. Zugleich räumte er ein, dass seine Fotografien auch „eine ästhetische Dimension“ hätten.

Salgado arbeite seit mehr als 40 Jahren zu Themen, die die Menschheit bewegten, fasste der Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Heinrich Riethmüller, die Gründe für die erstmalige Wahl eines Fotografen zum Preisträger zusammen: Klima, Naturzerstörung, Migration, Arbeitsbedingungen. Er rufe dazu auf, die Schönheit der Welt zu bewahren. Seine Sichtweise sei „eher mit der eines Literaten als mit der eines Berichterstatters vergleichbar. Der mit 25.000 Euro dotierte Friedenspreis des Deutschen Buchhandels wird alljährlich zum Abschluss der Frankfurter Buchmesse in der Paulskirche verliehen.

(kna)
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