Williy Astor in Neunkirchen Wortakrobat bewies auch musikalisches Talent

Neunkirchen · Komiker Willy Astor gastierte in Neunkirchen. Neben allerlei Flapsigkeit gab’s von dem Bayern auch Besinnliches an der Gitarre.

 Willy Astor

Willy Astor

Foto: Sebastian Dingler

Was für ein Wortakrobat! Die Spezialität des Komikers Willy Astor sind die kleinen witzigen Wortverdreher oder Doppeldeutigkeiten. Wenn dann so jemand in der Neunkircher Gebläsehalle auftritt, ist absehbar, was passiert: „Das wäre auch ein super Name für ein Edelbordell“, fällt Astor dazu ein, sehr zur Freude der etwa 600 Zuschauer. Zunächst aber begrüßt der Bayer zwei Zuspätkommende mit einer Umarmung und „Was war los, die andern ham’s auch pünktlich gschafft?“. Einem anderen Zuschauer attestiert er: „Hübsches Sakko, gibt’s des auch in deiner Größe?“.

Bei aller Flapsigkeit bleibt der 58-Jährige aber immer vom Grund auf sympathisch, das zeigt sich auch darin, dass er sich in der Pause an den Verkaufsstand setzt, dort signiert und Fotos machen lässt. Bis dahin kalauert er sich durch den Abend, etwa mit: „Drei, vier Kilo Sand im Po, das ist imposant!“. Oft hilft ihm bei den Wortspielen der bayrische Dialekt. „Optimismus“ hört sich dann an wie die Frage, ob einer jungen Frau die Blase drückt. Etwas ungeschickt ist es, wenn einem in Bayern die richtigen Kräuter für den Gurkensalat fehlen und man die Nachbarin fragt: „Ham Sie an Dill do?“. Da ist natürlich „a Watschn“ die Folge.

Dann schnappt sich Astor die Gitarre und spielt seine „besten Hits“. Das funktioniert so, dass er in der Strophe jeweils den veränderten Sinn des Refrains vorbereitet. Da benötigt jemand zum Beispiel eine Siebschüssel – kein Problem, „You can leih mei Seiher“ singt Astor zur Melodie von Light My Fire. Oder die Geschichte vom jungen Mann, der in Ermangelung anderer Lokalitäten seine Freundin zum Essen in die Tankstelle einlädt. Die ist nicht begeistert, also klagt er: „Ich dacht’, du freust dich, wenn ich mit dir bei Esso ess“ – Abbas Hit S.O.S. muss dafür herhalten. So geht das in einer Tour weiter, das Publikum ist begeistert.

Angenehm ist auch, dass Astor seine Wortakrobatik für sich sprechen lässt. Effekthascherei und übertriebene Mimik sind ihm fremd. Und er sagt: „Ich mache alle Texte selbst, bei mir hören Sie nur Humor direkt vom Erzeuger.“ Typisch Astor sind auch Fantasie-Geschichten, in denen er Begriffe aus einem bestimmten Gebiet unterbringt – aus der Medizin beispielsweise. Da hat sich eine Erika den Mittelarm gebrochen – eine Mittelarm-Erika also. Wobei das eher in die Geographie passt. Sehr schön auch die Idee eines Rätsels für die Zuschauer, die mit dem Reinrufen von Vornamen einen Satz beenden sollen: Da muss man erst mal darauf kommen, dass bei „Ich sah am Wegesrand ein Büschel Spitzweg“ der Erich gemeint war. Niemand schafft es bei „Neben mir saß ein Türke, der mich aufforderte, mehr Nudeln zu nehmen: Hey, …“: Wer kann schon ahnen, dass hier eine Esmeralda („Ess‘ mehr, Alda!“) gesucht war?

Astor ist schon ein irre guter Sprachbastler, so hat er auch einen Text auf Lager, bei dem alle Wörter mit A beginnen und einen anderen, bei dem die Anfangsbuchstaben vertauscht sind. Darin spielt die Schauspielerin Tschora Nirner eine Rolle, ebenso wie Späsekätzle oder eine Dutterbose. „Unser Schorf soll döner werden“ lautet der Wahlspruch. Mit „Auf Siederwehen“ hätte sich Astor eigentlich verabschieden können, da dauert der Zugabeblock schon eine gute Weile an.

Aber irgendwie mag er noch nicht gehen, am „schönsten Abend der letzten 24 Stunden“ mit einem der besten „Publikümmer.“ Also gibt es noch ein besinnliches, nach Reinhard Mey klingendes Friedenslied und ein Gitarrenstück, bei dem Astor beweist, dass er auch ein prima Musiker ist.

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