An der Saar-Uni Ein Konzert zum Einschlafen

Saarbrücken · 16 Freiwillige lauschten den Klängen von Max Richter an der Saar-Uni, ehe sie träumten.

 Ein Lager aus Isomatten zu entspannender Musik an der Saar-Uni: 16 Freiwillige schliefen zum Stück „Sleep“ von Max Richter.

Ein Lager aus Isomatten zu entspannender Musik an der Saar-Uni: 16 Freiwillige schliefen zum Stück „Sleep“ von Max Richter.

Foto: Sebastian Dingler

Klar ist, dass Schlafende auch etwas hören - sonst würde ja kein Wecker funktionieren. Aber kann Musik den Schlaf beeinflussen? Die Komposition „Sleep“ des deutsch-britischen Musikers Max Richter hat zumindest diesen Anspruch, denn sie richtet sich an Schlafende. Das Stück dauert achteinhalb Stunden und damit etwa so lange, wie Menschen in der Nacht schlafen (sollten). Bekannt ist Richter vor allem für seine preisgekrönte Filmmusik von „Waltz with Bashir“. Mit „Sleep“ habe er ein achteinhalbstündiges Schlaflied schaffen wollen. „Richter hat für die Komposition extra mit einem Schlafforscher und Neurowissenschaftler zusammengearbeitet. Er wollte gewisse Prozesse, die sich im Schlaf im Gehirn abspielen, in der Musik parallelisieren“, sagt Musikwissenschaftler Mauro Bertola, der die Idee zum Schlafversuch hatte. Die Klänge sind in der Tat sehr ruhig und kommen entweder von analogen Instrumenten wie Klavier, Streichern, Orgel und Gesang oder von elektronischen Klangquellen. Kein Wunder, dass sich ein Graduiertenkolleg mit dem Titel „Europäische Traumwelten“ mit dem Stück befasst. Dieses ist derzeit an der Saar-Uni installiert und wird neun Jahre lang von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanziert. Professoren und Doktoranden unterschiedlicher Fakultäten arbeiten dort zusammen. Mauro Bertola ist als Post-Doktorand in das Projekt eingebunden. Sein Selbstversuch, „Sleep“ mal eine Nacht lang zu hören, sei „grandios gescheitert“, sagt er. Aber in einer Gruppe von 16 Freiwilligen, die sich auf Isomatten betteten, funktionierte das Musik-Schlaf-Erlebnis offenbar. „Wir fanden, dass die kollektive Dimension unglaublich viel gebracht hat, das hat einen neuen Zugang gegeben“, meinte Bertola hinterher. In einem größeren Raum des Graduate Center fand das Hörerlebnis bei gedämpftem farbigen Licht statt. Beim Frühstück um 7.15 Uhr tauschten sich die Teilnehmer dann über ihre Erlebnisse aus. Manche hatten geträumt und konnten sich daran erinnern, manche wussten nur noch, dass sie etwas geträumt hatten. Aber alle fanden, dass die Musik eine sehr schöne Atmosphäre geschaffen habe und empfanden die Nacht als eine positive Erfahrung.

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