Muntere Meinungsvielfalt in MerchweilerKlinken- und Mühlbach dürfen zurück zur NaturBeweidung verhindert die Verbuschung der Landschaft Unsicherheit wegen Entscheidungen an den Eigentümern vorbei

Merchweiler. Andreas Kleinsteuber, der Moderator der Info-Veranstaltung zu den Plänen der LIK Nord im Merchtal (siehe Hintergrund), erbat von den rund 60 zu Beginn und Ende der rund zweieinhalbstündigen Diskussion eine Art Stimmungsbarometer

 Ein herbstlicher Blick über den Schlammweiher in der Hahnwies auf Merchweiler. Das Gebiet wird von Spaziergängern, Hundehaltern, Reitern und Joggern gerne genutzt. Foto: Günter Bost

Ein herbstlicher Blick über den Schlammweiher in der Hahnwies auf Merchweiler. Das Gebiet wird von Spaziergängern, Hundehaltern, Reitern und Joggern gerne genutzt. Foto: Günter Bost

Merchweiler. Andreas Kleinsteuber, der Moderator der Info-Veranstaltung zu den Plänen der LIK Nord im Merchtal (siehe Hintergrund), erbat von den rund 60 zu Beginn und Ende der rund zweieinhalbstündigen Diskussion eine Art Stimmungsbarometer. Fanden vor Eintritt in Information und Diskussion nur 13 Leute das Beweidungsprojekt (zirka 50 Rinder und Pferde auf rund 150 Hektar) auf begrüßenswerte, waren es zum Ende Abend dann 22. Deutlich verändert hatte sich auch die Zahl der noch Meinungslosen (14 statt 25), während bei den Skeptikern mit 16 statt 18 zu Beginn eher wenig Bewegung zu erkennen war. Wie die SZ berichtete, möchte die LIK mit dem Landschaftslabor "Vogelzug und wilde Weiden" das Merchtal und den Schlammweiher Hahnwies unter naturschützerischen Aspekten aufwerten. Die Bürgermeister Walter Dietz (Merchweiler) und Armin König (Illingen) machten gleich deutlich, dass sie hinter den Ideen der LIK mit Geschäftsführer Detlef Reinhard und Projektentwickler Peter Wendl stehen. Und Reinhard versicherte den teilweise sehr emotionsgeladenen Projekt-Gegnern im Raum, dass längst noch keine Entscheidungen über das Projekt und seine konkrete Verwirklichung gefallen seien. Noch sei man in der Planungsphase mit weiterer Bürgerbeteiligung. 2012 wolle man die Pläne festklopfenlik-nord.de

Landsweiler-Reden. Das war gestern ein aufregender Vormittag für die Teilnehmer des Kurses "Natur und Umwelt" an der Schiffweiler Mühlbachschule. Gemeinsam mit Schulleiter Frank Brück und Lehrerin Barbara Maroldt nahmen die Achtklässler teil an der Auftaktveranstaltung für die Renaturierung von Klinken- und Mühlbach. Schauplatz: die Klinkenthalhalle, in der erst die "ökologische Ausgleichsmaßnahme" als Teil des Großprojektes LIK Nord präsentiert wurde. Gleich neben der Halle konnten Offizielle und Jugendliche dann nicht nur begutachten, welche Arbeiten bereits erledigt worden sind, sondern auch das symbolische erste Bäumchen pflanzen. Eine Ausgleichsmaßnahme ist die Bachrenaturierung, weil - wie Rudolf Krumm als Repräsentant der RAG Montan Immobilien GmbH erläuterte - ursprünglich einmal geplant war, die Halde Reden großzügig aufzuforsten. Doch nachdem man dem Grubengelände andere Aufgaben (Gondwana, Garten Reden, Fun-Park) zugedacht hat, bekommt Schiffweiler sein Mehr an Natur jetzt an seinen Bächen (Kosten 1,6 Millionen Euro). So werden die Betonschalen des in den 1930er Jahren begradigten Klinkenbaches entfernt; der Bach soll sich wieder mäandern. Die Mühlbachschüler sind in das Projekt einbezogen. Wie Detlef Reinhard betonte, sollen in allen LIK-Kommunen Schulen bei der Arbeit mitmachen, um damit junge Menschen für die "neue grüne Mitte" zu begeistern. sl

Merchweiler. Häufig genannte Argumente der Befürworter der LIK-Pläne fürs Merchtal:

Durch das Projekt wird sichergestellt, dass der Hahnwies-Weiher dauerhaft mit Wasser gefüllt (bespannt) sein wird.

Die Übernahme des Geländes durch die LIK Nord ermöglicht die Klärung juristischer Fragen mit dem bisherigen Bergbaubetreiber.

Die schützenswerte Fauna und Flora, die sich im Merchweiler über die Jahre entwickelt hat, wird unterstützt, weitere Tier- und Pflanzenarten können sich ansiedeln.

Das Areal für die Bürger der Region/Naturinteressierte weiter zugänglich sein. Die Hauptwege bleiben erhalten. Neu geschaffen werden unter anderem ein Aussichtsturm und ein Steg am Wasser.

Extensive Beweidung ist notwendig, um eine Verbuschung der Landschaft einzuschränken. Statt Rindern/Pferden könnten es auch alte Ziegen-Rassen sein. sl

Merchweiler. Die Projekt-Gegner, für die sich beim Info-Abend besonders Axel Lebedeff ins Zeug warf, nennen unter anderem folgende Argumente:

Das Merchtal ist so, wie es jetzt ist, schön und wertvoll.

Die Zäune verschandeln die Landschaft, drängen die Menschen an den Rand.

Zweifel daran, ob die LIK den Wasserpegel dauerhaft erhalten wird. Der Weiher könnte auch gut ohne die LIK-Ideen erhalten werden und bliebe dann frei zugänglich.

Angst vor Entscheidungen an den privaten Grundstückseigentümern vorbei.

Landwirte zweifeln daran, dass sie geeignete Ausgleichsflächen in Nähe ihrer Höfe bekommen.

Wer kümmert sich um die vielen Weidetiere? Können diese Spaziergängern gefährlich werden.

Bei dem Projekt wird (zu) viel Geld für Berater, Berichte und Studien ausgegeben.

Die Natur sollte doch eigentlich für den Menschen da sein, nicht umgekehrt. sl

Foto: Ver

Meinung

Saarengeti

bei uns daheim

Von SZ-RedakteurinSolveig Lenz-Engel

Serengeti darf nicht sterben - wir erinnern uns an die damals atemberaubende Dokumentation der Grzimeks über vom Menschen in die Enge getriebene Wildtiere in Tansania. Detlef Reinhard, der omnipräsente Kämpfer für die Ziele der LIK Nord, hat jetzt den Begriff der "Saarengeti" ins Spiel gebracht. Damit die Menschen in der Region erkennen sollen, dass mit dem visionären "Park der Region" unsere heimatliche Bergbau-Folgelandschaft unter der Prämisse "Naturschutz und Naturerleben" einen neuen Sinn bekommt. Wer Reinhard erlebt, spürt seine Begeisterung für die Idee. Als eher hinderlich für die positive Vermittlung der LIK-Ziele ist allerdings deren selbst gewählte Terminologie zu werten. Landschaftslabor? Das hört sich eher nach universitären Forscherdrang als nach einer Mitmach-Veranstaltung für Herrn Müller und Frau Meyer an. Auch die "Neuerfindung der Bergmannskuh" kommt spröde daher. Herr Reinhard hat noch viel zu erklären.

Hintergrund

 WalterDietz

WalterDietz

 Am Schlammweiher zwischen Illingen, Merchweiler und Göttelborn soll eine Weidelandschaft entstehen. Mit robusten Rindern (oben) und Konik-Pferden (Mitte). Der Drosselrohrsänger (unten) ist dort bereits heimisch. Fotos: LIK (2)/Ver

Am Schlammweiher zwischen Illingen, Merchweiler und Göttelborn soll eine Weidelandschaft entstehen. Mit robusten Rindern (oben) und Konik-Pferden (Mitte). Der Drosselrohrsänger (unten) ist dort bereits heimisch. Fotos: LIK (2)/Ver

 Armin König

Armin König

 DetlefReinhard

DetlefReinhard

 AxelLebedeff

AxelLebedeff

 Der Klinkenbach wird renaturiert. In Landsweiler-Reden wurde gestern mit Offiziellen und Schülern der Mühlbachschule der Startschuss für das Naturschutzprojekt gegeben. Foto: Willi Hiegel

Der Klinkenbach wird renaturiert. In Landsweiler-Reden wurde gestern mit Offiziellen und Schülern der Mühlbachschule der Startschuss für das Naturschutzprojekt gegeben. Foto: Willi Hiegel

Die LIK Nord als Zweckverband der Industriekultur Nord will die durch Bergbau, Eisen- und Hüttenindustrie geprägte Landschaft im Herzen des Saarlandes mit ihrem hohen Naturschutzwert als "neue grüne Mitte" etablieren und zu einem "Park der Regionen" entwicklen. LIK Nord war 2009 Gewinnerregion beim Bundeswettbewerb Idee.Natur im Bereich Naturschutzgroßprojekte und ländliche Entwicklung. Hier arbeiten die Kommunen Friedrichsthal, Illingen, Merchweiler, Neunkirchen, Quierschied, Schiffweiler und die IKS (Industriekultur Saar) zusammen. Ihr Ziel: die vom Bergbau geprägte Landschaft erhalten und aufwerten. Etwa 13 Millionen Euro beträgt das Fördervolumen. Der Löwenanteil kommen und Bund und Land, die Städte und Gemeinden haben rund eine Million Euro (in zehn bis zwölf Jahren) zu tragen. Im Kreis Neunkirchen werden vier themenbezogene Aufgabenbereiche gebündelt: Bergbaufolgelandschaft, Forstwirtschaft und natürliche Prozesse, Vogelzug und wilde Weiden, Neuerfindung der Bergmannskuh. sl

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