Kolumne Lattemackijato ohne Tschallapännjos

Es ist schon ein Kreuz mit der Aussprache. Gerade in der Kulinarik tummelt sich vieles, was einem nur schwer, und vor allem falsch über die Lippen kommt. Daher bietet sich an: reinbeißen und schweigen.

Unsere Kolumne aus Neunkirchen
Foto: SZ/Lorenz, Robby

Ich mag keine Jalapeños. Sie schmecken mir nicht. Außerdem bin ich mir nicht sicher, wie und wo ich die Dinger einordnen soll. Sehen aus wie Gurken, sind scharf, aber nicht so richtig, und könnten wegen ihrer Glitschigkeit durchaus in modrigen Tümpeln wachsen. Vielleicht sind Jalapeños ja nichts weiter als der runzelige Zipfel von Seegurken. Was weiß ich denn schon?

Und obwohl ich sie nicht mag, esse ich sie andauernd. Immer wenn ich mir im Sandwich-Laden ein belegtes Baguette kaufe, auf das neben Zwiebeln und Tomaten und so Zeug auch Jalapeños geworfen werden, lasse ich es schweigend geschehen. Weil ich nicht weiß, wie man das ausspricht.

Schon dieses schlafende S auf dem kleinen n verunsichert mich total. Sagt man vielleicht Schallapännjos? Klingt etwas breitbeinig, lässt sich aber durch ein T noch prollig-bescheuerter verstärken. „Ohne Tschallapännjos, bitte.“ Die Botschaft käme vermutlich an, aber nicht ohne auf dem Tresen ein, zwei Tröpfchen Speichel zu hinterlassen. Oder bleibt das N gar stumm? Schallapäjo? Oder werden weitere Buchstaben einfach verschluckt? Schlappnjos? Mit einem krachigen schweizer CH am Anfang, wie in RaCHen, hört es sich ziemlich affig an. Als hätte man an der VHS mal ’nen Kurs „Spanisch für den Urlaub“ belegt und wollte damit angeben. Wie Leute, die beim Italiener Gazpacho bestellen, aber eigentlich Carpaccio meinen, die kalte Suppe dann mit einem heißen Lattemackijato kontern und sich am Ende mit einem übertriebenem Tschau verabschieden. Dann lieber den italienischen Salat bestellen, Pizza alla Mama und nen Kaffee, schwarz. Da ist die Fallhöhe niedriger.

Manchmal tippe ich im Baguette-Laden schnell mit dem Zeigefinger auf die Glasscheibe und sage „Ohne die da“, bevor die Sandwich-Frau mit geschickten Handgriffen Fakten schafft. „Kein Problem: Ohne Zwiebeln“, sagt sie dann, und sorgt zwinkernd mit einer doppelten Portion Tschappalänjos für einen adäquaten Ausgleich.

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