Kolumne Anna, Elsa, die Beatles und die Stones

Es kommen schlimme Zeit auf Eltern mit kleinen Kindern zu: Walt Disney kennt kein Erbarmen und schickt Anna und Elsa wieder aufs Eis.

Die Angst steigt, die Eiskönigin geht in die nächste Runde
Foto: SZ/Robby Lorenz

Liebe Eltern, wenn Sie Kinder, genauer gesagt Mädchen im Alter zwischen 3 und 11 Jahren haben, müssen Sie jetzt ganz, ganz stark sein. Es geht nämlich wieder los, Walt Disney schlägt in seiner fiesen Unbarmherzigkeit zu und macht den Albtraum wahr: Die Eiskönigin Teil 2 kommt. Ja, genau, Anna und Elsa werden wieder losgelassen und mit ihnen ein PR-Wahnsinn, der den CD-Terror von AOL Ende der 90er locker in den Schatten stellt. Kurz zur Erklärung für all jene, die mit dem Comic-Kitsch um das Geschwisterpaar am Königshof von Arendelle nichts anfangen können: Anna und Elsa sind bei oben genannter Zielgruppe in etwa das, was die Beatles und Stones für alle über 65 sind. Nur viel, viel, viel größer. Außerdem kann die eine alles in Eis verwandeln und die andere hat eine Stupsnase. 2013 kam Teil 1 raus. Es begann ein halbes Jahrzehnt, in dem es vor Anna, Elsa, Schneemann Olaf und dem kernigen Sunnyboy Kristoff kein Entkommen gab. Nicht nur, dass die Lieder des Films so lange geträllert wurden, bis sich unter jedem Hirnlappen Gefrierbrand breit machte. Anna, Elsa und Co. waren außerdem überall zu sehen. T-Shirts, Kleidchen, Regenschirme – geschenkt. Aber hinzu kamen Kaugummis und Hustensaft, Cornflakes und Badeschaum, Eistee und Erdbeerjoghurt, Pflaster und Kniestrümpfe, Nudelsuppe und Katzenfutter. Eiskönigin-Overkill. Auf jeder Verpackung strahlten Anna und Elsa um die Wette und ließen verzweifelte Eltern mit irren Erklärungsversuchen zurück, weshalb es doch Quatsch sei, Anna-und-Elsa-Katzenfutter zu kaufen, wo man doch nicht mal eine Katze hat. Vermutlich gab es sogar eine Johnny-Walker-Sonderedition mit dem Logo der Eiskönigin drauf und Fluppen der Marke „Arendelle Lights“. Wundern würde es mich nicht. Und jetzt, wo endlich der letzte Elsa-Pulli im Rot-Kreuz-Container gelandet ist und das letzte Olaf-Pflaster für Linderung auf einem blutenden Knie gesorgt hat, jetzt geht der Horror wieder von vorne los. Und machen wir uns nichts vor: Es wird nicht der letzte Teil gewesen sein. Das Leben der Schwestern wird uns begleiten: „Anna und Elsa – Schlittenfahrt in die Pubertät“, „Anna und Elsa – Doppelhochzeit im Eispalast“, „Anna und Elsa – geschieden und zufrieden“, „Anna und Elsa – kalte Tage, heiße Nächte (ab 18)“, „Anna und Elsa – Das barrierefreie Königshaus“. Bis es dann irgendwann heißt: „Anna und Elsa – für immer tiefgefroren“.

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