Kolumne AchWas?! Wellensittiche sind auch nur Menschen

Was tun, wenn alle Strategien für eine friedvolle kleine Vogelwelt im Haus scheitern? Eine Trennung ist ja nur im Guten möglich.

Kolumne AchWas?!
Foto: SZ/Robby Lorenz

Zu den Tier-Feiertagen quer durchs Kalenderjahr gehört auch der Tag des Vogels am 5. Januar. Aktionen rund um die gefiederten Freunde gibt es vor allem in den Vereinigten Staaten. Tierschützer in den USA haben den Tag 2003 eingeführt. Ob das Mädchen und seine Freundin auch Tierschützer waren in jener Hexennacht vor Jahren? Zumindest haben sie das Leben eines Vogels geschützt. Gegen Kälte und Hungertod.

Schutzlos, verschreckt, offensichtlich entkräftet finden sie den Wellensittich auf der Straße. Ein Hahn, grünes Federkleid. Die Aktion „Rettet den Vogel“ startet. Als Zwischenstation dient die Transportbox der Meerschweinchen. In der Nachbarschaft lässt sich ein ausgedienter Vogelkäfig auftreiben (dessen Bewohner war auf nimmer Wiedersehen ausgebüxt). Wasser- und Körnerschälchen füllen, Leckerli Kolbenhirse anklemmen. Der Vogel bekommt einen Namen und damit wird ein festes Band geknüpft. Der Vogel bleibt.

Mit der Zeit macht sich seine Pflegefamilie Gedanken: Braucht so ein Sittich nicht Gesellschaft? Also ab zum Züchter. Einen Partner soll der Findelvogel bekommen. Es ziehen zwei ein. Eine Entscheidung mit Folgen. Auch Wellensittiche haben Wesenszüge, die nicht immer miteinander harmonieren. Ganz wie bei uns Menschen. Der dickliche Blaue wird sich aus allem raushalten, die dünne Gelbe das Kommando übernehmen. Gnadenlos. Den Findelvogel erwarten schlimme Tage. Der Wehrlose ist ein Mobbing-Opfer. Alle Strategien für eine friedvolle kleine Vogelwelt scheitern.

Dafür entsteht ein Lautstärke-Wettstreit. Schaltet die Pflegefamilie den Fernseher ein, zwitschert es dreistimmig dagegen. Dreht sie den Regler hoch, gehen die Vögel mit. Nach oben keine Grenze. Eine Trennung würde allen gut tun – Menschen und Sittichen, vielleicht auch dem Findelvogel. Einfach abschieben geht nicht.

Fügung des Schicksals: Ein paar Straßen weiter lebt ein Mann mit einer riesengroßen Voliere hinterm Haus. Der nimmt das Trio auf. Später ist zu erfahren: Der Findelvogel hat dort noch eine schöne Zeit, aufgehoben in einer großen Schar. Den Blauen bringt weiterhin nichts aus der Ruhe. Die Gelbe fliegt in sozialer Kontrolle. Und im alten Zuhause ist es abends wieder friedlich, wenn der Fernseher läuft.

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