Winter-Intermezzo in Neunkirchen Walking through a winter-wonderland . . .

Meteorologischer Winteranfang und dann auch noch mit Schnee. Da muss man einfach durch . . .

Wanderung durch den ersten Schnee des Winters
Foto: SZ/Robby Lorenz

Wer mich kennt, der weiß es: Sobald sich die erste Schneeflocke ankündigt, bekommt mein Auto seine wohlverdiente Winterpause. Dann steige ich um auf Bus und Bahn oder nehme das älteste Fortbewegungsmittel der Welt: Die eigenen Füße. Zurzeit also nur Letzteres (Sie wissen schon: Corona). Gut vermummelt mit Handschuhen, Mantel, Ohrenwärmer und – der Bewegungsfreiheit wegen – Rucksack geht’s los. Was schade ist: Der Winterdienst war einen Ticken schneller. Also alle Winterdienste, der städtische ebenso wie der private. Will sagen: Erst einmal gibt es wenig Möglichkeiten als Erste Spuren im frisch gefallenen Schnee zu hinterlassen. Macht aber nix. Noch kommt er in kleinsten Flocken von oben, deckt Bäume und Gärten zu. Gar weihnachtlich wird’s mir ums Herz. All überall stehen gar adventlich die leuchtenden Pyramiden, Sterne, Stäbe in den Fenstern, manch Rentier samt Schlitten tummelt sich leuchtend im Freien. Ab und an ist eine komplette Fassade mit Lichtern, Tannen, Kugeln verziert. Schön haben sie es sich gemacht, die Menschen, die in diesem Jahr auf Weihnachtsmärkte und -feiern verzichten müssen. Offenbar wird da eben zu Hause ein bisschen mehr dekoriert. Recht so. Da schreitet sich’s nochmal so forsch voran, fast will mir ein kleines weihnachtliches Liedchen über die Lippen kommen. Doch dafür ist’s noch zu früh. Momentan ist noch kaum eine Menschenseele unterwegs. Erst kurz vorm Rombachkreisel wird’s belebter – Bauarbeiter schlagen ihre Zelte auf. Ein Stück hinterm Kreisel dann endlich: Beim Linksabbiegen auf den Fußgänger- und Fahrradweg entlang der Blies ist es so weit. Ich knirsche als erste meine Spuren in den Schnee. Von links rauscht der Autoverkehr durch die Bliesstraße – ja, ich weiß, es ist nicht glatt – die rechte Seite sorgt eher für den Geruchssinn. Mal Stinkbombe, mal Farbe. Nase zu und durch. Eine Ente auf der Blies lacht sich schlapp. Zwei Damen mit Hund gehen spazieren – und sie sind nicht die ersten hier. Jede Menge Abdrücke beweisen: Hier ist sie vorbei, die kindliche Freude frischer Spuren, Frühaufsteher waren schon längst gassi. Eisweiher. Fast geschafft. Ein einsamer Jogger geht vorbei. Rechts stehen bereits Weihnachtsbäume in allen Größen in eingezäuntem Raum, die Corona-Regeln angeschlagen. Endlich kommt sie doch nochmal wieder, die entlang der Blies fast verlorene Vorweihnachtsstimmung. Der Verkehrslärm lässt sich nicht mehr ignorieren. Nähe KEW fegt ein Wagen die letzten hellen Schneeflächen beiseite. Eine Zehner-WG macht einen Bürgersteig schneefrei. Eine beherzte junge Dame macht derweil bei der Herz-Jesu-Kirche das, was ich als Kind schon als besondere Mutprobe empfand: Fahrradfahren auf Schnee. Sie meistert es beneidenswert. Noch einmal Straße queren. Schritt für Schritt über die Bliespromenade – wo hier noch Schneematsch liegt, kann es ganz schön glatt sein. Eine Stunde früher Morgen“spazier“gang sind zu Ende. Fünf Kilometer durch mehr oder weniger winterliche Landschaft. Gut durchgekühlt aber nicht durchfroren. Ein guter Start in den meteorologischen Winteranfang. Unterm Strich wird es die beste Stunde des Tages gewesen sein – und der erste Kaffee im Büro, der hat ganz besonders gut geschmeckt.

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