Aufofahren, nein danke Bitte lieber KAV, tu es für mich!

Wenn man erst einmal die eigene Komfortzone verlassen muss, kann das ungeahnte Konsequenzen haben. Nicht nur für einen selbst.

Aufofahren, nein danke: Bitte lieber KAV, tu es für mich!
Foto: SZ/Roby Lorenz

Rettende Engel? Klar, die gibt es. Und manchmal hat man sogar das Glück und begegnet einem. So geschehen am Donnerstagabend. Da hat Frau gerade nicht ganz zwei aber dafür umso anregendere und beeindruckendere Stunden bei der Veranstaltung „Filament“ in der Neunkircher Gebläsehalle erlebt – da passiert es. Ganz geschickt und schnell soll es um die Ecke gehen, runter vom Parkdeck und heim. Nur ist die Ecke zu klein. Viel zu klein. Und so hangelt Frau vor und zurück. Der Schweiß fließt, die sich anstauenden übrigen Autofahrer sind erstaunlich gelassen (hoffentlich filmt das keiner!). Zumindest gibt es für die noch eine zweite Ausfahrt. An die trauen sie sich dank meiner offensichtlichen Unberechenbarkeit auch nicht alle ran. Auf einmal steht er da, im wehenden Mantel, sein Batmobil warnblinkend in der Ausfahrt geparkt, die er selbst gerad erfolgreich erreicht hat – trotz mir. „Soll ich helfen“, klingt es lieblich in meinen Ohren. Gefragt, getan. Der Held meines Abends gibt Lenkanweisungen, steigt auf die Leitplanken, gibt der Autoschlange hinter mir Zeichen, hält sie auf, bis ich wieder in der Spur bin. Kratzerfrei. Dank an den Helden und den Himmel und nix wie heim in dem Bewusstsein, alle Klischees von der Frau am Steuer zur Zufriedenheit erfüllt zu haben.

Dabei bin ich aber nur zum Teil Schuld. Ehrlich. Denn wirklich Schuld hat, wenn man es genau bedenkt, der Kommunale Arbeitgeberverand (KAV). Schließlich gehen die doch seit Dienstag nicht auf die Forderungen der Busfahrer ein. Dabei hätten sich die Damen und Herren das mehr als verdient. Ich als eifriger ÖPNV-Nutzer bin mir da sicher. Womit wir beim Punkt wären: Wo ich ansonsten entspannt nach ein paar Metern Gehweg in den Bus steige und mich gemütlich kutschieren lasse, bin ich seit Dienstag ins Auto gezwungen. Was mich ganz klar aus meiner Komfortzone holt. Wo ich sonst auf dem Weg zur Arbeit (und zurück) mit Mitfahrern plaudere oder genüsslich ein paar Seiten in meinem Buch schmökere, um dann nach wenigen Atemzügen Sauerstoff ausgeglichen und gut gelaunt auf die Arbeit oder nach Hause zu kommen, quäle ich mich jetzt morgens und nachmittags von Ampel zu Ampel, von Stau zu Stau. Laufe dann noch Hunderte Meter durch strömenden Regen vom Parkplatz zur Arbeit (und zurück) - gnade Gott dem ersten, der mir jetzt dumm kommt . . .

Also Leute, gebt doch bitte, bitte, bitte den Forderungen der Busfahrer nach. Meinen Nerven und meiner Umwelt zuliebe. Denn nicht jeder ist fürs Autofahren geboren – und rettende Engel stehen auch nicht immer parat.

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