Eine Frau gibt nicht auf

Uchtelfangen · Allen Widrigkeiten zum Trotz: Ende Oktober will Gaby Stullgys ihre Kurzzeitpflege-Einrichtung am Standort der ehemaligen Discothek Boccaccio eröffnen. Sie ist sicher, dass ihr Ehemann und Geschäftspartner Knut, der vor einem halben Jahr verstorben ist, das so gewollt hätte.

 Es geht voran: Gaby Stullgys in der Baustelle ihrer neuen Tagespflegeeinrichtung in Uchtelfangen. Foto: Andreas Engel

Es geht voran: Gaby Stullgys in der Baustelle ihrer neuen Tagespflegeeinrichtung in Uchtelfangen. Foto: Andreas Engel

Foto: Andreas Engel

"Wie soll die Gaby das jetzt alles alleine schaffen?", fragten sich nach der Nachricht vom Tod Knut Stullgys' am 1. Januar alle, die das Ehepaar Stullgys kannten. Und das sind viele in der Region. Denn Knut Stullgys entstammt einer alt eingessenen Illinger Handwerker-Familie und hatte sich auf die barrierefreie Gestaltung von Wohnungen spezialisiert, seine Frau Gaby leitet schon seit vielen Jahren einen ambulanten Pflegedienst. Politisch ist Gaby Stullgys ebenfalls engagiert. Das "alles", was es für die Witwe zu stemmen galt, war der eben begonnene Umbau der früher weithin bekannten Uchtelfanger Discothek Boccaccio. Mit Knut als dem Bau-Fachmann an ihrer Seite hatte Gaby Stullgys große Pläne für das in die Jahre gekommene Anwesen mit dem großen Grundstück in der Josefstraße. Ein Neubau mit 20 Plätzen für Kurzzeitpflege und zwei barrierefreie Wohnungen sollten entstehen, dazu im Disco-Gebäude, wo es noch zwei "normale" Wohnungen gibt, ein öffentliches Café. Bei der Abriss-Party im vergangenen Sommer (die SZ berichtete) hatte Gaby noch mit ihrem Knut unter der Disco-Kugel getanzt. In der Nacht zum Neujahrstag ging mit dem Tod von Knut der gemeinsame Traum des Ehepaares zu Ende.

"Ein paar Tage später habe ich mit der Familie darüber geredet, wie es mit dem eben begonnenen Umbau weiter geht", erinnert sich die Unternehmerin. "Wir waren sicher, dass Knut nicht gewollt hätte, dass unser Vorhaben scheitert." Aus Familie und Freundeskreis kam dann auch nicht nur Zuspruch, sondern auch zupackende Hilfe. Beispielsweise von Knuts Bruder Eik, oder von Michel Leinenbach, der mit seinen architektonischen Ideen dafür sorgt, dass Form und Funktion in dem Konglomerat aus Alt und Neu zueinander finden.

Und so treffen wir jetzt mitten in der Baustelle eine gefasste Gaby Stullgys, die dort weitergemacht hat, wo ihr Mann aufhören musste. Keine Frage, sie freut sich, dass die gemeinsamen Gedanken jetzt Gestalt annehmen und ab Ende Oktober die ersten Gäste in der Tagespflege aufgenommen werden können. Dass sie dann auch die Verwaltungs-Zentrale ihres Pflegedienstes (zurzeit noch in der Lambertusstraße) in die Josefstraße verlegen wird, sieht sie als Abrundung des Angebotes für Menschen mit Betreuungs- oder Pflegebedarf und ihre Angehörigen.

Drinnen in den miteinander barrierefrei verbundenen Gebäuden ist dank großer Glasflächen alles sehr licht, Holz dominiert die Bauweise. Draußen sollen sich die Gäste in einem kleinen Park mit Hochbeeten, vielleicht auch einem kleinen Hühner-Areal oder einem Boule-Platz, beschäftigen und erholen können. Derweil herrscht auf der weitläufigen Baustelle, auf der durchweg Firmen aus der Großgemeinde Illingen arbeiten, das branchenübliche Durcheinander. Viele Gewerke müssen parallel laufen, damit der Oktober-Termin gehalten werden kann.

"Die Gäste sollen sich hier wohlfühlen, sind nicht abgeschoben, sondern mitten im Ort", freut sich Gaby Stullgys. Eben hat der Kreistag beschlossen, dass ihre Kurzzeitpflege-Einrichtung vom Landkreis finanziell gefördert wird. Mittel, die sie bestens gebrauchen kann, denn all das, was Knut handwerklich erledigen wollte, müssen jetzt Fremd-Firmen abdecken. "Wir schaffen das alles", sagt Gaby Stullgys und verabschiedet sich. Die Handwerker brauchen die Chefin.

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