Mühsam, aber lohnenswert

Eiweiler · Die Lohheckenwirtschaft hat über Jahrzehnte das dörfliche Leben in Eiweiler geprägt. Die Mitglieder der Interessengemeinschaft Lohheckentage zeigten auf dem Kuppen, wie früher die alte Form der Niederwaldnutzung funktionierte.

 Jörn Backes schält die Rinde von einem Baumstamm. Foto: Faber

Jörn Backes schält die Rinde von einem Baumstamm. Foto: Faber

Foto: Faber

Heutzutage haben die alle fünf Jahre veranstalteten Eiweiler Lohheckentage schon so etwas wie Dorffestcharakter. "Bis 1956 wurde Loh gemacht", weiß der 71-jährige Alfons Finkler. Umweltministerin und Schirmherrin Anke Rehlinger (SPD) gesteht. "Das Thema hat bei mir eine Bedarfslücke offenbart, so dass ich nachgearbeitet habe und mir einiges habe erklären lassen, was das mit den Lohhecken auf sich hat". Klaus Finkler, der Vorsitzende der Interessengemeinschaft Lohheckentage Eiweiler klärt auf: "Im Frühjahr, wenn die Bäume im Saft standen, gingen die Leute in die Lohheck". Der Niederwald wird in Eiweiler Lohhecke genannt. In den zugeteilten Arealen wurden die 15 Jahre alten Eichenstämme geschält. Die Stämme seien bis in einer Höhe von ungefähr zwei Metern mit dem Lohschleißer aufgeschlitzt worden.

Jörn Backes und Dirk Laubenthal lösen die Rinde mit einem Löffel ab und legen diese etwa vier bis fünf Wochen zum Trocknen auf das vorbereitete Lohbett. Mario Veit fällt dann den Stamm, Krone und Äste werden gekappt, dann erst schälen Reinhold Lauck und Ernst Finkler den kompletten Stamm. "Wir haben mit dem Lohhammer so lange auf die dünnen Äste geklopft bis sich die Rinde gelöst hat", erklärt Alfons Ludwig einen Arbeitsgang, den er schon im Kindesalter erledigt hat. Aus der Rinde hat man eine Säure gewonnen, die dann zum Gerben von Leder benötigt wurde.

"Wir haben damals die Lohrinde von Eiweiler nach Primstal zur Gerberei Jochum transportiert", sagt Senior Ludwig. Die harte Arbeit, so der Vorsitzende Finkler, sei für die Bauern, neben der Brennholzgewinnung durchaus finanziell lohnenswert gewesen. Ein Zentner Eichenrinde habe 1890 rund zehn Mark eingebracht. Eiweiler war mit seiner großen Waldfläche ein Zentrum der von den Akteuren der Interessengemeinschaft anschaulich dargestellten Waldnutzungsform. 400 bis 500 Zentner an Lohrinde verkauften die Bauern jährlich. "Die Niederwaldbewirtschaftung war seinerzeit eine existenzielle Notwendigkeit", verdeutlicht Klaus Finkler. Der Niederwald sei alle 15 Jahre abgeschlagen worden. Während des Ersten Weltkrieges hätten die Kinder sogar Lohschäl-Ferien bekommen, weil ihre Väter an der Front waren und jede Arbeitskraft dringend gebraucht wurde. "Mit der Veranstaltung wollen wir eine Tradition wieder aufleben lassen und in Erinnerung halten", sagt Klaus Finkler. Für Schirmherrin Rehlinger ist es von enormer Bedeutung, Wissen was kultur-historisch prägend sei, an jüngere Generationen weiterzugeben. Dafür wird am heutigen Montag gesorgt. 360 Schulkinder der dritten und vierten Klasse sind in Eiweiler angemeldet. Zudem bekommen die Kinder noch Fuchs- und Dachsbauten gezeigt und erklärt.

Zum Thema:

Auf einen BlickDie Lohheckentage in Eiweiler werden alle fünf Jahre veranstaltet. In diesem Jahr stand zusätzlich auf dem Programm: Informationsstand der Land- und forstwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft und der mobilen Waldbauernschule, Motorsägeschnitzen und mobiles Sägewerk, Oldtimertraktoren, Ausstellung von Wildtierpräparaten und Jagdhundevorführung. frf

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort