Was tun, wenn Hund sich verletzt? "Watte und Pflaster sind wichtig"

Merzig. Keine Frage: Wenn es um die Minderung schwerwiegender Komplikationen geht, ist im humanmedizinischen Bereich die Erstversorgung eines Verletzten bei Unfällen oberstes Gebot

Merzig. Keine Frage: Wenn es um die Minderung schwerwiegender Komplikationen geht, ist im humanmedizinischen Bereich die Erstversorgung eines Verletzten bei Unfällen oberstes Gebot. Für rund 30 Jäger und Jagdhundebesitzer jedoch gab es am Donnerstag im Restaurant Ellerhof Aufklärung zum Thema: "Was tun, wenn sich mein Hund verletzt?"Kaum jemand, so mussten Herrchen oder Frauchen gestehen, ist in dieser Frage vollends gerüstet. Also: "Aufklärung tut not", dachte sich die Merziger Tierärztin Yvonne Schomburg und kam mit ihrem Team der Einladung der Kreisjäger gerne nach. Der knapp zweistündige Kurs vermittelte demnach allerhand Wissenswertes und Lebensrettendes zugunsten der vierbeinigen Jagdhelfer.

Rüstzeug für Notfälle

Gastgeber und Ellerhof-Hausherr Andreas Kranz ist Hegeringleiter für die Reviere der Stadt Merzig. Er erläuterte gegenüber der SZ: "Verletzungen unserer Hunde entstehen vornehmlich auf der Jagd beim Nachjagen von Wild." Die Palette reiche von Fell- und Hautabschürfungen bis zu tiefen Brustkorbwunden.

Häufig komme es auch zu Autounfällen, leider auch hin und wieder zu Schussverletzungen. Dann sei es ganz wichtig, das Tier sofort ordentlich zu versorgen, um es anschließend bei Bedarf zu einem Tierarzt oder in eine Tierklinik zu bringen. "Wir haben diese Veranstaltung initiiert, damit wir im Notfall unsere vierbeinigen Unterstützer erstversorgen können", sagte Kranz. "Durch die extrem hohe Wildschwein-Population gibt es bei den Hunden häufige Verletzungen", bedauerte der Jäger. Große Hunde würden manchmal aufgeschlitzt, weil sie aufgrund ihrer Schnelligkeit sehr nah am Wild seien.

Kleine, wendige Hunde seien bei der Wildschweinjagd weniger gefährdet. Allerdings fielen diese des Öfteren heftigen Attacken von Dachsen, die sich in Erdhöhlen verschanzten, zum Opfer. "Sauen haben wegen der vielen Treibjagden gelernt, sich den Hunden zu stellen", wusste Kranz.

Probanden hielten still

Derweil übten sich die vierbeinigen Probanden, Hündin Emma und Rüde Chandler Bing, im geduldigen Stillhalten bei zahlreichen Übungen. Es wurden Fußverletzungen, Kreislaufversagen und Atemstillstand simuliert: Wie man provisorisch Abschürfungen und Schnittwunden im Fell versorgt oder gar lebensrettende Maßnahmen bei schwerwiegenden Wunden einleitet. Wie man den Zustand des Hundekreislaufs überprüft oder fachgerecht eine "Maulschlinge" anlegt.

Für all das waren die beiden treuen Vierbeiner zu haben. Mag sein, dass es für Hunde Schöneres gibt, als an solchen Übungen teilzunehmen. Die Jäger allerdings waren zufrieden: "Wir haben heute viel dazugelernt."

Frau Schomburg, warum sollten sich Jäger regelmäßig in Sachen Erstversorgung ihrer Hunde schulen lassen?

Yvonne Schomburg: Wenn Hunde bei der Jagd einen Unfall erleiden und dabei Schnitt- oder Stichverletzungen davontragen, sollte der Hundehalter oder -führer sofort in der Lage sein, vor Ort Erste Hilfe zu leisten. In einer solchen Situation genau das Richtige zu tun, dazu dient diese Schulung.

Welches sind die häufigsten Verletzungen, die Jagdhunde während ihrer "Dienstausübung" davontragen?

Schomburg: Am häufigsten werden Hunde durch Hiebe eines Keilers oder die Krallen eines Dachses verletzt. Dabei kann es zu schwerwiegenden Verletzungen kommen, wie etwa das Aufschlitzen des Brustkorbes. Allerdings können sich Hunde auch hin und wieder selbst verbeißen. Seltener sind Schussverletzungen.

Bei welchen, zunächst harmlos erscheinenden Verletzungen, sollte der Halter besondere Aufmerksamkeit walten lassen?

Schomburg: Kleinere Verletzungen durch Stiche oder Bisse können unterschwellig sehr viel größer sein, als sie oberflächlich aussehen. Solche Verletzungen können bis tief in den Bauchraum hineinragen. Daher ist bei solchen, zunächst unbedeutend erscheinenden Wunden, besondere Vorsicht geboten.

Welche Ausstattung empfehlen Sie für eine sichere Erstversorgung?

Schomburg: Das übliche Verbandmaterial, ein paar Mullbinden, Verbandwatte und Pflaster sollte jeder Jäger mit sich führen. Eventuell kann bei Knochenbrüchen auch eine Schiene sehr nützlich sein. Wenn man einen Autoverbandkasten mit einer guten, selbstklebenden elastischen Binde, etwas Watte und einigen Tupfern aufstockt, sollte man gut gerüstet sein.

Was tun, wenn im Ernstfall eine Erstversorgung erfolgt ist?

Schomburg: Keine Frage, sofort zur Tierklinik oder zum Tierarzt. Nur dort kann eine Verletzung richtig beurteilt und dem Tier wirklich geholfen werden. In 95 Prozent aller Fälle ist nach unserer Erfahrung ein fachlicher Eingriff unabdingbar.

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