Merzig viezt in vollen ZügenKonsul schwärmt für Fruchtiges

Merzig. "Noch nie habe ich ein Viezfest bei solch warmem Wetter erlebt", sagt am Samstag Harald Demke vom Skiclub Merzig, während er wiederholt die herzhafte Paella Valenciana in der riesigen Pfanne durchmischt. Er fürchte, seine vorbereitete spanische Nationalspeise könne in diesem Jahr nicht reichen, meint er

Merzig. "Noch nie habe ich ein Viezfest bei solch warmem Wetter erlebt", sagt am Samstag Harald Demke vom Skiclub Merzig, während er wiederholt die herzhafte Paella Valenciana in der riesigen Pfanne durchmischt. Er fürchte, seine vorbereitete spanische Nationalspeise könne in diesem Jahr nicht reichen, meint er. "Der Andrang war bereits über den gesamten Tag groß wie noch nie."Ein paar Schritte weiter fließt der Viez in Strömen: gekühlt oder heiß, herb oder süß, mit oder ohne Schuss - Hauptsache Viez.

Tausende Besucher drängen sich auf der kulinarischen Merziger Meile. Im Bereich der Bühnen ist kaum ein Durchkommen. Dicht an dicht geht es in Trippelschritten von Stand zu Stand. Wer ein Plätzchen an einem der knapp 40 Stände erhascht hat, kann sich glücklich schätzen. Der Strom der Gäste will nicht abreißen. Knapp 20 Grad zeigt das Thermometer an diesem frühen Oktoberabend. Die Vereinsköche haben alle Hände voll zu tun, geben bei hochsommerlichen Temperaturen ihr Bestes. Deftiges aus der Hausmacher-Küche ist der Renner. Lyonerpfanne, Gulaschsuppe, Schwenker oder Dibbelabbes mit Apfelmus sind gefragt - wie eben nur am Viezfest. Überall präsentiert sich der Apfel, ob in fester oder flüssiger Form. Himmlich duftender Flammkuchen konkurriert mit herzhaftem Viezburger. Danach ein Edelschnäpschen vom Merchinger Galgenberg oder ein heißer Hund - und auch zwei. Auf einem Bein steht man schlecht. Ein herrlicher Geruch hüllt die Szene ein. Das 42. Merziger Viezfest ist wieder einmal ein riesengroßes Freiluftrestaurant.

Sandra Schüssler ist mit ihrem Mann Roger aus Ensdorf angereist. "Wir sind heute auf Einladung einer Arbeitskollegin in Merzig", sagt die junge Frau, während das Ehepaar sehnsüchtig auf seine Portion Blutwurst mit Zwiebeln wartet. Unterdessen versuchen flinke Hände im Stand der Särkover Narrengilde, der außergewöhnlich großen Nachfrage an dieser Köstlichkeit nachzukommen. Das Viezfest besuchen die beiden nicht das erste Mal, bestätigt Roger. "Diese Atmosphäre ist einzigartig", meint Sandra, und ihr Ehemann ergänzt: "Ich glaube, das ist das einzige Fest im Saarland, bei dem kein Bier ausgeschenkt wird."

Derweil sorgen die Musiker auf vier Bühnen für gute Stimmung. "Walkin' on sunshine" gibt die Brotdorfer Band "Reset" mit Sängerin Eva zum Besten. Einige Besucher wagen trotz der Enge auf dem Rathausplatz ein Tänzchen. Virtuoser Gitarrensound bietet das Duo "Black & White". Am Kirchplatz bietet "Al dente" ihr Musikprogramm quer durch die gesamte Pop-Geschichte. Mit einer gelungenen Show mischen die Musiker der Saarlouiser Band "Team Work" ihr Publikum an der Bühne am Saarfürstbrunnen auf.

Bereits am Vormittag hatten die Merziger Musikvereine für beste Unterhaltung gesorgt. Mit dabei: das Akkordeonorchester Brotdorf und die Musikvereine Besseringen, Hilbringen, Schwemlingen, Bietzen und Büdingen.

Die Merziger Polizei spricht von einem ruhigen Verlauf des Festes: "Die Auseinandersetzungen, zu denen wir gerufen wurden, schienen ohne Folgen geblieben zu sein. Denn als wir unmittelbar nach der Alarmierung eintrafen, waren die Streithähne verschwunden." Zwei Besucher hätten dem Alkohol derart zugesprochen, dass das Rote Kreuz sie unter seine Fittiche nahm und die Hilfslosen behandeln musste.

Merzig. "Lasst uns gemeinsam richtig toll viezen und einen schönen Tag erleben", wünschte am Samstag Viezkönigin Vanessa I., begleitet von ihren Prinzessinnen Maria und Jessica. Traditionell hatte Oberbürgermeister Alfons Lauer gemeinsam mit dem Merziger Dreigestirn auf der Treppe des Stadthauses zum offiziellen Start in das 42. Merziger Viezfest geladen.

"Unser Viezfest steht für Tradition, Verbundenheit mit der Region und für den Stolz auf unsere regionaltypischen Produkte", sagte Lauer vor zahlreichen Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Sein Dank galt allen Mitarbeitern von Vereinen, Hilfsorganisationen und den Mitgliedern des Festausschusses, die stets Garanten für das gute Gelingen des Festes seien.

Die Schirmherrschaft hatte der französische Generalkonsul im Saarland, Philippe Cerf, übernommen. "Ich freue mich sehr, an einem Fest mit einem Produkt teilzunehmen, das uns vereint", sagte Cerf. Viez, Most, Cidre - egal wie man es nenne - werde auch in Frankreich produziert und gerne getrunken. Deshalb verbinde diese sehr alte Tradition des Apfelgetränkes die Menschen der Großregion.

"Diese Region kann man nicht kennen, wenn man hier nicht lebt", meinte der Protektor. Er, selbst ein Lothringer Bürger, in Luxemburg geboren, wohne jetzt im Saarland. "Deshalb gibt es für mich viele Gründe, mich zu freuen, hier in Merzig Schirmherr des Viezfestes zu sein", betonte der Konsul. owa

"Diese Atmosphäre hier ist einzigartig."

Sandra Schüssler, Ensdorf

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