"Über 30 Nester vernichtet"

Mettlach. Die Ortsgruppe Mettlach-Perl des Naturschutzbundes (Nabu) wehrt sich gegen die Darstellung der Gemeinde Mettlach, wonach die Brutkolonie des Graureihers an der Saarschleife bei Dreisbach nicht durch die Rodung der Brutbäume betroffen sei. Dies sei eine krasse Fehleinschätzung der Situation, urteilt Dr. Christine Harbusch, die erste Vorsitzende der Ortsgruppe

Mettlach. Die Ortsgruppe Mettlach-Perl des Naturschutzbundes (Nabu) wehrt sich gegen die Darstellung der Gemeinde Mettlach, wonach die Brutkolonie des Graureihers an der Saarschleife bei Dreisbach nicht durch die Rodung der Brutbäume betroffen sei. Dies sei eine krasse Fehleinschätzung der Situation, urteilt Dr. Christine Harbusch, die erste Vorsitzende der Ortsgruppe. Harbusch: "Vielmehr ist nachweislich die gesamte Brutkolonie der Graureiher vernichtet worden, insgesamt über 30 Nester. Auch im Nachhinein lässt sich dies leicht erkennen, schaut man sich zum Beispiel die aktuellen Luftbilder der Örtlichkeit, zum Beispiel bei Google Earth, an", fährt Harbusch fort. Darauf seien die Brutbäume leicht zu erkennen. Die Nabu-Vorsitzende weiter: "Die Gemeinde und der Gemeindeförster kannten die Größe dieser Brutkolonie und handelten somit vorsätzlich, als sie Fichtenbestand rodeten. Dies ist unseres Erachtens eine Straftat." Die Brutkolonie befinde sich überdies in einem ausgewiesenen europäischen Vogelschutzgebiet, in dem solche Eingriffe "erst recht" verboten seien. Die Rechtsprechung der EU bestätige die strafrechtlichen Konsequenzen in einer aktuellen Neufassung der entsprechenden Paragrafen.Harbusch widmet sich in ihrer Stellungnahme auch den Konsequenzen für die Reiher nach der Zerstörung ihrer Kolonie: "Es ist sicher davon auszugehen, dass die Tiere diese Brutsaison ausfallen lassen müssen, da sie in der Kürze der Zeit vor Brutbeginn keine Horste mehr errichten können." Somit sei der Nachwuchs für das Jahr 2012 hinfällig, "immerhin drei bis fünf Junge pro Reiherpaar". Ob die Reiher nach dieser "gravierenden Störung" in der Umgebung von Dreisbach wieder eine Kolonie dieser Größe aufbauen werden, ist nach Einschätzung von Harbusch unsicher. Die Auswirkungen auf den Erhaltungszustand der saarländischen Population seien jedenfalls gravierend: "Da die Zerstörung dieser Brutkolonie schon die dritte Kolonie seit 2011 betrifft, ist bereits die Hälfte der Population gefährdet." Dies bedeute, dass der Graureiher "sicherlich" bei der nächsten Einstufung in die Rote Liste der gefährdeten Tiere des Saarlandes von "ungefährdet" in "stark gefährdet" eingestuft werden muss. "Und dies nur, weil die Gemeinde illegal vorgegangen ist", kritisiert die Nabu-Vertreterin. Selbst wenn von den Fichten eine Gefährdung durch Bruch ausgegangen wäre, bestehe der einzige legale Weg in der Einholung einer Ausnahmegenehmigung durch die Oberste Naturschutzbehörde. Mit diesem Antrag hätte nach Harbuschs Darstellung ein Expertengutachten einhergehen müssen, das auch Alternativlösungen erarbeitet hätte. "Es ist absolut unverständlich, warum die Gemeinde vorsätzlich gegen bestehende Naturschutzgesetze verstößt und dies noch negiert." Die Nabu-Ortsgruppe fordere deshalb Konsequenzen aus diesem Vorgang und einen adäquaten Ausgleich für den Eingriff in die Reiherkolonie. red

Foto: Rolf Ruppenthal

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