Kleinkind in Kita schwer verletzt

St. Ingbert. Nach einem Vorfall in der katholischen Kita "Kinderkirche St. Pirmin" in St. Ingbert, bei dem Anfang November ein Kleinkind schwer verletzt wurde ermittelt die Staatsanwaltschaft Saarbrücken nun gegen zwei Erzieherinnen der Einrichtung wegen des Tatvorwurfs der fahrlässigen Körperverletzung

 Die Saarbrücker Staatsanwaltschaft ermittelt gegen zwei Erzieherinnen der "Kinderkirche St. Pirmin" in St. Ingbert wegen des Verdachts auf fahrlässige Körperverletzung. Foto: Keller

Die Saarbrücker Staatsanwaltschaft ermittelt gegen zwei Erzieherinnen der "Kinderkirche St. Pirmin" in St. Ingbert wegen des Verdachts auf fahrlässige Körperverletzung. Foto: Keller

St. Ingbert. Nach einem Vorfall in der katholischen Kita "Kinderkirche St. Pirmin" in St. Ingbert, bei dem Anfang November ein Kleinkind schwer verletzt wurde ermittelt die Staatsanwaltschaft Saarbrücken nun gegen zwei Erzieherinnen der Einrichtung wegen des Tatvorwurfs der fahrlässigen Körperverletzung.Nach Angaben der Staatsanwaltschaft wurde ein eineinhalbjähriger Junge mit hoher Wahrscheinlichkeit von einem zweijährigen Jungen verletzt. Die Kleinkinder lagen Kopf an Kopf in zwei mit Netzen gesicherten Reisebetten. Die Behörde geht von einer "direkten Kontaktaufnahme" zwischen den Kinder aus. Dies würde bedeuten, dass der Zweijährige aus seinem Bett in das Bettchen des jüngeren Kindes kletterte und ihn dort verletzte. Eine Erzieherin wurde nach Angaben der Staatsanwaltschaft nach dem Vorfall auf das Weinen des verletzten Jungen aufmerksam. Das zweijährige Kleinkind sei in seinem eigenen Bett mit blutverschmierten Fingern gefunden worden. Zum genauen Ablauf des Vorfalls und zur Reaktion der anwesenden Erzieherinnen wollten Staatsanwaltschaft und Polizei keine näheren Angaben machen.

Die Verletzungen des eineinhalbjährigen Jungen waren schwerwiegend. Nach Informationen unserer Zeitung wurde er etwa 15 Mal gebissen. Es fanden sich Bisswunden an den Gliedmaßen, am Rücken und ein Biss im Gesicht. Das Ohr des Jungen wurde gequetscht. Die Lippen waren aufgeplatzt, dass Lippenbändchen gerissen. Die Nase war stark geschwollen. Kratzspuren wurden auf den Augenlidern und im ganzen Gesicht festgestellt. Die Eltern des Jungen stellten nach dem Vorfall Strafanzeige. Nach einer Voruntersuchung hat die Staatsanwaltschaft nun Ermittlungen eingeleitet. Ob es zu einer Anklageerhebung kommt, ist noch unklar.

Nach Angaben des Trägers der Kindertagesstätte, der Pfarrei St. Pirmin und St. Michael, wurde der Schlafsaal der Kinderkrippe mit einem Babyphone überwacht. Eine Erzieherin war während der Schlafzeiten nicht im Raum. Eine gesetzliche Regelung, wie Schlaf- und Ruheräume von Kinderkrippen überwacht werden müssen, gibt es im Saarland nicht. "Ob es eine Überwachung gab, und ob diese funktioniert hat, ist noch Gegenstand der Ermittlungen", sagte Pressestaatsanwalt Thomas Reinhardt. Auch wurde der eigentlich meldepflichtige Vorfall nach Auskunft des Sozialministeriums nicht dem Landesjugendamt angezeigt.

Unklar ist auch, warum der Zweijährige das jüngere Kind so stark verletzte. "Kinder in diesem Alter reagieren oft mit körperlichen Aggressionen, wenn ihnen zum Beispiel ein Spielzeug wegenommen wird oder wenn Eifersucht im Spiel ist", erklärt Gisa Aschersleben, Inhaberin des Lehrstuhls für Entwicklungspsychologie an der Universität des Saarlandes. "Da wird auch mal getreten oder gebissen. Aber nur ein Mal und nicht 15 Mal", sagte die Psychologin der SZ.

Der Träger der Kita wollte sich nicht weiter zu dem Vorfall äußern. Über einen Leserbrief an unsere Zeitung kündigte der St. Ingberter Stadtpfarrer Achim Dittrich, der der Pfarrei St. Pirmin und St. Michael vorsteht, aber an, die Schlafsituation im Krippenbereich mit Hilfe einer Fachberaterin der Diözese zu überprüfen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort