Wirbel um Mafia-Vorwürfe

Homburg · ´In Homburg sind Blätter verteilt worden, auf denen Politiker und Unternehmer bezichtigt werden, ein Mafia-Netzwerk zu bilden. Oberbürgmeister Rüdiger Schneidewind und Landrat Theophil Gallo bezogen klar Position gegen die Vorwürfe.

 Oberbürgermeister Rüdiger Schneidewind (vorne) hatte zur gemeinsamen Pressekonferenz mit Landrat Theophil Gallo auch ein Exemplar der anonym verteilten Blätter mitgebracht. Foto: Thorsten Wolf

Oberbürgermeister Rüdiger Schneidewind (vorne) hatte zur gemeinsamen Pressekonferenz mit Landrat Theophil Gallo auch ein Exemplar der anonym verteilten Blätter mitgebracht. Foto: Thorsten Wolf

Foto: Thorsten Wolf

"Wir haben es hier mit einem Kriminellen zu tun". Landrat Theophil Gallo wurde gestern auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Oberbürgermeister Rüdiger Schneidewind deutlich. Hintergrund sind vier kopierte Blätter, auf denen Landrat und OB sowie mehrere Homburger Unternehmer und Gastronomen abgebildet sind nebst diversen Hinweis-Pfeilen - alles unter dem Titel "Homburger Mafia-Netzwerk". Verteilt wurden diese am Freitag und auch am Montag in der Innenstadt, in Geschäften und auch im Landratsamt im Büro von Gallo, als dieser nicht da gewesen sei. Es wurden daraufhin Strafanzeigen gegen unbekannt gestellt.

Inzwischen ist die Polizei in der Sache einen guten Schritt weiter und vermeldete gestern Nachmittag einen "schnellen Ermittlungserfolg": Am Montag habe ein Mann auf frischer Tat erwischt werden können. Der 39-Jährige sei bei der Polizei bereits in Erscheinung getreten. Landrat Gallo bestätigte auf Nachfrage, dass er mit dem Mann bereits einmal in Bexbach gesprochen habe. Ihm sei der Mann bis gestern nicht bekannt gewesen, allerdings habe dieser in anderen Zusammenhängen schon Fotos von ihm gemacht, sagte Schneidewind.

Gallo betont, dass so eine Schmähschrift Spuren hinterlasse. Es seien "ehrabschneidende Äußerungen". Es solle nicht nur wegen übler Nachrede und Verleumdung ermittelt werden, sondern seiner Wahrnehmung nach auch wegen versuchter Nötigung und Bedrohung. Die Gefahr, die er hier sehe: Das rufe Nachahmer auf den Plan, auch durch den Umgang damit in den sozialen Medien. Er appelliere an die Besonnenheit: Man müsse aufhören, alles schlecht zu reden und Gerüchte zu produzieren. Das erzeuge ein Klima, in dem irgendjemand meine, er müsse etwas tun, "und wenn es ein Schuss auf den Mannschaftsbus von Hertha ist". Schneidewind hob gestern unter anderem darauf ab, dass durch die bewusste Verwendung des Wortes "Mafia " Menschen getroffen würden, die einen Migrationshintergrund hätten und zum Teil bereits in zweiter Generation hier lebten. "Das ist ganz übel." Er habe die Sorge, dass die Ressentiments überschwappten, gerade vor dem aktuellen Hintergrund der Asylbewerber. Selbst wenn der Mann ein Einzeltäter gewesen sein sollte: Jeder sollte überlegen, ob er nicht geistiger Brandstifter dafür sei. Er sei sehr dankbar, dass die Firma Theiss mit ihrem Geschäftsführer Giuseppe Nardi - auch dieser wird im anonymen Flugblatt abgebildet - sehr viel für Sport, Kultur und Vereine mache. Schneidewind nahm weiter zu Vorwürfen Stellung, die zum neuen Restaurant auf dem Marktplatz kursierten. Eine Bexbacher Nudel-Firma - Nardi ist auch hier Geschäftsführer - bietet darin italienische Gastronomie an. Es sei alles über ein normales Verfahren gelaufen, betonte der OB. "Jeder andere Investor hätte das auch so genehmigt bekommen." Alles, auch die Terrasse, sei mit dem Denkmalamt abgestimmt. Das Thema Außenbestuhlung werde in der Stadt generell großzügig gehandhabt.

Auch die SPD Homburg äußerte sich gestern zu den Flugblättern: "Wir sind entsetzt", so der Vorsitzende Wilfried Bohn. Hier liege ein Grund zum "Fremdschämen" vor. Er erwarte eine Antwort der Anständigen, die sich wehren sollten gegen Hetze.

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