Projekt Mobisaar Auch im Alter mit Bus und Bahn fahren

Homburg · Ältere und gehandicapte Menschen haben im öffentlichen Nahverkehr öfter einmal Probleme. Hier helfen speziell geschulte Lotsen, die man anfordern kann. Sie unterstützen dann zum Beispiel beim Ein- und Aussteigen.

 Beim Projekt Mobisaar helfen geschulte Lotsen älteren Menschen oder solchen, die ein Handicap haben, dabei, öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen. Den Service kann man vorher per Telefon, über eine App oder online anfordern.

Beim Projekt Mobisaar helfen geschulte Lotsen älteren Menschen oder solchen, die ein Handicap haben, dabei, öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen. Den Service kann man vorher per Telefon, über eine App oder online anfordern.

Foto: Manuela Mayer/Mobisaar/Saarbahn/Manuela Meyer mm@manuelameyer.co

Mal eben zur Bushaltestelle laufen. Eine Fahrkarte am Automaten ziehen, auf dem Fahrplan nach der nächsten Verbindung suchen, flott in Bus oder Bahn einsteigen. Für viele Menschen sind dies völlig normale Dinge. Für Ältere oder auch solche, die sich verletzt haben, oder die generell gehandicapt sind, können die kleinen vermeintlichen Selbstverständlichkeiten zur großen Barriere werden. Die Folge: Sie nutzen den öffentlichen Nahverkehr nicht. Genau hier setzt ein Projekt an, das es im Saarpfalz-Kreis seit Sommer 2016 gibt. „Mobisaar – Mobilität für alle“ ist es überschrieben. Die Idee dahinter ist simpel: Fahrgäste, die allein nicht mehr zurechtkommen, weil sie schlecht sehen oder hören, weil sie etwa im Rollstuhl sitzen oder einen Rollator benötigen, können einen Lotsenservice anfordern – und dies kostenlos. Alles was benötigt wird, ist ein gültiger Fahrschein, erläutert Katharina Meßner-Schalk, Projektkoordinatorin von Mobisaar.

Die Saarbahn koordiniert das Angebot, das vom Bundesbildungsministerium gefördert wird. Neun Partner sind mit im Boot. Saarlandweit sind 58 hauptamtliche Lotsen unterwegs, acht sind es im Saarpfalz-Kreis. Gestartet war das Projekt im November 2015 im Regionalverband Saarbrücken, nach dem Saarpfalz-Kreis im Jahr 2016 wurde es im November 2017 auf den Landkreis Neunkirchen ausgedehnt. Heute haben rund 60 Prozent der Saarländer Zugriff auf das Angebot. Sukzessive sollen weitere Landkreise in das Projekt einbezogen werden, so Meßner-Schalk.

Alle Lotsen werden vor ihrem Einsatz entsprechend geschult. Eingesetzt werden als „hauptamtliche Lotsen“ Beschäftigte des öffentlich geförderten Arbeitsmarkts. Hinzu kommen ehrenamtliche Lotsen, die das Projekt unterstützen.

So habe das Ganze neben der Unterstützung beim Bus-und Bahnfahren noch einen weiteren Aspekt, macht Meßner-Schalk deutlich: Gleichzeitig werde Menschen, die längere Zeit in keinem festen Arbeitsverhältnis standen, eine berufliche Perspektive geboten.

Das Angebot werde gut angenommen, sagte sie weiter. Insgesamt seien die Mobisaar-Lotsen derzeit rund 700 mal pro Monat unterstützend tätig. Die Anzahl derjenigen, die diese in Anspruch nehmen, sei steigend. Es gebe etliche Stammkunden, viele ältere Menschen, allerdings nicht nur. Auch Jüngere griffen darauf zurück, zum Beispiel solche mit starker Sehbehinderung, um zur Arbeit zu kommen. Es gebe auch den Fall, dass sich jemand verletzt habe, und nun auf Hilfe angewiesen sei. Familien mit Kinderwagen könnten ebenfalls immer wieder einmal Unterstützung gebrauchen, zum Beispiel beim Ein- und Aussteigen.

Grundsätzlich, so Meßner- Schalk, empfehle sie, den Lotsenservice gezielt zu buchen. Wer möchte, kann die Lotsen von Tür-zu-Tür anfordern, beispielsweise von der eigenen Haustür – das sei stets die Grenze –, bis zur Arztpraxis. Man kann sich aber auch an der Haltestelle mit ihnen treffen. Die Lotsen, die alle einen Dienstausweis mit sich tragen, seien darüber hinaus einfach an Knotenpunkten im Liniennetz unterwegs und helfen spontan.

Neben dem Lotsenservice werden im Rahmen von Mobisaar Kundenschulungstermine angeboten. In Mobilitätstrainings können ältere oder mobilitätseingeschränkte Menschen die sichere Nutzung von Bus und Bahn trainieren. Das Verhalten an und in den Fahrzeugen werde unter Anleitung praktisch geübt. Auch Fragen etwa zum Fahrkartenkauf werden beantwortet. Heute Abend gibt es zudem viele Details zum Mobisaar-Service bei einem Infoabend im Homburger Rathaus (siehe auch Infobox).

Gestartet wurde Mobisaar übrigens Ende 2015 als eines der fünf Sieger-Projekte des Wettbewerbs „Innovationen für Kommunen und Regionen im demografischen Wandel“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Neben der Saarbahn sind das Institut für Sozialforschung und Sozialwirtschaft, das deutsche Forschungszentrum für künstliche Intelligenz, B2M Software, der saarländische Nahverkehrs-Service, die Neue Arbeit Saar, der Sozialverband VdK Saarland, die Landesarbeitsgemeinschaft Pro Ehrenamt und das Diakonische Werk an der Saar/Bahnhofsmission Partner.

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