Letzte Ehre für den letzten Grafen

Homburg. Der letzte Graf von Homburg starb 1449. Er hieß Johann und ihm wurde die Ehre zuteil, im Kapitelsaal der damals noch intakten Abtei in Wörschweiler beigesetzt zu werden. Vermutlich hatte er sich, wie damals üblich, dieses Privileg durch Zuwendungen und Stiftungen an die Abtei verdient

 Reinhold Nesselberger, Ortsvertrauensmann in Wörschweiler, nahm den Besen in die Hand, um den Schnee vom Grab des letzten Grafen von Homburg zu kehren. Dahinter (von links): Sandsteinfachmann Holger Kopp, Alt-OB Reiner Ulmcke, Rotary-Präsident Gerd Schweitzer, Klaus Kell vom Kultur- und Tourismusamt der Stadt, sein Kollege Michael Emser von der Denkmalpflege, Bürgermeister Klaus Roth und Josef Britz vom Förderverein Stiftung Klosterruine. Fotos: SZ-Redaktion/Maack

Reinhold Nesselberger, Ortsvertrauensmann in Wörschweiler, nahm den Besen in die Hand, um den Schnee vom Grab des letzten Grafen von Homburg zu kehren. Dahinter (von links): Sandsteinfachmann Holger Kopp, Alt-OB Reiner Ulmcke, Rotary-Präsident Gerd Schweitzer, Klaus Kell vom Kultur- und Tourismusamt der Stadt, sein Kollege Michael Emser von der Denkmalpflege, Bürgermeister Klaus Roth und Josef Britz vom Förderverein Stiftung Klosterruine. Fotos: SZ-Redaktion/Maack

Homburg. Der letzte Graf von Homburg starb 1449. Er hieß Johann und ihm wurde die Ehre zuteil, im Kapitelsaal der damals noch intakten Abtei in Wörschweiler beigesetzt zu werden. Vermutlich hatte er sich, wie damals üblich, dieses Privileg durch Zuwendungen und Stiftungen an die Abtei verdient. Davon geht Alt-Oberbürgermeister Reiner Ulmcke aus, der sich nicht nur für die Geschichte seiner Heimatstadt Homburg interessiert, sondern auch aktiv dafür sorgt, dass sie nicht vergessen wird.

Deshalb regte er vor einigen Tagen an, die schmucklose Betongrabplatte, die nach ersten Ausgrabungen in den 50er Jahren die sterblichen Überreste des Grafen von Homburg bedeckt, durch eine originalgetreue Kopie des ursprünglichen Grabsteines zu ersetzen.

Dieser Original-Grabstein existiert zwar auch noch, er lehnt allerdings - wie weitere, ebenfalls dort gefundene Grabplatten - an der Wand des Klosters und ist arg verwittert. Der empfindliche und bröselige Sandstein lässt das einst sehr aufwändig gestaltete Wappen des Grafen nur noch erahnen, der Zahn der Zeit hat seit dem 15. Jahrhundert deutlich an dem Motiv genagt.

Man kann aber anhand anderer Beispiele das Wappen der Homburger Grafen ziemlich genau rekonstruieren. Und dieses Wappen nebst den Lebensdaten des letzten Grafen, soll nun auf einer neuen Sandsteinplatte angefertigt werden. Das Geld für die Platte stellt der Rotary-Club Homburg-Saarpfalz zur Verfügung, dem auch Reiner Ulmcke angehört. Die Inschrift spendet der Bexbacher Steinbildhauer Holger Kopp, der sich auch um die Beschaffung des entsprechenden Sandsteinblocks kümmert.

Nicht nur der Wörschweiler Ortsvertrauensmann Reinhold Nesselberger freute sich über die Aufwertung der Klosteranlage, auch Klaus Kell und Michael Emser, in deren Aufgabenbereich unter anderem der Denkmalschutz fällt, kamen am Freitag zum gemeinsamen Treffen in Sachen Grabplatte auf den Abteiberg, ebenso Bürgermeister Klaus Roth, der am Grab des letzten Grafen sogar eine kleine Rede hielt. Allerdings galt sie nicht dem Toten, sondern den Lebenden, bei denen er sich bedankte, "dass die Dokumente aus der Vergangenheit bewahrt werden". Es sei für die Stadt Homburg nicht nur wichtig, in die Zukunft zu planen, sondern auch, die Geschichte zu pflegen, "sonst gehen unsere Wurzeln verloren", unterstrich er.

Rotary-Präsident Gerd Schweitzer betonte, dass zu Reiner Ulmckes Vorschlag für die Anschaffung der Grabplatte sofort Einstimmigkeit darüber herrschte, dass hier das Spendengeld hervorragend angelegt sei. Auf den letzten Homburger Grafen folgten die Saarbrücker Grafen. An sie erinnert nicht mehr allzu viel.

Auf einen Blick

 Hier sieht man die Ausgrabungsfläche von Westen aus. Ganz links liegt das Grab des letzten Grafen von Homburg unter einem aus Backsteinen gemauerten Rechteck. Die Backsteine stammen von 1957, wie wahrscheinlich auch die Abdeckplatten aus Beton. Rechts neben dem Grafen sind die Reste zahlreicher Nachbestattungen ohne Grabplatten zu sehen. Foto: Stadtverwaltung/Emser

Hier sieht man die Ausgrabungsfläche von Westen aus. Ganz links liegt das Grab des letzten Grafen von Homburg unter einem aus Backsteinen gemauerten Rechteck. Die Backsteine stammen von 1957, wie wahrscheinlich auch die Abdeckplatten aus Beton. Rechts neben dem Grafen sind die Reste zahlreicher Nachbestattungen ohne Grabplatten zu sehen. Foto: Stadtverwaltung/Emser

Die Abtei von Wörschweiler wurde 1130 von Graf Friedrich I. von Saarwerden und seiner Gemahlin Gertrud als Benediktinerkloster gegründet und von Mönchen aus dem Kloster Hornbach besiedelt. 1171 wurde die Abtei von Zisterziensern übernommen. Bis zu ihrer Auflösung 1558 wurden innerhalb der Abteimauern Stifter und Gönner des Klosters begraben. Dazu zählen neben Johann von Homburg (auf dem Foto ist sein Wappen auf der Original-Platte zu sehen) auch die Abtei-Gründer, die Grafen von Saarwerden. 1176 wurde aus dem Saarwerdener Geschlecht sogar ein Gefolgsmann von Kaiser Barbarossa in Wörschweiler beigesetzt. maa

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