Kampf der Friseure Friseure klagen über Billig-Konkurrenz

Saarbrücken · Alteingessesene saarländische Friseure beschweren sich zunehmend über unliebsame Konkurrenten: Türkische und arabische Friseure machen ihnen mit Billig-Haarschnitten das Leben schwer.

 Ein Haarschnitt für zehn Euro? Etliche arabische und türkische Friseure bieten das mittlerweile auch im Saarland an. Deutsche Friseure verlangen aber leicht das Doppelte und werfen der Konkurrenz vor, sich hier nicht an Recht und Gesetz zu halten.

Ein Haarschnitt für zehn Euro? Etliche arabische und türkische Friseure bieten das mittlerweile auch im Saarland an. Deutsche Friseure verlangen aber leicht das Doppelte und werfen der Konkurrenz vor, sich hier nicht an Recht und Gesetz zu halten.

Foto: dpa-tmn/Markus Scholz

„Herrenhaarschnitt: 12 Euro. Mit Rasur: 15 Euro.“ Mit solchen Preisen können und wollen viele saarländische Friseure nicht mithalten. Üblich sind für einen einfachen Haarschnitt mindestens 20 Euro. „Da wird am System vorbei gewirtschaftet“, sagt Mirko Karkowsky, Geschäftsführer der Landesinnung Friseure und Kosmetik. Er beklagt, dass viele der neuen Konkurrenten aus dem arabischen Raum und der Türkei sich nicht an Gesetze und Vorgaben halten würden. Auch Horst Dupré, langjähriger Inhaber von drei Friseurgeschäften im Saarland, sieht das so: „Der Friseurberuf leidet. Allem Anschein nach passiert mittlerweile viel unter der Hand.“ Zudem fragt er sich, wie viele der hier tätigen Friseure aus dem Nahen Osten überhaupt eine anerkannte Berufsausbildung haben. Sein Friseur-Kollege Dominik La Roche, Betriebsleiter im Salon „Liebeshaar“ am St. Johanner Markt, klagt, dass er wegen der Niedrigpreis-Konkurrenz regelmäßig die eigenen Preise vor seinen Kunden rechtfertigen müsse. Bei ihm kostet der Herrenhaarschnitt 23 Euro.

„Wir können auch bei einem Preis von zehn Euro für einen Haarschnitt zufriedenstellend wirtschaften“, entgegnet der Betriebsleiter des Friseursalons „Casablanca“ im Nauwieser Viertel, der aber namentlich nicht genannt werden will. „Wir bieten nicht nur das Schneiden an. 12 Euro ist bei uns zwar der Preis für einen einfachen Herrenhaarschnitt, aber mit Waschen sind es schon 15 Euro“, erläutert Naif Ahmet, Inhaber des Salons „Edessa“ in Saabrücken, seine Kalkulation. Viele Kunden würden zudem Leistungen wie Rasieren oder Augenbrauen-Zupfen in Anspruch nehmen. „Mit Schneiden sind das im Paket dann 27 Euro. Das dauert in der Regel in 20 bis 25 Minuten“, rechnet Ahmet vor.

Manche seiner Kollegen bieten allerdings den Haarschnitt sogar für nur zehn Euro an. „Und das müsste eigentlich jeder Blinde sehen, dass da etwas nicht stimmt, wenn solche Preise angeboten werden“, sagt Horst Dupré aufgebracht. Auch Mirko Karkowsky von der Landesinnung glaubt, dass da „viel Schmu betrieben werde“, wenn solche Preise aufgerufen werden. „Dass etwas nicht stimmt, sieht man ja an den Preisen. Wenn nur acht oder neun Euro für einen Herrenhaarschnitt mit Bartpflege veranschlagt werden, muss auch dem Kunden klar sein, dass das auf normalem Weg nicht machbar ist“, so Karkowsky. Schon der geltende Mindestlohn und die Betriebskosten machten es unmöglich, solche Preise anzubieten.

Trotz harscher Kritik an der Preisgestaltung stellen die deutschen Friseure die Fähigkeiten ihrer ausländischen Kollegen nicht in Frage. „Oft gibt es jungen Menschen aus dem arabischen Raum, die sehr gute handwerkliche Fähigkeiten mitbringen. Dennoch ist aber eine abgeschlossene Berufsausbildung die Voraussetzung, um als Friseur tätig zu werden“, sagt Karkowsky.

Gesetzliche Vorgabe zur Eröffnung eines Friseurbetriebs sei der Meisterbrief. Ausnahmen sind aber unter bestimmen Voraussetzungen möglich. Etwa, wenn man seit mindestens sechs Jahren ausgelernt tätig ist und in dieser Zeit mindestens vier Jahre in leitender Position war, kann man eine Ausübungsberechtigung bei der Handwerkskammer (HWK) erhalten. Auch kann eine Ausnahmebewilligung beantragt werden, sofern man nur Tätigkeiten anbietet, für die die Berufsausbildung zum Friseur nicht erforderlich ist. Es kann aber auch ein Meister als Betriebsleiter eingestellt werden. Der muss dann grundsätzlich fest angestellt in Vollzeit beschäftigt werden.

„Problematisch ist jedoch, dass viele Besitzer von Friseurgeschäften Vorgaben und Gesetze umgehen, indem sie nur vorgeben, einen Meister eingestellt zu haben. Es gibt auch bereits Börsen im Internet, auf denen sich Friseurmeister anbieten, um sich als Betriebsleiter auszugeben und bei der Handwerkskammer zu unterschreiben“, erläutert Mirko Karkowsky von der Landesinnung.

Verstöße zu überprüfen, sei laut Karkowsky problematisch. „Bei einer Prüfung geben die Mitarbeiter oft einfach an, dass der Betriebsleiter krank sei oder im Urlaub.“ Insgesamt sei es mit dem vorhandenen Personal schwierig, effektiv Kontrollen durchzuführen. Aber auch nicht unmöglich. „Es ist zwar ein gewaltiger Aufwand, aber der darf nicht gescheut werden“, so der Innungs-Geschäftsführer.

„Im Rahmen unserer Möglichkeiten führen wir Kontrollen durch“, bestätigt auch Dietmar Henle, Leiter der Öffentlichkeitsarbeit der HWK Saarland. „Je nach Ergebnis gibt es dann auch Maßnahmen bis hin zur Löschung aus der Handwerksrolle oder sogar zur Schließung von Betrieben.“ Henle räumt jedoch ein, dass eine flächendeckende Kontrolle von Friseurgeschäften unmöglich ist.

Nicht alle saarländischen Friseure sehen jedoch in den neuen Mitbewerbern eine Bedrohung. „Ich habe ganz andere Kundschaft, als Friseure, die so günstig sind“, sagt etwa Katja König, Inhaberin des Salons „Haar!Schnitt“ in Saarbrücken. Ähnlich schätzt es Mark Blanke ein, Inhaber des Salons „Abschnittsgefährten“: „Ich sehe überhaupt keine Konkurrenz in so günstigen Anbietern. Wenn man als Friseur von einem Anbieter, der fünf oder zehn Euro für einen Haarschnitt verlangt, platt gemacht wird, dann liegt es auch an einem selbst.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort