Ein erfolgreiches Jahr für die BEG HochwaldErfolgsgeschichte trotz Hürden

Losheim. "Es war ein erfolgreiches Jahr für eine fortschrittliche Energiepolitik", zieht Henry Selzer Bilanz. Der Weiskircher Kommunalpolitiker wurde in der Gründungsversammlung am 24. Januar 2012 zum Vorstand der Genossenschaft gewählt

 Das Ziel der Bürger-Energie-Genossenschaft Hochwald: eine fortschrittliche Energiepolitik. Archivfoto: Julian Stratenschulte/dpa

Das Ziel der Bürger-Energie-Genossenschaft Hochwald: eine fortschrittliche Energiepolitik. Archivfoto: Julian Stratenschulte/dpa

Losheim. "Es war ein erfolgreiches Jahr für eine fortschrittliche Energiepolitik", zieht Henry Selzer Bilanz. Der Weiskircher Kommunalpolitiker wurde in der Gründungsversammlung am 24. Januar 2012 zum Vorstand der Genossenschaft gewählt. Die Idee, Klimaschutz mit finanziellem Nutzen zu verbinden, habe viel weitere Kreise gezogen als erwartet: 150 Mitglieder wollte die Genossenschaft nach einem Jahr erreicht haben. Ende Januar waren es schon 360 Menschen aus dem Kreis Merzig-Wadern und aus angrenzenden rheinland-pfälzischen Gemeinden, die Mitgliedsanteile erworben haben. "Wir hätten absolut nicht erwartet, dass das so einschlägt. Wir liegen sowohl hinsichtlich der Zahl der Mitglieder als auch der Höhe der Einnahmen um mehr als 100 Prozent über den Zielsetzungen des Businessplans", sagt Jürgen Millen. Der Losheimer bildet neben dem Vorstandsvorsitzenden der Volksbank Untere Saar, Bernd Mayer, und dem Unternehmer Werner Thielen den Aufsichtsrat der Genossenschaft und war neben Selzer einer der "Gründungsväter" der BEG.

Anlagen decken Kosten

Nicht nur die Resonanz auf die Geschäftsidee der Genossenschaft war bestechend, resümieren Selzer und Millen. Auch die von der BEG bis dato angestoßenen Projekte seien sehr erfolgreich verlaufen: Die Genossenschaft betreibt mittlerweile eigene Fotovoltaik-Anlagen auf dem Dach eines Gewebebetriebes in Konfeld sowie auf den Kindertagesstätten in Erbringen und Reimsbach. Millen: "Kitas sind geradezu prädestiniert für Fotovoltaik-Projekte, weil zu der Zeit, in der in der Regel Solarstrom produziert wird, dort auch der Eigenverbrauch am höchsten ist." Und Henry Selzer ergänzt: "Wir können unsere Kosten jetzt schon durch die bestehenden Fotovoltaik-Anlagen decken." Das sei aber auch nur deswegen möglich, weil ein Großteil der Geschäftsbesorgung in der Genossenschaft immer noch ehrenamtlich erledigt werde.

Großprojekt fest im Blick

Jetzt arbeiten die Verantwortlichen in der Genossenschaft mit Hochdruck daran, ihr erstes Großprojekt zur Vollendung zu bringen: den Windpark auf dem Galgenberg bei Losheim. Vier weitere Windräder sollen zu dem einen, das bereits dort steht, hinzukommen. Die BEG Hochwald möchte Mehrheitsgesellschafter für den Windpark werden, wobei die Mitglieder der Genossenschaft über ihre Einlagen sowie über Darlehen, die sie der Genossenschaft gewähren, das Projekt mit einem Investitionsvolumen von rund 12,8 Millionen Euro mitfinanzieren sollen. Auch hier läuft es nach den Worten der BEG-Verantwortlichen besser als erhofft: "Wir haben inzwischen rund drei Millionen Euro an Finanzmitteln für den Windpark Galgenberg eingeworben", erläutert Selzer.

Dafür wurde während eines befristeten Zeitraums die Möglichkeit eröffnet, bis zu 100 Genossenschafts-Anteile zum Preis von je 500 Euro zu erstehen. Außerdem konnten Mitglieder gegenüber der Genossenschaft als Darlehensgeber auftreten. Rund zwei Millionen Euro seien über Einlagen als echtes Eigenkapital zusammengekommen, eine weitere Million über Darlehenszusagen von Mitgliedern. "Das Ziel, den ersten genossenschaftlichen Bürger-Windpark im Saarland zu realisieren, ist so gut wie erreicht", sagt Henry Selzer. Die Gründung einer Betreibergesellschaft stehe kurz bevor, noch 2013 solle die Anlage ans Netz gehen. "Das ist auch vom Genehmigungsstand her möglich", meint Henry Selzer, und Jürgen Millen betont die Akzeptanz des Projektes: "Es gab keinen einzigen Einwand von Bürgern gegen den Windpark Galgenberg." Über die Beteiligung an weiteren Windkraft-Projekten, auch außerhalb des Hochwaldes, werde verhandelt. Losheim. Mehr als 20 Infoveranstaltungen im Hochwaldraum und im gesamten Kreis Merzig-Wadern hat die BEG Hochwald seit ihrer Gründung im Januar 2012 absolviert. Ein wichtiger formaler Schritt für die neu gegründete Genossenschaft war die Eintragung ins Genossenschaftsregister, die auch dank der Unterstützung der Volksbank Untere Saar sehr zügig vonstatten ging. Und das unter durchaus erschwerten Bedingungen, wie sich Jürgen Millen entsinnt: "Kurz nach Gründung der Genossenschaft wurde die alte Solarförderung gekappt, dadurch war unser Businessplan, der für den Eintrag ins Genossenschaftsregister vorgelegt werden muss, Makulatur."

Mitglied im Energiebeirat

Sehr rasch musste der Businessplan umgestrickt werden, was aber gelang. Nach der Phase des stürmischen Wachstums ist aus Sicht der Genossenschafts-Initiatoren nun eine gewisse Professionalisierung und auch Spezialisierung der Genossenschaftsarbeit angesagt: Die BEG Hochwald wurde zwischenzeitlich in den Energiebeirat des saarländischen Wirtschaftsministeriums berufen, außerdem habe man mit den anderen Energiegenossenschaften im Saarland engere Kontakte geknüpft. Dass die Geschäftsführung der Genossenschaft eines Tages einmal hauptamtlich erledigt werden könnte, sei denkbar, aber wohl erst mittelfristig, meint Selzer: "Wenn wir fünf bis sieben Windräder unter unserer Regie ein Jahr lang sehr gut laufen haben, können wir über einen hauptamtlichen Geschäftsführer nachdenken." Allerdings sollen der Vorstand sowie der Aufsichtsrat der Genossenschaft erweitert werden, so soll nach Möglichkeit in einem der nächsten Schritte ein Finanzvorstand installiert werden. Henry Selzer: "Wir gehen davon aus, dass wir im zweiten Quartal 2013 unsere turnusgemäße Genossenschaftsversammlung machen können." Es sei jetzt wichtig, "dass die Genossenschaft auch zu einem Innenleben findet". cbe

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