Einige Gebäude sollen abgerissen werden Teil von Villa-Schwinn-Gelände verkauft

Zweibrücken · Kimmle-Stiftung will auf 3600 Quadratmetern Wohnungen vor allem für Behinderte bauen. Und Immobilia plant Aufwertung der Villa.

Die jüngeren Gebäude im Bild rechts neben der denkmalgeschützten Villa Schwinn, von der Tankstelle bis zum Wohnhaus, sollen dem Bauprojekt der Heinrich-Kimmle-Stiftung weichen.

Die jüngeren Gebäude im Bild rechts neben der denkmalgeschützten Villa Schwinn, von der Tankstelle bis zum Wohnhaus, sollen dem Bauprojekt der Heinrich-Kimmle-Stiftung weichen.

Foto: Rainer Ulm

„Schön sieht es dort im Moment nicht aus.“ Das hat jüngst der Zweibrücker Oberbürgermeister Marold Wosnitza (SPD) beklagt, als er die Halbzeit-Bilanz seiner achtjährigen Amtszeit zog (wir berichteten). Und er meinte das Umfeld der Villa Schwinn an der Ecke Hofenfels-/Gutenbergstraße. Wosnitza befand, der aktuelle Zustand werde der Bedeutung des 1894 erbauten Gebäudes, einer der repräsentativsten Fabrikantenvillen der Pfalz, und der dazugehörigen Remise „nicht gerecht“. Zwar habe das Areal inzwischen einen neuen Eigentümer gefunden, doch werde erst „die Zukunft zeigen, ob und was dort entwickelt wird“, hoffte der Oberbürgermeister vor einigen Wochen.

Diese Zukunft scheint nun angebrochen. Am Freitag teilte die Zweibrücker Maklerfirma Immobilia, die das Anwesen vor nunmehr fast genau einem Jahr der Erbengemeinschaft Schwinn abgekauft hatte (wir berichteten), in einer Presseerklärung mit, „eine Teilfläche des Grundstücks“ von etwa 3600 Quadratmetern Größe an die Pirmasenser Heinrich-Kimmle-Stiftung verkauft zu haben: „Der notarielle Kaufvertrag ist beurkundet und geschlossen.“ Über den Kaufpreis sowie über Vertragsdetails sei Stillschweigen vereinbart worden.

Dann wurde die Presseerklärung aber doch noch etwas konkreter. Demnach sollen in einem ersten Bauabschnitt „24 öffentlich geförderte Wohnungen für beeinträchtigte Menschen entstehen“ – jede von ihnen 50 Quadratmeter groß und barrierefrei. Diese neuen Wohnungen „decken den dringend notwendigen und mit der Stadt Zweibrücken abgestimmten Bedarf für beeinträchtigte Menschen ab“, hieß es in der Presseerklärung weiter. Und: „Das Grundstück bietet mittelfristig noch weitere Möglichkeiten für zusätzlich zu schaffenden Wohnraum für Menschen mit Beeinträchtigungen.“ Zum jüngst von Oberbürgermeister Wosnitza monierten Zustand des Umfelds schrieb Immobilia: In einem zweiten Schritt werde „die Villa und ihr Umfeld von der Villa Schwinn GmbH & Co. KG (Inhaber: Willi Geßner) in Abstimmung mit der Denkmalbehörde modernisiert und aufgewertet“. Die Villa Schwinn GmbH & Co. KG, die laut Handelsregister „die Bewirtschaftung und Entwicklung der Gebäude und Freiflächen der Villa Schwinn in Zweibrücken“ zum Ziel hat, war kurz nach dem Kauf des Anwesens eigens für dieses Projekt gegründet worden.

Die Pirmasenser Heinrich-Kimmle-Stiftung bestätigte am Freitag auf Nachfrage unserer Zeitung den Kauf der 3600 Quadratmeter großen Villa-Schwinn-Fläche. „Das Grundstück hat uns überzeugt. Es liegt perfekt in der Innenstadt“, sagte Stiftungsvorstand Marco Dobrani. Zwar wollte auch er vereinbarungsgemäß nichts über den Kaufpreis sagen, verriet aber, dass die Heinrich-Kimmle-Stiftung einen „Millionenbetrag“ in ein neues Wohngebäude an der Hofenfelsstraße, quasi direkt hinter der denkmalgeschützten Villa Schwinn investieren wolle. Dort sollen nicht nur Menschen mit, sondern auch ohne Beeinträchtigen ein neues Zuhause finden. „Wir nennen das ,Inklusives Wohnen‘, was wir bereits seit vielen Jahren in Pirmasens erfolgreich praktizieren“, erläuterte Dobrani. In Pirmasens seien unter anderem Studenten in einem solchen Haus gemeinsam mit Menschen mit Beeinträchtigungen untergebracht. „Dort hilft man sich beim Einkaufen, geht mal gemeinsam ins Kino, veranstaltet Kochabende“, berichtete der Stiftungsvorstand weiter und freute sich: „Das funktioniert sehr gut.“

Für den Bau des neuen Wohnhauses in Zweibrücken müssen die bestehenden Garagen, die ehemalige Tankstelle, die zurzeit als Werkstatt genutzt wird, und das dahinter liegende Wohnhaus, das wohl aus den 1960er Jahren oder später stammt, abgerissen werden. Dafür bekommt die Hofenfelsstraße an dieser Stelle ein attraktives Aussehen, versprach Dobrani. Und wann wird mit dem Bau begonnen? „Vielleicht schon in diesem Jahr“, hoffte der Stiftungsvorstand. Aber das hänge auch von der Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz in Mainz ab, bei der die Stiftung einen Antrag auf Unterstützung gestellt habe.

Bleibt also abzuwarten, um die Worte von Zweibrückens Oberbürgermeister Wosnitza noch einmal aufzugreifen, wann es dort endlich wieder „schön aussieht“.

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