Matthias Mahl Polizeichef und Kommunalpolitiker

Zweibrücken · Matthias Mahl leitet die Polizeiinspektion in Zweibrücken. Privat engagiert er sich in seiner Heimatstadt Hütschenhausen als Ortsbürgermeister. Wir sprachen mit Mahl über diese Doppel-Belastung, Kriminalität und Corona.

 Matthias Mahl, Leiter der Polizeiinspektion Zweibrücken, vor seiner Wirkungsstätte. Fünf Stockwerke umfasst das Gebäude an der Landauer Straße, aktuell sind auf der Wache 65 Mitarbeiter tätig.

Matthias Mahl, Leiter der Polizeiinspektion Zweibrücken, vor seiner Wirkungsstätte. Fünf Stockwerke umfasst das Gebäude an der Landauer Straße, aktuell sind auf der Wache 65 Mitarbeiter tätig.

Foto: Mathias Schneck

Es gibt ein paar wenige Orte in Zweibrücken, da brennt immer Licht. Tag und Nacht. Die Landauer Straße 67 gehört dazu. Hier hat die Polizeiinspektion Zweibrücken ihren Sitz. „Das Verbrechen schläft nie“, lautet ja ein geflügeltes Wort. Ergo muss auch auf der Polizeiwache immer alles hellwach sein. 65 Mitarbeiter, verteilt auf fünf Stockwerke, arbeiten daran, dass die Bürger ruhig schlafen können.

Arbeit gibt es genug, wie Matthias Mahl, Leiter der Polizeiinspektion, im Gespräch mit unserer Zeitung erklärt. „Wir sind für insgesamt 51 000 Menschen zuständig, die auf einer Fläche von rund 200 Quadratkilometern leben.“ 34 000 Bürger in Zweibrücken, 17 000 in der Verbandsgemeinde Zweibrücken-Land – und jeder, der etwas auf dem Herzen hat, vielleicht einen Unfall hatte, möchte, dass die Polizei sofort auftaucht. Diese Erwartung könne leider nicht immer erfüllt werden, bedauert Mahl. Die Beamten müssen Prioritäten setzen. Eine akute Bedrohungslage muss zuerst angesteuert werden, da muss der Unfall mit reinem Sachschaden hintanstehen. „Es kann passieren, dass es dauert“, macht Mahl deutlich.

„Wir müssen im Jahr rund 10 000 Vorgänge abarbeiten. Dazu zählen Anrufe, Unfälle, Anzeigen, Strafverfolgung, Vernehmungen für die Kollegen anderer Dienststellen und und und“, zählt er auf. Kein Wunder, dass die Beamten einen Überstundenberg angehäuft haben.

Seit 2014 leitet Mahl die Polizeiinspektion der Rosenstadt. Der 58-Jährige, verheiratet und Vater einer Tochter und eines Sohnes, hat den Rang Erster Polizeihauptkommissar – vier silberne Sterne auf der Schulterklappe.

Mahl sagt, er sei froh, dass sich in den vergangenen Jahren das Durchschnittsalter der Beamten im Wechselschichtdienst verjüngt hat. Es liegt momentan bei 34,2 Jahren. Die Arbeit sei fordernd, auch körperlich. Beileibe nicht alle Bürger sind der Polizei wohlgesonnen. Mahl beklagt eine zunehmende Verrohung, einen immer stärkeren Werteverfall (siehe Infokasten unten).

Gibt es Corona-Trends? Auf jeden Fall, sagt Mahl. „Die Zahl der Verkehrsunfälle ist im Lockdown zurückgegangen. Die Leute sind einfach weniger Auto gefahren.“ Aufällig sei aber „eine deutliche Steigerung bei den Drogenfahrten und Trunkenheitsfahrten“. Auch dies müsse mit dem Lockdown zusammenhängen. Frust? Existenzängste? Was es auch immer sein mag:  Immer mehr Bürger nehmen Drogen oder greifen zur Flasche (oder beides gleichzeitig) und setzen sich dann ans Steuer.

„Im ersten Vierteljahr 2021 hatten wir jeden Tag eine Trunkenheitsfahrt. Und das sind ja nur die Fälle, die wir erwischen“, sagt Mahl und schüttelt den Kopf. Nach wie vor gibt es viele Unfallfluchten in Zweibrücken, ein Schwerpunkt sind die Parkplätze der Märkte an der Wilkstraße. Mahl warnt: „Wir haben eine sehr gute Aufklärungsquote bei den Unfallfluchten, sie liegt bei zirka 50 Prozent.“

 Sobald er die Uniform abgestreift hat, schlüpft Matthias Mahl in die Rolle des Ortsbürgermeisters von Hütschenhausen. Hier ist er bei repräsentativen Aufgaben in seinem Heimatort zu sehen.

Sobald er die Uniform abgestreift hat, schlüpft Matthias Mahl in die Rolle des Ortsbürgermeisters von Hütschenhausen. Hier ist er bei repräsentativen Aufgaben in seinem Heimatort zu sehen.

Foto: Matthias Mahl

Wohnungseinbrüche seien erfreulicherweise zurückgegangen – „dafür verzeichnen wir jetzt verstärkt Einbrüche in Firmen und in Kneipen“, sagt der Polizeichef. Die Täter, die man schnappe, kämen oft aus Zweibrücken und der Region. Ein ernstes Problem seien auch zunehmend Taschendiebstähle. Beliebtes Opfer sind ältere Menschen im Supermarkt, die sorglos ihre Tasche im Einkaufswagen liegen haben oder die Tasche umgehängt aber nicht verschlossen haben, so dass ein geschickter Langfinger von hinten hineingreifen kann. Mahl sagt, die Beamten hätten ein verstärktes Augenmerk darauf. „Wir verzeichnen immer wieder Ermittlungerfolge.“ Pkw-Einbrüche hätten nachgelassen. Oft würden die Eigentümer unvernünftigerweise Taschen, Geldbeutel, Handys oder gar Geld gut sichtbar im Auto liegen lassen. Damit locke man die Täter an. Und beschere sich selbst einen Schaden – und der Polizei zusätzlich Arbeit. Beides muss nicht sein.

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