Der Zweibrücker war jahrzehntelang als Bäcker und Kommunalpolitiker beliebt und erfolgreich Bernd Schmidt ist tot

Zweibrücken · Als „Brezel-Schmidt“ und als Stadtentwicklungs-Experte hat sich Bernd Schmidt in Zweibrücken unvergesslich gemacht. Jetzt ist er nach langer Krankheit im Alter von 76 Jahren gestorben.

 Bäcker- und Konditor-Meister Bernd Schmidt mit seinen legendären Brezeln auf einem undatierten Foto aus dem Merkur-Archiv.

Bäcker- und Konditor-Meister Bernd Schmidt mit seinen legendären Brezeln auf einem undatierten Foto aus dem Merkur-Archiv.

Foto: Horst W. Grittner

„Ein großer Zweibrücker Kommunalpolitiker und Unternehmer hat uns für immer verlassen.“ Mit diesen Worten hat Oberbürgermeister Marold Wosnitza am späten Mittwochabend über den Tod von Bernd Schmidt informiert. „Bernd Schmidt war für seine Backwaren bekannt und hat unsere Stadt maßgeblich mitgestaltet. Wir sind ihm zum Dank verpflichtet“, schreibt der OB. „Wir wünschen der Familie Schmidt viel Stärke in dieser schwierigen Zeit. Lieber Bernd, wir werden Dich nicht vergessen – Ruhe in Frieden.“

Der Sozialdemokrat (Parteieintritt 1972) hatte jahrzehntelang die Zweibrücker Stadtpolitik aktiv mitgestaltet – und die legendäre Bäckerei Schmidt geführt. Bernd Schmidt wurde 76 Jahre alt. Er starb am 3. November nach langer Krankheit. Schon bei der Stadtratswahl 2009 war er aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr angetreten und zog sich aus der Öffentlichkeit zurück.

1984 war Schmidt erstmals in den Stadtrat gewählt worden, arbeitete dort unter anderem als stellvertretender Fraktionsvorsitzender und baupolitischer Sprecher der SPD-Fraktion. Dabei setzte er sich unter anderem besonders für die Entwicklung der Zweibrücker Innenstadt ein. Von 1986 bis 2003 war Schmidt auch Mitglied der Planungsgemeinschaft Westpfalz.

Beim Empfang zu Schmidts 60. Geburtstag 2002 würdigte ihn der damalige SPD-Fraktionschef Berni Düker als Mann mit Ecken und Kanten. Nie habe Schmidt sein Mäntelchen nach dem Wind gehängt, in allererster Linie gehe es Schmidt um das Wohl seiner Heimatstadt Zweibrücken.

So vertrat Schmidt auch konsequent seine Überzeugung weiter, dass die Politik den Einzelhandels-Standorts Innenstadt schützen und stärken müsse, als ab Mitte der 2000er-Jahre Stimmen in seiner Fraktion lauter wurden, man solle doch versuchen, mit großzügigeren Einzelhandels-Ansiedlungen am Stadtrand Kunden nach Zweibrücken zu locken, einige davon kämen dann sicher auch noch in die Innenstadt. „Wir sollten das Pferd nicht von hinten aufzäumen“, warb Schmidt 2004 im Bauausschuss für eine umgekehrte Strategie.

Wie wenigen anderen Politikern gelang es Schmidt, Volksnähe ohne Populismus, klare Sprache und strategisches Denken zum Wohle der Stadt und ihrer Bürger zu verbinden. Sein Ausscheiden aus dem Stadtrat wurde deshalb weit über die SPD hinaus als Verlust für die Kommunalpolitik angesehen.

Seine Schlagfertigkeit stellte Schmidt in jungen Jahren auch als Schlagzeuger unter Beweis. Schmidt war Träger der Zweibrücker Stadtehrenplakette – und bekam vom Karnevalverein Zweibrücken den Ehrentitel „Herzogsnarr“ verliehen. Die SPD ehrte ihn für seine Verdienste mit der Ignaz-Roth-Plakette und der Willy-Brandt-Medaille.

Sogar noch bekannter als als Politiker war Bernd Schmidt als Bäcker. Seine Lehre hatte er im Café Sommer in Stuttgart absolviert und brachte aus Schwaben viele Rezepte mit nach Zweibrücken, unter anderem das der Brezel, die sich besonders als Butterbrezel hier zum Kultobjekt entwickelte. 2006 berichtete Schmidt in einem Merkur-Artikel, dass er täglich etwa 700 Stück verkaufe. Auch bei vielen offiziellen Anlässen der Stadt wurden die Brezeln serviert.1972 übernahm Bernd Schmidt die Bäckerei Schmidt von seinem Vater Ludwig Schmidt. Ein Jahr später übernahm Bernd Schmidt auch das „Rosencafé“ in der Fruchtmarktstraße von Friedwolf Liebold, weil die Kapazität in der Hauptstraße zu klein geworden war (das Rosencafé schloss 2012). 1975 richtete Schmidt den „Brezelstand“ vor seiner Bäckerei in der Hauptstraße ein, 2004 kam die Filiale mit Café an der Ecke Hauptstraße/Hallplatz hinzu. Mitte der 200er-Jahre zog sich Bernd Schmidt aus dem aktiven Geschäft zurück, das bis zur insolvenzbedingten Schließung im Juni 2020 von seinen Kindern und seiner Frau geführt wurde. Der Preisdruck durch Discounter und die (erste Lockdown-Phase der) Corona-Krise waren für das Aus ursächlich, erläuterte damals der Insolvenzverwalter – leider seien immer weniger Menschen bereit, bei Backwaren für gute Qualität auch die für deren Produktion erforderlichen Preise zu zahlen. Die Nachricht von der Schließung sorgte für große Bestürzung in Zweibrücken gehörte zu den wohl zwei, drei meistgelesenen und auf meistkommentierten Artikeln der Merkur-Geschichte. In den hunderten, oft bewegenden Facebook-Kommentaren wurden besonders die Brezeln und Käsekuchen von Bernd Schmidt und seiner Familie gerühmt, aber auch viele andere seiner Back- und Konditorei-Waren.

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