Ziel: Weniger Energieverbrauch für Bewohner und mehr altersgerechte Wohnungen Investitionen für Mieter und Stadt belasten Gewobau

Zweibrücken · In 20 Jahren 25 Millionen Euro in Sonderprojekte gesteckt. Verstärkte Orientierung an Mieter-Bedürfnissen soll langfristigen Erfolg sichern.

 Die Gewobau-Geschäftsführer Rolf Holzmann und Jörg Eschmann (von links) im neuen Gewobau-Standort am ZOB.

Die Gewobau-Geschäftsführer Rolf Holzmann und Jörg Eschmann (von links) im neuen Gewobau-Standort am ZOB.

Foto: Elisabeth Heil

Der Jahresüberschuss der „Gewobau GmbH Zweibrücken“ (städtische „Gesellschaft für Wohnen und Bauen“) ist stark gesunken. Betrug der Überschuss 2018 noch 1,8 Millionen Euro, waren es 2019 nur noch 121 000 Euro. Das ist dem Jahresabschluss 2019 zu entnehmen, über den diesen Mittwoch der Stadtrat entscheidet. Laut dem ebenfalls zu beschließenden Wirtschaftsplan 2021 wird dann mit einem Jahresüberschuss von 478 000 Euro gerechnet, im laufenden Jahr werden es wohl 702 000 Euro. Der Gewinn fließt komplett in die Bauerneuerungsrücklage.

Wobei die Rats-Vorlagen deutlich machen: Die Gewobau ist weiter finanziell stabil aufgestellt. Und die Anlässe für das Schrumpfen des Gewinns sind erfreulich. Der Großteil des Rückgangs ist nämlich durch gestiegene Instandhaltungsaufwendungen verursacht. Denn die Gewobau hat viel investiert – um den Gebäudebestand für vorhanden und künftige Mieter attraktiv zu halten. Dieser Kurs wird auch in den kommenden Jahren fortgesetzt. Nicht nur, um den Mietern zeitgemäße Grundrisse und Energie-Einsparung zu ermöglichen – sondern auch, um mehr altersgerechte Wohnungen anbieten zu können, die „zumindest barrierearm“ sind.

Denn wenn die jüngste Bevölkerungsprgnose zutrifft, wird Zweibrücken bis 2030 sechs Prozent weniger Bewohner haben, was das Leerstandsrisiko steigere – aber gleichzeitig werde der Bevölkerungs-Anteil der über 65-Jährigen um mehr als 20 Prozent steigen. Die Folge, so der Gewobau-Lagebericht: wachsender Bedarf an Wohnungen, insbesondere innenstadtnahe, mit guter Bus-/Bahn-Anbindung und behindertegerechte. So sollen auch mehr Wohnungen Aufzüge erhalten. Die Geschäftsführer Rolf Holzmann und Jörg Eschmann schreiben: „Eine verstärkte Orientierung an den Bedürfnissen und Wünschen von Mieterinnen und Mietern hat zum Ziel, langfristig den Erfolg der GeWoBau GmbH zu sichern. Gezielte Maßnahmen zur Kundenbindung sollen in den nächsten Jahren verstärkt eingesetzt werden.“

Der Gewobau gehören derzeit über 527 Häuser, 3013 Wohnungen (davon 294 in Homburg, wo das Mietniveau aufgrund der vielen Arbeitsplätze und der besseren Bevölkerungsentwicklung deutlich höher sei), 80 sonstige Einheiten (insbesondere Läden) und 711 Garagen.

Doch nicht nur ihr Kerngeschäft kostet die Gewobau viel Geld – sondern auch Stadtentwicklung, die sich die hoch verschuldete Stadt selbst nicht leisten könnte. Laut dem Lagebericht hat die Gewobau „in den vergangenen 20 Jahren mehr als 25 Millionen Euro in Sonderprojekte wie Fasaneriegebäude, Villa Rothenberg, ehemaliges Finanzamt, Alte Post, Hauptbahnhof, Wirtshaus und City-Outlet investiert“. In der Fasanerie seien „weitere dringend notwendige Investitionen in nahezu zweistelliger Millionenhöhe zu tätigen“. Unter anderem erneuert würden noch die Toiletten-Anlage, Personalräume und das Dach des Rundbaus, zudem werde der Spa-Bereich erweitert, erläuterte Gewobau-Geschäftsführer Eschmann auf Merkur-Nachfrage..

Die genannten Investitionen seien „stadtbildprägend und notwendig“, sie hätten aber das Eigenkapital der Gewobau „stark reduziert“, heißt es in dem Lagebericht. Zinszahlungen und Tilgungen infolge der Investitionen würden die Gewobau noch länger belasten, zumal „den Investitionen keine entsprechenden Renditen aus den Objekten entgegenstehen“. Schlussfolgerung daraus: „Investitionen in Sonderprojekte werden auch zukünftig zum Aufgabengebiet der Gesellschaft gehören, sollten aber in der nächsten Zeiten nicht im bisherigen Umfang durchgeführt werden.“

Was nach Merkur-Einschätzung auch ein Appell auch an Bürger und Stadtrat ist, aus deren Reihen immer wieder Rufe nach der Gewobau kommen, wenn es gilt, für Zweibrücken wichtige Gebäude zu erwerben.

Trotz der mit 5,5 Prozent immer noch relativ hohen Leerstands-Quote (vor allem bedingt durch etliche Einfach-Wohnungen in der Canada-Siedlung) ist die Gewobau mit dem Vermietungs-Geschäft zufrieden: „Das Wohnungsangebot der Gesellschaft war auch im Jahr 2019 stark gefragt, was auch auf das niedrige Preisniveau zurückzuführen ist.“ 2018 betrug die Leerstandsquote 6,9 Prozent. Bei einem Drittel der Wohnungen zahlt die Stadt die Miete für Hartz IV-Empfänger – womit die Gewobau nicht nur der größte, sondern auch der sozialste Wohnungsvermieter in Zweibrücken ist.

Mieterhöhungen im Januar 2020 in Homburg und im April in Zweibrücken führen zu Mehreinnahmen von jährlich 0,5 Millionen Euro.

Stadtrat: Weitere Themen ab 17 Uhr in der Hofenfels-Aula sind unter anderem: Katzenschutz-Verordnung, Sanierung Kleiner Exe, Bebauungspläne „Im Feld“ und „Christian-Schwarz-Straße“, Turnhallen-Sanierung Herzog-Wolfgang-Realschule plus und die turnusgemäße Höherbesoldung von Oberbürgermeister Marold Wosnitza.

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