Direktkandidaten ziehen Bilanz Von „mega-zufrieden“ bis „respektabel“

Zweibrücken · Nach den Landtagswahlen ziehen die Direktkandidaten des Wahlkreises 47 Zweibrücken im Pfälzischen Merkur Bilanz.

 Blick in das Wahllokal im Rathaus. Das Wahlhelfer-Team unter Stadtrat Pascal Dahler (oben rechts) hatte dort ordentlich Stimmen auszuzählen.

Blick in das Wahllokal im Rathaus. Das Wahlhelfer-Team unter Stadtrat Pascal Dahler (oben rechts) hatte dort ordentlich Stimmen auszuzählen.

Foto: Mathias Schneck

Freud und Leid liegen nach einer Landtagswahl bei den Kandidaten eng beieinander. Es kann nur einer direkt in den Landtag ziehen. Im Falle des Wahlkreises 47 ist dies Direktkandidat Christoph Gensch (CDU).

Rebecca Wendel (SPD) hätte über die Zweitstimmen beinahe ebenfalls den Sprung nach Mainz geschafft (wir berichteten).

Aber da sind ja noch sechs weitere Direktkandidaten – von denen keiner wirklich ernsthaft darauf hoffen durfte, es über den Wahlkreissieg oder die Landesliste zu packen. Und dennoch reicht das Fazit dieser sechs Kandidaten in unserer Umfrage von „mega-zufrieden“ bis „respektabel“.

Moritz Bächle (AfD) fuhr nach Gensch und Wendel das drittstärkste Ergebnis ein – für ihn votierten 9,5 Prozent. Bächles Fazit: „Ich liege leicht über dem Landesdurchschnitt meiner Partei, die 8,5 Prozent bekam. Dafür, dass ich erstmals als Kandidat angetreten bin, ist das ein Ergebnis, das mich zufriedenstellt.“ Dennoch hadert er etwas: „Die Prognosen vor der Wahl waren besser. Da waren die Briefwahlen noch nicht berücksichtigt. Wir schneiden bei den Briefwahlen immer schlechter ab als die anderen, ich weiß auch nicht, woran das liegt.“ Bächle sagt, er gehe davon aus, dass die AfD Stimmen an die Freien Wähler und die Grünen verloren habe.

„Wir sind stark auf der Straße, im direkten Kontakt mit dem Bürger, das hat uns in diesem Wahlkampf natürlich sehr gefehlt. Dass uns der Verfassungsschutz jetzt derart ins Visier nimmt, hat uns sicher auch geschadet“, erklärt er.

Es sei „schade“, dass es so viele Nichtwähler gegeben habe. „Die Bürger müssen stärker dafür sensibilisiert werden – im Interesse aller Parteien.“ Bächle stand nicht auf der Landesliste, er sagt, er habe Parteifreunden, die sich schon länger engagierten, den Vortritt lassen wollen.

Peter Sammel (FWG) holte mit 5,9 Prozent der Erststimmen das viertbeste Ergebnis. Er strahlt: „Ich bin mega-zufrieden; sowohl mit meinem persönlichen Ergebnis wie auch mit dem Ergebnis der Freien Wähler auf Landesebene. Im Land haben wir 5,4 Prozent geholt, für mich gab es 5,9 Prozent“, bilanziert er.

Sammel sagt, auch er habe sich nicht auf der Landesliste aufstellen lassen. „Wir haben so viele junge, engagierte Mitglieder bei den Freien Wählern, denen wollte ich den Vortritt lassen. Ich bin schließlich schon 62“, merkt der Höhfröschener an. „Und ich engagiere mich bereits in mehreren Ämtern auf kommunaler Ebene: Ich bin Vorsitzender der FWG im Kreis Südwestpfalz und Fraktionssprecher der FWG im Verbandsgemeinderat Thaleischweiler-Wallhalben.“

Bei Felix Schmidt (Grüne) schlagen am Tag nach der Wahl zwei Herzen in der Brust. „Ich denke, ich bin schon zufrieden“, sagt er. Man dürfe nicht vergessen: „Die Westpfalz ist ein schwieriges Terrain für die Grünen.“ Seine Partei habe in dieser Region zugelegt, in Zweibrücken-Stadt seien es sogar acht Prozent bei den Zweitstimmen gewesen – „respektabel“ nennt dies Schmidt.

Der Oberauerbacher will aber nicht verhehlen, dass seine Partei vor den Wahlen damit geliebäugelt hätte, dass es gar ein zweistelliges Wahlergebnis im Land geben könnte. Das sei zugegebenermaßen etwas zu ambitioniert gewesen. Dennoch: Die Grünen hätten ihr zweitbestes Ergebnis bei einer Landtagswahl in Rheinland-Pfalz eingefahren.

Schmidt stand auf der Landeliste auf Platz 18. „Jetzt sind zehn drin“, sagt er, es sei für ihn also unrealistisch, nachzurücken. Der Oberauerbacher ist aber dennoch mit seinen beruflichen Perspektiven sehr zufrieden. Schmidt, der gerade an seiner Doktor-Arbeit (Fach Geschichte) schreibt, sagt, er habe jetzt eine halbe Stelle als Referent für politische Bildung im Umweltministerium in Mainz erhalten, diese Perspektive freue ihn sehr.

Sebastian Schäfer (FDP) will weder klagen, noch Jubelrufe ausstoßen. „Es hätte besser laufen können“, meint er mit Blick auf das Ergebnis seiner Partei. Im Vorfeld seien Hoffnungen aufgekeimt, die Liberalen könnten ein zweistelliges Ergebnis einfahren. Schäfer sagt, er habe diesbezüglich etwas gebremst. „Ich bin von sieben bis neun Prozent ausgegangen“, sagt er.

Der Wahlkampf sei in der Pandemie außerordentlich schwierig gewesen. „Wir konnten keine Events, keine größeren Veranstaltungen machen, das hat uns geschadet“, sagt der 34-Jährige.

Wie geht es nun weiter? Schäfer sagt, 2021 stünden die Wahlen zum Bürgermeister der Verbandsgemeinde Thaleischweiler-Wallhalben an. Er könne sich vorstellen, dort für die FDP zu kandidieren, aber das sei noch nicht fix, man müsse schauen, ob es noch andere Interessenten gebe.

Kristian Fink (Linke) war am Montag für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Aaron Schmidt (Die Partei) belegt mit 2,1 Prozent das Schlusslicht bei den Erststimmen. Aber wie es sich für Die Partei gehört, nimmt er das sportlich-augenzwinkernd. Er erklärt: „Wir sind sehr zufrieden. Das ist das beste Ergebnis unserer Partei seit Kriegsende.“ (Anzumerken ist, dass Die Partei erstmals in Rheinland-Pfalz bei Landtagswahlen antrat).

Schmidt ergänzt, ein Punkt sei ihm außerordentlich wichtig: „Was uns sehr freut ist, dass die AfD ordentlich Verluste eingefahren hat – ebenso wie ihr Juniorpartner, die CDU.“

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