14-jährige Zweibrückerin Annika Neumann schrieb einen Artikel zum Thema Plastik Das Schwerste war der Anfang

Zweibrücken · Inspiriert von der von vielen Zweibrückern getragenen Müllsammel-Aktion und der Karikaturen-Ausstellung in der Innenstadt, schreibt die junge Zweibrückerin Annika Neumann einen flammenden Artikel zum Thema Plastik.

Die 14-jährige Zweibrückerin Annika Neumann stellt ein Sortiment an Plastik-Alternativen vor, die sich im täglichen Gebrauch bewährt haben.

Foto: Cordula von Waldow

„Seit langer Zeit schon existiert eine Spezies, die ganz und gar nicht vom Aussterben bedroht ist, auf unserer Welt. Auch hier in Deutschland findet man sie überall in verschiedenen Arten und in allen Lebensräumen. Sie begegnet einem, egal wo man ist. In Supermärkten, bei Abholung von Take-Away-Essen und leider auch beim Spazierengehen, sei es im Wald oder in der Stadt. Auch im Urlaub am Meer trifft man auf sie, ob beim Schwimmen, Tauchen oder Strandbummel. Manche Arten sind groß und unübersehbar, manche ganz klein doch genauso gefährlich. Diese Spezies stellt für uns alle und besonders für Tiere und unsere Erde eine große Gefahr dar – die Rede ist von Plastik.“

Nach dieser grandiosen Einleitung nimmt Annika Neumann ihre Leser mit auf eine gründlich recherchierte Expeditionsreise in die Welt des Plastiks, seiner massiven Gefahren für Mensch, Tier und Umwelt und seiner scheinbaren Unvermeidbarkeit im Alltag.

Mit ihrem mittlerweile viel besprochenen Artikel bereichert sie die von der Bürgerinitiative „ZW vernetzt“ und der von ihr initiierten Karikaturen-Wanderausstellung von Miserior in der Innenstadt. Das Erstaunliche daran: Annika Neumann ist erst 14 Jahre jung und eindeutig ein wortgewandtes Naturtalent. Dabei ist Deutsch zwar ein geschätztes Fach der Helmholtz-Gymnasiastin, die „viele Fächer mag“, liegt jedoch Kopf an Kopf mit Kunst, Sport oder Mathe.

Annika Neumann lächelt: „Ich hatte einfach Lust, das zu schreiben.“ Nicht erst seit der großen Müllsammel-Aktion zu Beginn der Ausstellung beschäftigt sich die Achtklässlerin mit dem Thema Umweltschutz und der Vermeidung von Plastikmüll im Haushalt. Sie und ihre beiden Brüder, die Zwillinge Hennes und Joscha (10), wachsen in einem umweltbewussten Haushalt auf. Die ganze Familie hat gestaunt über die Berge an Plastikmüll, die allein achtlos weggeworfen im Stadtgebiet zusammenkamen. Vom Hausmüll ganz zu schweigen.

Annika Neumann wusste vieles bereits aus der Kindersendung Logo und von den Eltern. Weiteres hat sie recherchiert. So etwa: „Bei Verpackungs-Stichproben in deutschen Supermärkten waren insgesamt 63 Prozent der Gemüse wie Tomaten, Gurken, Möhren oder Paprika sowie Äpfel verpackt.“ Zwar sei das einfach formbare Plastik leicht, bruchfest, elastisch, temperaturbeständig, billig, langlebig und in verschiedenen Härtegraden und Formen herstellbar, doch das Problem beginne bereits beim Abbau des Erdöls, aus dem Plastik hergestellt ist.

Auf den unterschiedlichsten Wegen bis hin zu unsichtbarer Mikroplastik, etwa vom Abrieb der Fleece-Kleidung beim Waschen, auch in Trinkwasser und Meere. „Es gefährdet bereits diverse Tierarten und über den Fischgenuss etwa auch uns Menschen“, warnt die junge Vegetarierin. Sie findet: „Also sollte man sich die Frage stellen, wie man Plastikmüll bei sich zuhause und in seinem Privatleben vermeiden kann“ und gibt gleich vielfältige, selbst getestete Tipps. Ihr Wunsch: „Dass sich möglichst viele Menschen darauf einlassen können, wenngleich es anfangs vielleicht Überwindung bei der Umstellung kostet.“

An einem Sonntagmorgen war ihr Artikel fertig. Am längsten in den geschätzt drei bis vier Stunden konzentrierter Arbeit habe es gedauert, den Anfang zu finden. Der Anspruch der Gymnasiastin: „Der soll ja Spaß machen, damit man Lust hat, weiter zu lesen.“ Danach sei es „geflossen“.

Recherchieren, strukturieren und Quellenangaben hat sie bei ihren Schulreferaten gelernt. Wenngleich sie bis zur Berufswahl noch ein bisschen Zeit hat, denkt die Reiterin aktuell weder über Journalismus noch eine alternative Schreibkunst nach. Viel lieber will Annika Neumann etwas mit Tieren machen. „Vielleicht Tierpflegerin werden“, überlegt sie, denn neben der Hauskatze Lissy hat die naturverbundene Familie immer wieder mal Maulwürfe, Eichhörnchen oder Eidechsen zur Pflege, die sie aus den Fängen ihrer Mäusejägerin gerettet haben. Außerdem mag die junge Posaunistin gerne backen und fotografieren.

Das thematisch passende Titelbild zu der Ausstellung „Glänzende Aussichten“, die noch bis 22. März in Zweibrücken gezeigt wird, ist bei Spielwaren Cleemann zu bewundern.

Annikas selbst erprobte Tipps: „Es gibt viele Möglichkeiten, Plastik zu vermeiden, dass ihr bestimmt die ein oder andere findet, auf die ihr euch einlassen könnt: Einkaufen in Unverpackt-Läden (die nächsten sind in Kaiserslautern und Saarbrücken), beim Einkaufen auf Plastikverpackung achten: Nur unverpacktes Gemüse im Stoffbeutel transportieren, eigene Gefäße mit an Käse- Fisch- und Fleischtheke mitnehmen, zu festem Shampoo, Duschgel und Seife in Papierverpackungen wechseln, Zahnputztabletten statt Zahnpasta, Kosmetikprodukte ohne Mikroplastik und Kleidung aus reiner Naturfaser auswählen, Plastikgeschirr oder Strohhalme ersetzen, alte Schraubgläser statt Plastikdosen, Glas- statt Plastikflaschen, Bienenwachstücher zum Frischhalten von Lebensmitteln, Fertigprodukte vermeiden – das waren jetzt ein paar kleine Tipps von mir, die Großes bewirken können.“