Zweibrückerin ist verzweifelt Eine 95-Jährige kämpft um ihre Impfung

Zweibrücken · Erika Lang und ihre Tochter versuchen seit Anfang Januar, einen Termin zu bekommen – und hadern mit dem System.

 Ein Senior wird auf unserem Symbolbild von einer medizinischen Fachkraft mit dem Impfstoff von Biontech geimpft. Zahlreiche ältere Menschen in Rheinland-Pfalz warten derweil immer noch auf einen Impftermin, obwohl sie zur Prioritätsgruppe 1 gehören – wie die 95 Jahre alte Erika Lang aus Zweibrücken.

Ein Senior wird auf unserem Symbolbild von einer medizinischen Fachkraft mit dem Impfstoff von Biontech geimpft. Zahlreiche ältere Menschen in Rheinland-Pfalz warten derweil immer noch auf einen Impftermin, obwohl sie zur Prioritätsgruppe 1 gehören – wie die 95 Jahre alte Erika Lang aus Zweibrücken.

Foto: dpa/Felix Kästle

Erika Lang ist in großer Sorge. Die Zweibrückerin ist 95 Jahre alt. Sie zählt damit zu den hochbetagten Menschen. Und die gelten in der Corona-Pandemie als besonders gefährdet.

Kein Wunder also, dass sich Erika Lang seit Anfang Januar, als die Impfzentren in Rheinland-Pfalz ihre Tore öffneten, bemüht, einen Termin zu bekommen. Aber noch immer wartet Erika Lang.

Das berichtet uns ihre Tochter Angelika Glass. Und die ist nicht minder in Sorge. Es ist schließlich die Mutter. Und jeden Tag zu sehen, wie sich diese ängstigt, setze auch ihr zu, erklärt Angelika Glass.

„Wir verstehen nicht, wieso das so lange dauert“, sagt die Tochter. Das Schwierige an der Situation ist: Es gibt keine einfache Antwort. Keine schnelle Lösung. Bund und Länder hatten in den vergangenen Monaten große Mühe, ausreichend Impfstoff zu besorgen. Und das schlägt sich nieder bis in den äußersten Südwesten der Republik, bis nach Zweibrücken.

Angelika Glass nennt die Bemühungen, die die gesamte Familie seit Anfang Januar unternahm, um der Mutter zu der ersehnten Impfung zu verhelfen.

„Als die Corona-Hotline in Rheinland-Pfalz Anfang Januar freigeschaltet wurde, haben wir sofort versucht, einen Termin zu bekommen. Wir haben mehrmals täglich die Nummer angerufen – aber es war schlicht und ergreifend kein Durchkommen“, berichtet Angelika Glass.

Schließlich habe einer der beiden Söhne eine E-Mail geschrieben, das war am 19. Januar. „Erst zehn Tage später, am 29. Januar, kam die Antwort: Es sei derzeit kein Impfstoff vorrätig. Aber man werde sich bei uns melden. Daraufhin war wieder Pause. Am 25. Februar fragten wir erneut in E-Mails an. Schließlich kam am 1. März die Antwort, dass meine Mutter auf einer Warteliste stehe. Und am 6. März kam schließlich eine E-Mail, in der stand, dass für den 8. April der Erstimpfungs-Termin angesetzt sei und für den 6. Mai dann die Zweitimpfung“, schildert die Tochter.

Zweifelsohne eine Geduldsprobe. Die die Nerven aller Angehörigen belastet. „Warum dauert es so lange?“, fragt sich die Tochter. Sie kenne Fälle, da seien weniger betagte Menschen bereits zum Zuge gekommen. Eine Zweibrückerin etwa, die zehn Jahre jünger als ihre Mutter sei, sei bereits im Februar mit beiden Impfungen durch gewesen. Und in Contwig wisse sie von einer 70-Jährigen, die bereits durch sei.

„Die Impfung würde meiner Mutter eine riesengroße Sicherheit geben. Sie hat am 17. März eine Augen-Operation. Sie wäre sehr erleichtert, wenn sie vorher die Impfung erhalten hätte“, sagt die Tochter. Aber stattdessen gelte nun äußerste Vorsicht: „Wir lassen unsere Mutter so wenig wie möglich nach draußen, damit sie sich nicht ansteckt.“

Das Gesundheitsministerium in Mainz erklärt auf Merkur-Anfrage, man könne nicht auf den individuellen Fall eingehen, sondern nur allgemein antworten. „Generell gilt: Der limitierende Faktor für die Anzahl und damit das Tempo der Impfungen ist weiterhin die Verfügbarkeit des Impfstoffs. Bis vor Kurzem waren Impfungen in der geschilderten Altersgruppe lediglich mit Biontech möglich, aus diesem Grund konnte bisher leider noch nicht allen Menschen dieser Altersgruppe ein Impfangebot unterbreitet werden“, schreibt das Gesundheitsministerium. Und weiter: „In Rheinland-Pfalz kommen rund 220 000 über 80-jährige Menschen für eine Impfung in einem Impfzentrum in Frage“. Stand Montagabend seien „in dieser Altersgruppe insgesamt 152 758 Impfungen“ durchgeführt worden, „davon mehr als 100 000 Erstimpfungen.“

 Angelika Glass mit ihrer 95 Jahre alten Mutter Erika Lang.

Angelika Glass mit ihrer 95 Jahre alten Mutter Erika Lang.

Foto: Angelika Glass

Matthias Freyler, Impfkoordinator der Stadt Zweibrücken, bestätigt auf Anfrage: „Das ist ein nationaler Kraftakt.“ Freyler weiter: „Im Februar war praktisch keine Impfung möglich, mangels Biontech-Impfstoff.“ Der Impfkoordinator spricht von einer „bundesweiten Notstandslage“, es sei eine regelrechte „Mangelverwaltung“. Natürlich bedauere er die lange Wartezeit, die Erika Lang hinnehmen müsse. Er habe aber keine Einwirkungsmöglichkeiten, die Terminvergabe erfolge ausschließlich über das Land. Immerhin bessere sich seit Anfang März die Situation, die gefährdeten Gruppen kämen jetzt rascher zum Zuge.

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