Zur Erreichung des Impfziels im Saarland Kassenärzte fodern flexibles Covid-Impfmodell

Saarbrücken/Berlin · Nach Einschätzung der Kassenärztlichen Vereingung Saarland könnte so bis Ende Juni mindestens die Hälfte der Saarländer geimpft werden.

 Ab April soll es auch in den saarländischen Arztpraxen mit den Corona-Schutzimpfungen losgehen.

Ab April soll es auch in den saarländischen Arztpraxen mit den Corona-Schutzimpfungen losgehen.

Foto: dpa/Ennio Leanza

Ab April sollen die niedergelassenen Ärzte in Deutschland flächendeckend mit Corona-Schutzimpfungen beginnen. Darauf einigten sich die Fachminister von Bund und Ländern am Montag in der Gesundheitsministerkonferenz. Der Impfstoff soll demnach auf bekanntem Weg über Großhandel und Apotheken in die Praxen kommen. Der bürokratische Aufwand für die Arztpraxen soll auf ein Minimum reduziert werden. Die Impfzentren sollen vorerst bestehen bleiben, ebenso die dort vereinbarten Termine. Den genauen Zeitpunkt für den Start der Corona-Schutzimpfungen in Deutschlands Hausarztpraxen wollen die Gesundheitsminister von Bund und Ländern an diesem Mittwoch festlegen. Dabei soll es auch um die Verteilung der Impfstoffdosen auf die Impfzentren und Praxen gehen.

Der Beschluss wird vom Saarländischen Hausärzteverband begrüßt. „Das ist etwas, was wir schon seit langer Zeit fordern“, sagt der Vorsitzende Dr. Michael Kulas. Und auch für die Kassenärztliche Vereinigung (KV) des Saarlandes ist die Entscheidung „längst überfällig.“ In den Arztpraxen stehe man gewissermaßen „Gewehr bei Fuß“, wie Dr. Joachim Meiser, stellvertretender KV-Vorsitzender, erklärt.

Den erfolgreichen Impfstart in den Praxen knüpfen sowohl die KV als auch der Hausärzteverband jedoch an mehrere Voraussetzungen: So sei eine nachhaltig stabile Lieferkette des Impfstoffes über die Apotheken in die Arztpraxen unabdingbar. Im Zuge des Anfang März gestarteten Testlaufes – bei dem in sieben Modellpraxen wöchentlich bis zu 700 Impfdosen ver­impft werden – habe sich zudem gezeigt, dass die Dokumentation der Impfung, wie sie bisher stattfinde, zu komplex sei. „Das kann in einer Arztpraxis so nicht funktionieren“, sagt der stellvertretende KV-Vorsitzende Meiser.

Darüber hinaus fordert die KV mehr Flexibilität bei der Priorisierung und eine Anpassung an die Gegebenheiten in den jeweiligen Praxen. Das heiße nicht, dass Impfstoff nach Gutdünken einfach verteilt werde. „Die Priorisierung muss aufrecht erhalten werden“, betont Meiser. Wenn am Ende des Tages jedoch noch Impfdosen übrig sind, müssten Ärzte und Ärztinnen auch noch diejenigen anfragen dürfen, „die nahe an der Priorisierung dran sind, damit man den Impfstoff nicht wegwerfen muss.“ Dann wäre man auch in der Lage, „locker 5000 bis 10 000 Impfungen am Tag“ in den saarländischen Praxen durchzuführen.

Der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission (Stiko), Thomas Mertens, erwartet mit der beginnenden Impfung durch Hausärzte hingegen eine weitere Aufweichung der Impfreihenfolge. Diese würde „eine Priorisierung möglicherweise schwieriger machen“. Eine Sorge, die man von Seiten des Saarländischen Hausärzteverbandes so nicht sieht, sagt dessen Vorsitzender Dr. Michael Kulas. Schließlich könne niemand die Priorisierung bei der Impfreihenfolge seiner Patienten so zielsicher machen wie der Hausarzt.

Laut Kassenärztlicher Bundesvereinigung stehen fürs Impfen bundesweit insgesamt 75 000 Haus- und Facharztpraxen bereit. Gunter Hauptmann, Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung im Saarland, erklärte auf der jüngsten Landespressekonferenz, dass sich im Saarland 700 Ärzte bereit erklärt hätten, in ihren 450 Praxen zu impfen. Nach einem Start der Corona-Schutzimpfungen in den Arztpraxen könnten nach Einschätzung des stellvertretenden KV-Vorsitzenden Meiser bis Ende Juni rund 500 000 Saarländer geimpft sein – verfügbarer Impfstoff vorausgesetzt.

Am Dienstag konnte das saarländische Gesundheitsministerium zumindest schon einmal das Erreichen einer Marke verkünden: Bis Montag wurden bereits über 100 000 Impfungen im Saarland durchgeführt – davon waren insgesamt 72 707 Erstimpfungen und 27 364 Zweitimpfungen.

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