Warum öffnen Museen erst am 19. März? Saar-Museen sind Schlusslichter beim Öffnen

Saarbrücken · Erst drängten die saarländischen Museen auf eine schnelle Öffnung. Nun gehören sie bundesweit beim Öffnen zu den Schlusslichtern. Es hake beim Personal und bei den Online-Buchungssystemen, heißt es zur Begründung.

 Am 9. Februar warben Andrea Jahn und Philipp Schneider, Vorstände der Stiftung Saarländischer Kulturbesitz, auf dem Dach des Saarlandmuseums für eine schnelle Öffnung. Nun geht gerade die Museumsöffnung im Saarland im Vergleich zu anderen Bundesländern schleppend voran.

Am 9. Februar warben Andrea Jahn und Philipp Schneider, Vorstände der Stiftung Saarländischer Kulturbesitz, auf dem Dach des Saarlandmuseums für eine schnelle Öffnung. Nun geht gerade die Museumsöffnung im Saarland im Vergleich zu anderen Bundesländern schleppend voran.

Foto: Oliver Dietze

Die Kunstsammlung NRW hat seit Dienstag (9. März) wieder geöffnet. Auch die Andy Warhol-Ausstellung im Museum Ludwig in Köln machte Dienstag ihre Türen auf . In Frankfurt ein ähnliches Bild: „Open!“ freut sich das Museum für Moderne Kunst seit Dienstag nicht nur auf seiner Homepage. Das Städel zum Beispiel folgt am Donnerstag. Die Deichtorhallen in Hamburg öffnen am Freitag. Und auch der ehemalige Leiter des Saarlandmuseums Roland Mönig macht das Von-der-Heydt-Museum in Wuppertal, das er seit April 2020 leitet, bereits am Donnerstag wieder auf. Land auf, Land ab sind es viele Ausstellungshäuser – kleine wie große –, die nach den am 3. März in der Runde der Bundeskanzlerin mit den Ministerpräsidenten beschlossenen Lockerungen diese Woche wieder aufsperren.

Im Saarland hingegen müssen (viele irritierte) Kunsthungrige weiter darben: Erst am 19. März wollen die Museen im Land öffnen. Das haben sie gemeinsam mit dem Kultusministerium zwei Tage nach der Ministerpräsidentenkonferenz mit der Kanzlerin so beschlossen. Warum so spät? Noch Anfang Februar drängten die Leiterinnen und Leiter maßgeblicher saarländischer Kunstinstitutionen und weitere zwei dutzend Museen – mobilisiert vom Saar-Museumsverband – auf eine schnelle Öffnung. Die künstlerische Vorständin der Stiftung Saarländischer Kulturbesitz Andrea Jahn entrollte öffentlichkeitswirksam gar ein riesiges Plakat („Wir vermissen dich!“) am Saarlandmuseum. Doch von der tatsächlichen Öffnungsoption – unter strengen Hygiene-Auflagen versteht sich – scheint man nun im Saarland geradezu überrumpelt. Wie das? fragen sich viele, während sie warten und neidvoll in andere Bundesländer blicken.

Man wolle „chaotische Verhältnisse“ vermeiden und „systematisch eröffnen“. Er könne nicht verstehen, dass nun derart „gedrängelt“ werde, antwortete Rainer Rabe, Geschäftsführer des Saar-Museumsverbandes (über 50 Mitgliedsinstitutionen) hörbar verärgert auf die Anfrage unserer Zeitung. Die Museen bräuchten „Vorlaufzeit“, es gebe weiteren Bedarf an „Abstimmungskonzepten“, schließlich habe man ja erst Ende vergangener Woche von der Erlaubnis zu öffnen erfahren. Und außerdem: Jedes Haus bringe andere Voraussetzungen mit. Eben. Und warum öffnen dann alle zum selben – im Vergleich zu vielen Institutionen in anderen Bundesländern – auffällig späten Zeitpunkt?

Andrea Jahn führt Sicherheitsaspekte und die große Verantwortung für den Gesundheitsschutz an. Dabei läuft gerade ihr die Zeit davon. Denn im Saarlandmuseum soll nun endlich die große Brücke-Schau eröffnet werden, die am 5. April schon wieder abgebaut werden muss, sollte keine zweite Verlängerung möglich sein. „Wir können uns keine langen Schlangen vor dem Museum erlauben. Zuerst muss das Online-Buchungssystem stehen“, argumentiert Andrea Jahn. Das leuchtet ein, denn Anmeldungen und Zeitfenster-Buchungen hat das Land verordnet. Sie sind Bedingung für eine Öffnung. Doch warum wird eine solche Internet-Buchung erst jetzt, auf den letzten Drücker, entwickelt? Seit Monaten sind schließlich auch die Hygienekonzepte ausgearbeitet, nicht aber ein Corona-konformes-Ticketing-System. „Wir hatten und haben sehr viel Planungsunsicherheit, man hat uns angetrieben, dann wieder zurückgepfiffen. Die Politik hat uns vor sich hergetrieben“, macht Jahn ihrem Frust Luft. Für das neue Online-Buchungssystem für alle Häuser der Stiftung müssten Mitarbeiter geschult, das System noch getestet werden, erläutert sie. „Und für das ältere, nicht Internet-affine Publikum brauchen wir einen Telefondienst.“ Und das hätte man nicht schon längst planen können, um so schnell wie möglich zu öffnen? Nein, sagt Andrea Jahn. Zudem müsse der Sicherheitsdienst kurzfristig quasi verdoppelt werden. Immerhin ist Jahn optimistisch, dass die Schau „Welt, Bühne, Traum – die Brücke im Atelier“ vielleicht doch noch einmal um vier Wochen verlängert werden kann. Daran arbeiteten sie und ihr Team gerade fieberhaft. Zudem wolle man verlängerte Öffnungszeiten anbieten, so dass bis zu 250 Menschen täglich das Saarlandmuseum besuchen könnten, wenn es gut laufe.

Das Weltkulturerbe Völklinger Hütte (WKE) hat dagegen schon lange ein funktionierendes Online-Buchungssystem – und öffnet trotzdem erst am 19. März wie alle anderen. Er habe ursprünglich am 15. März öffnen wollen, sich dem „solidarischen Öffnungstermin“ aller saarländischen Museen dann aber angeschlossen, sagt Ralf Beil, der WKE-Generaldirektor. Auch er weist auf die Probleme bei der kurzfristigen Beschaffung von mehr Sicherheitspersonal hin. Hier sei man auf Drittanbieter angewiesen, die ihrerseits Personalengpässe hätten.

Im Historischen Museum ist das Sicherheitspersonal zwar kein Thema und auch das Hygienekonzept ist auf dem aktuellen Stand, wohl aber hakt es wie bei der Stiftung Kulturbesitz beim Online-Buchungstool. „Dafür gab es bei unserem Besucheraufkommen bisher keine Notwendigkeit, lange Schlangen vor der Tür waren und sind nicht zu befürchten“, erklärt Direktor Simon Mazerath. Mit der Verordnung der Anmeldepflicht in Museen zur Kontaktnachverfolgung sei ein solches System nun aber unumgänglich geworden. „Wir dachten bislang nicht, dass wir es brauchen“, räumt Mazerath ein. Und ja, die Unzufriedenheit beim wartenden Publikum sei nachvollziehbar, sagt er, auch wenn er den gemeinschaftlichen Öffnungstermin verteidigt.

Der passt nicht allen, ist zu hören. Denn manches Haus wäre einige Tage früher bereit und willens gewesen zu öffnen. Zum Beispiel die Städtische Galerie Neunkirchen. Deren Leiterin Nicole Nix-Hauck hätte sich individuelle Öffnungstermine gewünscht, vor allem auch für die Öffentlichkeitswirkung. Nun eröffnet sie die Retrospektive mit Werken der kürzlich verstorbenen saarländischen Künstlerin Andrea Neumann nicht am 14. März, sondern fünf Tage später. 

Andere wiederum hatten ohnehin Eröffnungen für den 19. März geplant: Das KuBa Kulturzentrum am Eurobahnhof in Saarbrücken zum Beispiel. Dort wird dann endlich die lang geplante Ausstellung zu Volker Lenert starten. Sehr ambitionierte Kunstfans können sich ein Museums-Hopping für den 19. März vornehmen.

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