Ziel: Herausragende Beiträge Zweibrückens zur deutschen Freiheits- und Demokratie-Geschichte stärker ins Bewusstsein bringen Arbeitskreis entwickelt Konzept für ein Demokratie-Denkmal

Zweibrücken · Damit sollen herausragende Beiträge Zweibrückens zur deutschen Geschichte stärker ins Bewusstsein gerückt – und auch ein Zeichen gegen beunruhigende undemokratische aktuelle „Zeitströmungen“ gesetzt werden. Die Entscheidung im Kulturausschuss fiel bei nur einer Gegenstimme.

 Einen Entwurf für ein Freiheits- und Demokratiedenkmal gibt es schon, und zwar von Gerhard Kaiser. Er schlägt es als Ergänzung und Kontrast zu Bismarck am Herzogplatz vor. Doch der Arbeitskreis ist auch völlig offen für andere Vorschläge.

Einen Entwurf für ein Freiheits- und Demokratiedenkmal gibt es schon, und zwar von Gerhard Kaiser. Er schlägt es als Ergänzung und Kontrast zu Bismarck am Herzogplatz vor. Doch der Arbeitskreis ist auch völlig offen für andere Vorschläge.

Foto: Sabine Blatt

„Zweibrücken war die Wiege der deutschen Demokratie. Das Ringen darum soll den Zweibrückern noch mehr bewusst werden.“ Damit begründete die Beigeordnete und Kulturdezernentin Christina Rauch (CDU) am Mittwochabend im Kulturausschuss, warum die Stadtverwaltung „die in der Lokalpresse und im Stadtrat diskutierte Idee eines Denkmals zur Würdigung der Zweibrücker Demokratiegeschichte als deutliches Bekentnis zur freien und demokratischen Gesellschaft begrüßt“.

Rauch sagte weiter: „Angsichts von Zeitströmungen, die einen um unser demokratisches System und das friedliche gesellschaftliche Miteinander bangen lassen, wäre die Schaffung eines Denkmals ein deutliches Bekenntnis zur freien und demokratischen Gesellschaft.“ Zudem würde dadurch „die Identifikation der Bevölkerung mit ihrer Heimstatstadt gefördert“.

Auf Vorschlag Rauchs beschloss der Ausschuss diskussionslos mit 9:1 Stimmen, einen Arbeitskereis zu bilden mit dem Ziel, die Umsetzungsmöglichkeiten eines solchen Denkmals „bezüglich Gestaltung, Standort und Finanzierung zu prüfen und einen entsprechenden Vorschlag zu erarbeiten.“ Dem von Kulturdezernentin Rauch geführten Arbeitskreis (der im ersten Quartal 2021 erstmals tagen soll) gehören außerdem an: Stadtmuseumsleiterin Charlotte Glück, Vertreter von Bauamt, Ratsfraktionen, Historischer Verein und Kunstverein Zweibrücken. „Uns ist wichtig, das auf breite Füße zu stellen“, betonte Rauch.

Bereits bei den Haushaltsberatungen waren sich Stadtverwaltung und Stadtrat einig gewesen, dass das Denkmal als „freiwillige Leistung“ nicht mit städtischen Geldern finanziert werden kann, sondern auf Spender angewiesen sein wird. Dies hatte zuvor auch schon der Zweibrücker Künstler Gerhard Kaiser vorgeschlagen. Mit einem Merkur-Bericht über seinen Denkmal-Entwurf war Anfang Juli die Debatte angestoßen worden.

Die Kulturausschuss-Sitzungsvorlage erwähnt mehrere Beiträge Zweibrückens zur deutschen Freiheits- und Demokratiegeschichte:

● Die in Folge der Reformation in Zweibrücken bereits 1574 eingeführte Schulpflicht für Jungen und Mädchen („eine wesentliche Voraussetzung im Kampf gegen die Unmündigkeit“).

● Ebenfalls schon in der Herzogszeit „wurden hier Bücher und Zeitungen gedruckt, die in anderen Ländern verboten waren, weil sie aufklärerisches Gedankengut verbreiteten.

● Das pfälzische Berufungsgericht als „Kristallisationspunkt der Freiheitsbewegung im Vormärz, der Zeit vor der Revolution von 1848/49“.

● „Die Unabhängigkeit der Gerichte von der Regierung im Sinn der Gewaltenteilung, die Gleichheit vor dem Gesetz, das öffentliche und mündliche Gerichtsverfahren (...).

● „Der 1832 in Bubenhausen gegründete „Deutsche Vaterlandsverein zur Unterstützung der freien Presse“ (kurz: Pressverein) organisierte das Hambacher Fest, heute das Symbol für die deutsche Demokratiegeschichte.“

Ingrid Kaiser (die von ihr geführte FDP-Fraktion hatte im Stadtrat einen Antrag für ein Denkmal gestellt) sagte, sie fände es „auch überregional wichtig“, „etwas Repräsentatives zu schaffen“ – um deutlich zu machen, „dass die deutsche Demokratie-Bewegung nicht von Hambach ausging, sondern von Zweibrücken“. Zumal die Rolle Zweibrückens in der viel besuchten Ausstellung im Hambacher Schloss viel zu wenig gewürdigt werde.

FWG-Ausschussvertreterin Diana Lang erklärte nach der Sitzung in einer E-Mail an den Merkur ihre Nein-Stimme: „Ich bin selbstredend NICHT gegen das Erinnern an die Wiege der Demokratie oder demokratische Errungenschaften. Ich bin allerdings kein Freund von starren Denkmälern. Gerade bei der angespannten Haushaltslage der Stadt Zweibrücken, der Zweibrücker Wirtschaft und finanziellen Schwierigkeiten von vielen Bürgerinnen und Bürgern sehe ich es nicht als angemessen, Gelder, egal woher sie kommen, für ein Denkmal aufzuwenden, das wenig Nutzen für Bevölkerung oder Tourismus bringt. Wir haben kein Geld für Sozialschwache, dann sollte man sich nicht mit Gedanken zur Finanzierung eines Denkmals beschäftigen.“

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