Woher kommen die niedrigen Corona-Zahlen in Zweibrücken? Die sieben Elemente des Erfolges

Zweibrücken · Nach dem Oberbürgermeister hat auch Christoph Gensch eine Erklärung für die niedrige Zahl der Corona-Fälle in Zweibrücken zusammengetragen.

 Ein Erfolgsfaktor der Zweibrücker Corona-Zahlen ist nach Genschs Einschätzung, dass die Altenheime, andernorts Hotspots , bei uns bereits komplett doppelt durchgeimpft sind (im Bild der Impfstart im Wichernhaus).

Ein Erfolgsfaktor der Zweibrücker Corona-Zahlen ist nach Genschs Einschätzung, dass die Altenheime, andernorts Hotspots , bei uns bereits komplett doppelt durchgeimpft sind (im Bild der Impfstart im Wichernhaus).

Foto: Nadine Lang

In der zweiten Wochenhälfte bewegte eine Frage Menschen überall in der Republik: Was ist das Zweibrücker Erfolgsgeheimnis? Warum sind die Inzidenz-Zahlen bei uns niedriger als irgendwo anders in Deutschland? zur Erinnerung: Am Donnerstag waren es 11,7. am Freitag war der Wert leicht gestiegen, auf 14,6 Fälle pro 100 000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen; das reicht immer noch für die Pole Position in Deutschland. Zweibrückens Oberbürgermeister Marold Wosnitza hatte betont, dass es kein Geheimrezept gebe – aber Dinge wie disziplinierte Bürger und eine gute Zusammenarbeit aller Akteure könnten eine Rolle gespielt haben.

Etwas mehr ins Detail geht der Zweibrücker Mediziner Christoph Gensch, der die Pandemie wie Wosnitza in Zweibrücken von Anfang an begleitet hat, auf seiner Facebook-Seite. Er hat sieben Hauptgründe ausgemacht:

Testcenter Zweibrücken war laut Gensch eine der ersten Kommunen, die ein Testcenter hatte. „Ich erinnere mich noch an den Beginn des Testcenters, als die Schlange auf dem Parkplatz des Nardini-Klinikum bis an die Hauptstraße ging und sogar Leute aus Grünstadt, Bad Dürkheim, Dahn und St.Ingbert zu uns zum Testen kamen“, schreibt er.

Einsatzbereites Notkrankenhaus Schon während des ersten Lockdowns entschied man sich, im größtenteils leerstehenden Evangelischen Krankenhaus ein Notkrankenhaus einzurichten. Zum Einsatz war es während der ersten Welle allerdings nicht gekommen. „Es zeichnet gutes Krisenmanagement aus, für alle Eventualitäten gerüstet zu sein. Dies war bei uns der Fall. Dazu zählt auch unsere Kooperation mit dem Landkreis Kaiserslautern, denn wir haben – sollten in der Südwestpfalz die Testkapazitäten erschöpft sein – einen bewusst etwas entfernteren Partner, der einspringt und uns unterstützt, eingeschaltet.“

Zentrale Fieberambulanz „Wir haben“, schreibt Gensch, „eine zentrale Fieberambulanz eingerichtet, flankiert von einem bis zum heutigen Tag aktiven System, das aus fünf Corona-Praxen besteht.“ In Zweibrücken sei von Beginn an „durchgehend intensiv und konsequent getestet“ worden.

Medizinischer Krisenstab Der medizinische Krisenstab bestehe seit Mitte März und tage regelmäßig bis zum heutigen Tag. „Hier haben wir auch viele zielführende Klein- und Kleinstmaßnahmen besprochen und initiiert.“ Ein solcher medizinischer Krisenstab, in dem sich Krankenhaus, niedergelassene Ärzte, Gesundheitsamt, Stadt, DRK, ASB und Impfkoordinator regelmäßig abstimmen, existiert laut Gensch in vielen Kommunen nicht.

Nardini-Klinikum Seit Beginn der Pandemie sei das Krankenhaus „ein hervorragender Partner“ gewesen. „Beispielsweise hat uns das Krankenhaus bereits zu Beginn der Pandemie am Testcontainer mit seiner eigenen Schutzausrüstung versorgt. Wir hatten nämlich keine, die Schutzausrüstung war extrem knapp. In dieser Zeit etwas abzugeben, war nicht selbstverständlich.“ Diese Hilfsbereitschaft zeichne das Krankenhaus bis zum heutigen Tag aus.

DRK Zweibrücken „Bei der Pandemiebekämpfung war und ist die Leistung des DRK unter der Leitung von Hans Prager nicht hoch genug einzuschätzen“, lobt Gensch. Das DRK sei „mit Sicherheit ein wesentlicher Grund“, warum Zweibrücken so gut da steht. Überall sei die Hilfsorganisation federführend beteiligt gewesen: bei zentraler Ambulanz, Notkrankenhaus, Testcontainer, Hotline und Corona-Internetseite, den mobilen Impfteams.

Massiver Schutz der Pflegeheime Gensch erinnert unter anderem daran, dass die Pflegeheimchefs in Zweibrücken „häufig Schutzmaßnahmen über das geforderte Maß eingeführt“ hätten. Dann habe es ein Pflegeheim-Pilotprojekt mit täglichen Testungen am Ende des ersten Lockdown gegeben. Weiterhin habe man einen Schwerpunkt auf die frühzeitige Impfung aller Pflegeheime gelegt. Gensch: „Ich würde behaupten, dass wir die einzige Gebietskörperschaft in RLP sind, in der alle Heime bereits zweifach geimpft sind.“

 Genschs Sonderpunkt zum Abschluss, den auch Wosnitza herausgestellt hatte: Die Disziplin der Zweibrücker und die vielen, vielen Helfer.

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