Gespräch mit dem Autor Klaus Gröschel „Lasst euch nicht entmutigen!“

Contwig · Der pensionierte Gymnasiallehrer aus Contwig wirft einen kritischen Blick auf seine Schulzeit und das Schulsystem.

 Der pensionierte Lehrer und Autor Klaus Gröschel liest am Mittwoch im Contwiger Pfarrheim aus seinem aktuellen Werk. Zum Thema Schule hat er einiges zu sagen.

Der pensionierte Lehrer und Autor Klaus Gröschel liest am Mittwoch im Contwiger Pfarrheim aus seinem aktuellen Werk. Zum Thema Schule hat er einiges zu sagen.

Foto: Schellhase/FotoArt

Der gebürtige Contwiger Klaus Gröschel hat sein zweites Buch „Prüfungen und andere Verhängnisse“ veröffentlicht. Am Mittwoch, 13. Juli, 20 Uhr, wird er daraus auf Einladung der Katholischen Erwachsenenbildung im Pfarrheim Contwig vorlesen. Der Pfälzische Merkur hat sich bereits im Vorfeld mit ihm unterhalten.

Herr Gröschel, wenn man Ihre Geschichten liest, bekommt man nicht den Eindruck einer glücklichen und unbeschwerten Schulzeit. Was hat Sie dennoch – oder gerade – dazu bewogen, selbst Lehrer zu werden?

Gröschel: Gerade deshalb. Ich wollte einiges von dem, was ich selbst am eigenen Leib erlebt habe, anders, besser machen. Zudem bereitete es mir schon immer viel Spaß und Freude, mit jungen Menschen umzugehen. Das ist ein Geschenk, das man in unserem Beruf hat. Die kompetente und verständnisvolle Begleitung junger Menschen durch ihre Schulzeit und die Vorbereitung auf ein möglichst erfolgreiches, zufriedenes Leben ist eine extrem wichtige und verantwortungsvolle Aufgabe.

Welches Fazit ziehen Sie persönlich über Ihre Schulzeit? Was haben Sie daraus gelernt?

Gröschel: Im Nachhinein muss ich sagen: Was ich als Schüler als unangemessene Härte erlebt habe, hat mir etwas gebracht. Es war mühsam, aber es war ergiebig, denn es hat die geistige und methodische Voraussetzung dafür geschaffen zu lernen, wie man lernt. Mein Ziel war: Bring deinen Schülern etwas bei und versuche, sie nicht zu sehr unter Druck zu setzen oder sie zu überfordern. Lege ich allerdings die Latte immer tiefer, nutzt das unter dem Strich niemandem. Gefragt ist die Balance im Sinne von Fördern durch Fordern.

Was wollten Sie Ihren Schülerinnen und Schülern mitgeben?

Gröschel: Ich hatte das große Glück, bereits als Student an der Berufsbildenden Schule in Zweibrücken zu unterrichten. Bis dahin hatte ich rein das Instrumentarium an Methoden und Fragetechniken aus meiner eigenen Schulzeit im Fundus. Mitte der 1970er Jahre war jedoch die Zeit des Umbruchs. Ich habe Neues aufgenommen und in meinem eigenen Stil weiterentwickelt. Als Deutschlehrer lag mir neben der Verbesserung der schriftlichen Kommunikation und einer differenzierten Ausdrucksweise vor allem am Herzen, ihnen die Fähigkeit zu vermitteln, im Studium die richtige Literatur zu finden und richtig zu zitieren. Wohl am wichtigsten war mir, ihnen Text- und Rede-Analyse beizubringen, sie zu kritischem Lesen und Hinterfragen als wichtiges Stück politischer Bildung anzuregen. Eine Einladung zu kritischem (Selbst)Denken, gemäß der Aufklärung zum mündigen Menschen des deutschen Philosophen Immanuel Kant.

Was hat Sie dazu bewogen, Ihre Bücher zu schreiben?

Gröschel: Ich war immer fasziniert von den Lebenserinnerungen meiner Großmutter (Jahrgang 1899). Schüler haben gerne die Erzählungen von früheren Schulzeiten gehört und verglichen mit den heutigen Zeiten. So ein Zeitzeugnis wollte ich niederlegen aus meiner eigenen Perspektive. Wichtig ist mir, dass es, gleichwohl subjektiv, dennoch Schlussfolgerungen zulässt über den jeweiligen Zeitgeist. Geschichte in den Geschichten nachzuspüren. Wichtig ist mir darin, aufzuzeigen, wie vieles von den oft wenig nachvollziehbaren Entscheidungen der Vorgesetzten abhängt. Und einmal Elterngespräche aus Sicht des Lehrers zu schildern. Einen solchen Einblick bekommen Eltern ja sonst eher weniger.

Welche Tipps hätten Sie heute aus ihrer langjährigen Erfahrung für junge Kollegen, die ihren Beruf als Berufung begreifen und es „gut machen wollen“ für ihre Schüler?

Gröschel: Nimm jeden Schüler so an, wie er ist und schau, mit ihm gemeinsam das Beste daraus zu entwickelt. Fordern statt Über- oder Unterfordern und eine realistische Notengebung anstreben, statt Schüler mit überhöhten Noten in eine Illusion der Selbstüberschätzung zu führen. Sich der Entwicklung der Zeit anpassen und mit den modernen Kommunikationsmitteln befassen. Nur so kann es gelingen, mit den Schülern auf Augenhöhe zu bleiben. Man muss diesen Schülern die Gelegenheit geben, ihre Talente und Fähigkeiten mit einzubringen. Lehrt fächerübergreifend und nehmt die Schüler mit in eure persönliche Begeisterung.

Welchen Tipp haben Sie für Schülerinnen und Schüler, die durchaus wiss- und lernbegierig sind, sich jedoch in unserem Schulsystem und ihrem Alltag nicht immer verstanden und abgeholt fühlen?

Gröschel: Lasst euch nicht entmutigen! Das Leben verläuft nicht linear. Oft sind es kleinere oder mittlere Rückschläge, die einen im Endeffekt aber doch weiterbringen. Es ist immer eine Momentaufnahme und kein Grund zur Verzweiflung. Aus meiner Erfahrung haben sich manche Schüler nach einem Durchhänger doch noch überraschend gut entwickelt.

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