MINT-Projekt Helmholtz-Schülerinnen mit einem Herz für Sechsfüßler
Zweibrücken · Im Rahmen eines MINT-Projektes wurden am Dienstag Insektenhotels gebaut.
Das Insektensterben ist in den letzten Jahren zu einem großen Thema geworden. Bisweilen wird sogar von einem Rückgang von 80 Prozent der Sechsfüßler seit den Neunzigerjahren berichtet. Oft wird als Beweis dafür der Rückgang der Verschmutzung auf Windschutzscheiben angeführt. Das allerdings wird von einigen Wissenschaftlern nicht als Argument anerkannt, da durch die verbesserte Aerodynamik der Autos weniger Tiere am Glas hängen blieben.
Wer nun denkt, „ein paar Plagegeister weniger“, der denkt zu kurz: Insekten sind die Nahrungsgrundlage vieler Vögel, kleiner Säugetiere, Amphibien und Reptilien. Die Artenvielfalt nimmt also durch das Insektensterben massiv ab. Außerdem dienen Fluginsekten zur Bestäubung von Nutzpflanzen und sind somit für unsere Landwirtschaft von hoher Wichtigkeit. Es darf also gerne mal etwas für die kleinen Tiere gemacht werden – genau das ist eines der Ziele des Ada-Lovelace-Projektes der Technischen Universität Kaiserslautern. Die Abteilung setzt sich dafür ein, dass sich mehr junge Frauen für die sogenannten MINT-Fächer Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik interessieren. Namensgeberin Ada Lovelace, Tochter von Lord Byron, war Mathematikerin, lebte im 19. Jahrhundert und gilt als erste Programmiererin der Welt. Somit war sie eine Vorreiterin als Frau in den MINT-Fächern.
Das TU-Projekt bietet verschiedene Workshops an Schulen an. Schon lange kooperiert es mit dem Helmholtz-Gymnasium. Am Dienstagnachmittag kamen drei Vertreterinnen des Projekts nach Zweibrücken, um mit Schülerinnen und Schülern auf dem Schulhof Insektenhotels zu bauen. Diese bestanden aus einem Kasten, in den ein Steinblock, zwei Holzblöcke, kleine Holzröhren und Heu hineingelegt wurden. In den Stein und das Holz wurden jeweils fünf Löcher gebohrt. Anschließend wurde der Kasten mit einem darauf festgenagelten Metallgitter verschlossen. Sowohl die Löcher als auch die Röhrchen und das Heu dienen als Übernachtungs- und Brutstätte für vielerlei Insektenarten. Die Studentinnen zählten folgende mögliche Bewohner auf: Bienen, Wespen, Käfer, Raupen, Marienkäfer, Schmetterlinge, Florfliegen und Ohrkneifer. Das Wort „Wespen“ in der Aufzählung sollte nicht abschrecken: Jene Exemplare dieser Gattung, die uns beim Essen im Freien stören, nisten in großen Verbünden und werden durch die „Einzelzimmer“ des Insektenhotels nicht angelockt. Das Heu diene einerseits als Wärme-Isolator und andererseits als Nahrung, sagte eine der drei Projektleiterinnen, Michelle Deniz. Die Studentin der Bio- und Chemieingenieurwissenschaften war zum ersten Mal bei der Aktion Insektenhotel dabei. Vorlesungen verpasse sie keine, sie schreibe gerade an ihrer Bachelor-Arbeit. Katharina Schmidtmann studiert Lebensmittel-Chemie. Für sie ist die Arbeit für das Ada-Lovelace-Projekts „ein ganz normaler HiWi-Job“. „Normalerweise machen wir nur Workshops für Mädchen. Aber wenn ein paar Jungs dabei sind, ist das auch okay“, sagte sie.
Die Mädchen waren beim Hotelbau jedenfalls stark in der Mehrheit. Elisabeth Damm, Lehrerin am Helmholtz für Französisch und Geschichte, leitet die Arbeitsgemeinschaft für Umwelt und Nachhaltigkeit, ihre Kollegin Kerstin Pick jene für Gartenbau und Upcycling. Beide AGs waren bei dem Projekt beteiligt.
Mitgemacht haben beim Hotelbau elf Schülerinnen und Schüler aus der fünften bis zur neunten Klasse. Sie waren mit Eifer dabei, was schon die von weitem gut hörbaren Bohr- und Schabgeräusche verrieten. „Die Kinder waren interessiert, alle haben gut mitgemacht“, sagte Michelle Deniz hinterher zufrieden. Erfahrungen mit Bau von Tierwohnungen hat zumindest Elisabeth Damms AG, die unter dem Namen „Future Projects“ agiert. So wurden auch schon Enten- und Vogelhäuser gebaut, wie die 15-jährige Ronja Gelz erzählte. Sie will ihr Insektenhotel der Schule spenden, ebenso wie Helena Löblein (15): „Wir haben zuhause schon zwei.“ Die an der Schule verbleibenden Insektenhotels sollen auf der Insel am Schulhof im Bereich „Stadt am Wasser“ ihren Platz finden.