Erlebnishof von Ingmar Meth und Janne Rainer Bach in Gerhardsbrunn Ein Heim für in Not geratene Tiere

Gerhardsbrunn · Auf dem Erlebnishof in Gerhardsbrunn finden Tiere ein Zuhause, die sonst keinen Platz mehr gefunden haben. Ingmar Meth und Janne Rainer Bach sorgen für ihre Schützlinge – und haben Hilfe in der Nachbarschaft gefunden.

 Fast täglich besuchen die Nachbarinnen, Emelie und Lotta Müller (v.r.), Janne Rainer Bach und die Gnadenhoftiere: Esel Lotte, Pony Never, die Ponys Fienchen und Gerry, die Hunde Ella (vorne) und den dreibeinigen Ouzo.

Fast täglich besuchen die Nachbarinnen, Emelie und Lotta Müller (v.r.), Janne Rainer Bach und die Gnadenhoftiere: Esel Lotte, Pony Never, die Ponys Fienchen und Gerry, die Hunde Ella (vorne) und den dreibeinigen Ouzo.

Foto: Cordula von Waldow

Besucher auf dem Erlebnishof in Gerhardsbrunn werden von Ouzo und der kleinen Ella begrüßt. Beide Hunde strahlen eine spürbare Lebensfreude aus, obwohl Ouzo nur drei Beine hat und auch Ella sich mit einer Fehlstellung beider Hinterläufe arrangieren muss. „Angefangen hat es eigentlich mit den Katzen“, erinnert sich Janne Rainer Bach (21) an den Ursprung im vergangenen Jahr. Sein Chef und Freund, Tierarzt Ingmar Meth (40) aus Homburg, hatte den Hof im Herzen des Dorfes Gerhardsbrunn als Domizil erworben. Schnell stellte er fest: „Das Anwesen hat so viel mehr Kapazität. Damit lässt sich wirklich auch etwas Gutes tun.“

Was lag näher, als sich notleidenden Tieren zu widmen. „Mit ihnen verdienen wir unser Geld, wir haben die Kompetenz und wir wollten ihnen etwas zurückgeben“, fasst der Tiermedizinische Fachangestellte, der seit zwei Jahren ebenfalls auf dem Hof wohnt, die Motivation zusammen. Mit viel Herz und Leidenschaft erwuchs daraus mittlerweile ein vielfältiger Erlebnishof.

Zunächst wurden alle weitaus mehr als 70 Katzen des 120-Einwohner-Dorfes kastriert, damit sie sich nicht weiter vermehren, alle Katzenbabies aufgezogen und in liebevolle Hände vermittelt. Für dieses Projekt, das selbst ohne Tierarztkosten ins Geld geht, entsteht jetzt eine Katzenpension, in der rund 30 „Urlaubskatzen“, in Einzel- und Gruppenzimmern liebevoll umsorgt, bei der Finanzierung des Gnadenhofs helfen können.

Die nächste Tierart waren zehn Milchlämmer, die mit Erstmilch vom benachbarten Bauernhof Guhl aufgepäppelt und großgezogen wurden. „Wer hier Einzug gehalten hat, bleibt auch hier. Es sei denn, es gibt gravierende Gründe“, heißt das Motto auf dem Erlebnishof.

Ein möglicher Grund ist die „Singlebörse“ für Hasen und Meerschweinchen. Stirbt ein Gefährte oder muss in der Praxis eingeschläfert werden, wird der „verwitwete“ Hase aufgenommen und gerne zu alleinstehenden Hasen weiter vermittelt. „Hasen und Meerschweinchen als Single zu halten, ist Tierquälerei“, betont Janne Rainer Bach. Allerdings sei dies bei den meisten Tierarten der Fall. Zum Glück bieten sowohl die Gebäude als auch die hofeigenen sowie angepachteten Weidenflächen von insgesamt zehn Hektar ausreichend Möglichkeiten für die Tierhaltung.

Je sechs Pferde und sechs Esel wohnen mittlerweile hier, ebenso wie zwei Ziegen und eine Herde mit fünf Kühen. „Das sind so sensible, intelligente und lernbegierige Tiere“, beschreibt Kuh-Fan Janne Rainer Bach seine Lieblinge.

Vor die größte Herausforderung stellten bislang die vier Waschbärbabies das Gnadenhof-Team, das von Familienangehörigen und Freunden sowie den Nachbarn unterstützt wird. Die Tierauffangstation Tierart in Maßweiler war ausgebucht. Also informierten sich die beiden Tiermediziner über Bedürfnisse und Haltungsgenehmigung für die Rasse. „Das haben wir selbstverständlich beim Veterinäramt angemeldet“, informiert Janne Rainer Bach. Auf Grund der gesetzlichen Bestimmung darf diese Tierrasse weder als Haustier gehalten, noch ausgewildert und natürlich auch nicht grundlos eingeschläfert werden. Deshalb auch verbleiben die Waschbären auf dem Erlebnishof, der von den Kollegen des Veterinäramts regelmäßig besucht und ordnungsgemäß kontrolliert wird.

Die beiden überzeugten Vegetarier versorgen ihre Vier- und die Eier legenden Zweibeiner nicht nur vorwiegend allein. Auch die Um- und Anbaumaßnahmen werden so weit wie möglich eigenhändig durchgeführt – vom Haus selbst bis hin zu Koppeln und Gehegen. So können zum Beispiel Infoveranstaltungen zum Tierschutz oder Tier-Zubehör-Märkte abgehalten oder Kindergeburtstage gefeiert werden – als eine mögliche Einnahmequellen.

Wenn sie abends totmüde ins Bett fallen, sei der Gedanke jedoch: „Das war cool heute!“ Janne Rainer Bach zählt auf: „Wir haben gerne Kinder hier, Kindergärten, Grundschulen. Wir fördern soziale Einrichtungen oder auch bedürftige Familien, denen wir wenigstens mal einen schönen Tag auf dem Erlebnishof und in der Natur gestalten.“ Höhepunkt dabei sind die Esel- oder Pferdewanderungen.

Finanziell zu stemmen, ist die „Arche Noah“ lediglich durch Spenden an Futter und dringend benötigten Utensilien. Ein Online-Wunschzettel wird sehr gut angenommen und spült vom Pferdeputzzeug bis zum Vitaminpräparat wichtige Artikel ins Haus. Dafür sind die beiden tiernärrischen Idealisten sehr dankbar. Das gilt allen Helfern, vor allem der Familie Guhl in der Nachbarschaft, die ihnen nicht nur mit Rat und Tat bei der Feldarbeit zur Seite steht, sondern auch immer wieder kostenfrei alle benötigten Maschinen- und Geräte ausleiht. Ingmar Meth und Janne Bach wissen: „Das Gute schaffen wir nur gemeinsam!“

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