Handball-Oberliga Gänsehautmoment beim Sieg in Offenbach

Offenbach · Handball-Oberliga: Sebastian Meister ist beim Spitzenreiter SV 64 Zweibrücken nach 15-monatiger Leidenszeit zurück.

 Sebastian Meister (rechts) stand erstmals nach seiner schweren Verletzung nach 15 Monaten wieder für den SV 64 Zweibrücken auf dem Feld.

Sebastian Meister (rechts) stand erstmals nach seiner schweren Verletzung nach 15 Monaten wieder für den SV 64 Zweibrücken auf dem Feld.

Foto: maw/Martin Wittenmeier

Einen weiteren großen Schritt Richtung Meisterschaft und Drittliga-Aufstieg haben Oberliga-Handballer des SV 64 Zweibrücken gemacht. Durch den 33:25-Auswärtserfolg beim TV Offenbach liegt der Spitzenreiter acht Spiele vor Schluss sechs Punkte vor Verfolger SG Saulheim. Die ersatzgeschwächten Schützlinge von Trainer Stefan Bullacher konnten bei den heimstarken Südpfälzern aber nicht nur einen Sieg feiern, sondern auch das Comeback von Sebastian Meister. Aus einer starken Mannschaftsleistung ragten am Sonntag Marc Robin Eisel (elf Tore) und Tim Schaller (7) sowie Torhüter Benni Berz, der den erkrankten Marko Ivankovic vertrat, heraus.

Die Vorzeichen standen nicht ganz so gut für den Tabellenführer. Zum einen, weil der Favoritenschreck aus Offenbach als einziges Team der Liga gegen die Topteams aus Saulheim und Budenheim punkten konnte und zum anderen musste Bullacher aufgrund einiger krankheitsbedingter Ausfälle mächtig improvisieren. So saßen Abwehrchef Tom Grieser und Torwart Marko Ivankovic zwar auf der Bank, griffen aber aus gar nicht ins Geschehen ein. Benni Zellmer, der unter der Woche mit Fieber das Bett hütete, konnte nur punktuell eingesetzt werden. Aber die neu formierte Abwehr um Till Wöschler, Christopher Huber, Marc Robin Eisel und Niklas Bayer machten ihre Sache zusammen mit Benni Berz sehr gut.

Lediglich die Anfangsphase gehörte den Hausherren. Nach sechs Minuten lagen sie durch einen Dreier-Pack von Linkshänder Max Daum mit 4:2 in Führung. Doch dann übernahmen die Mannen um SV-Spielmacher Eisel das Kommando. Im Angriff liefen die Kombinationen flüssig und immer wieder tauchten die 64er völlig frei vor Offenbachs Torhüter Norman Dentzer auf, der durch etliche starke Paraden glänzte. Trotzdem glichen die Löwen aus und zogen über 7:5 (12.), und 15:10 (23.) bis zur Pause auf 18:14 davon.

Im zweiten Abschnitt machten die Gäste dort weiter, wo sie in Halbzeit eins aufgehört hatten – mit einem richtigen guten Auswärtsspiel. Angetrieben von fast 100 mitgereisten Fans bogen die Zweibrücker schon früh in die Siegerstraße ab. Christopher Huber, der nach langer Verletzungszeit wieder an seine alte Stärke anknüpfen konnte, überzeugte ebenso wie Tim Schaller, der von der Außenposition und aus dem Rückraum traf. Berz steigerte sich im Spielverlauf und wurde zum starken Rückhalt. Überragender Spieler war allerdings Marc Robin Eisel, der aus zwölf Wurfversuchen elfmal ins Schwarze traf.

Als Kapitän Philipp Hammann 16 Minuten vor dem Ende den Treffer zum 25:17 erzielte, war die Vorentscheidung gefallen. Neben der Freude über den verdienten Sieg, erlebten die SV-Fans einen magischen Gänsehautmoment. Tosender Applaus und laute „Rudi, Rudi-Rufe“ hallten durch das Sportzentrum, als Sebastian Meister, der von seinen Mitspielern nur Rudi genannt wird, nach 15-monatiger Verletzungspause das Spielfeld betrat. Der Youngster verletzte sich als Kapitän der letztjährigen Jugendbundesliga-Mannschaft so schwer, dass lange Zeit seine Karriere auf der Kippe stand. In einer Spezialklinik in München wurde der 19-jährige erfolgreich an der Schulter operiert und arbeitet seit einem Jahr durch ein gezieltes Aufbautraining an seinem Comeback. In der kurzen Spielzeit gelang dem Kreisläufer ein Einstand nach Maß. Er erkämpfte drei Strafwürfe. Das rührte auch seinen Trainer: „Ich bin heute unheimlich stolz auf meine Mannschaft. Wie sie alle Widrigkeiten weggesteckt und so einen starken Auftritt hingelegt hat, war unheimlich charakterstark“, erklärt Bullacher. „Ich bin ein sehr emotionaler Mensch und gebe gerne zu, dass ich bei der Einwechselung von Sebastian nach seiner langen Leidenszeit eine Träne im Knopfloch hatte. Mit seiner Vorgeschichte hätten die meisten jungen Spieler längst aufgegeben. Solche starken Typen gibt es nicht mehr viele. Ich bin froh, ihn im Team zu haben“.

Am kommenden Samstag um 18 Uhr, empfängt der Tabellenführer nun die HSG Völklingen zum Saarderby in der Westpfalzhalle.

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