Handball-Oberliga Eine Saison wie eine Berg- und Talfahrt

Zweibrücken · Handball-Oberligist VTZ Saarpfalz hatte sich von der abgebrochenen Spielzeit mehr erhofft als Platz sieben. Mit dem Trainerduo Philip Wiese/Kai Schumann und einem breiteren Kader soll in der kommenden Runde neu angegriffen werden.

Das Trainerduo der VTZ Saarpfalz, Kai Schumann (2. v.l.) und Philip Wiese (3.v.l.), nimmt demnächst seine erste komplette Saison beim Handball-Oberligisten in Angriff. Beide werden aber auch weiter in der Jugendarbeit tätig sein.

Das Trainerduo der VTZ Saarpfalz, Kai Schumann (2. v.l.) und Philip Wiese (3.v.l.), nimmt demnächst seine erste komplette Saison beim Handball-Oberligisten in Angriff. Beide werden aber auch weiter in der Jugendarbeit tätig sein.

Foto: maw/Martin Wittenmeier

Das Coronavirus hat auch den Oberliga-Handballern von der VTZ Saarpfalz „den Boden unter den Füßen weggezogen.“ So bezeichnet es Klaus Biehl, der Vorsitzende des Vereins. Er erinnert sich: „Wir haben natürlich alle Maßnahmen mitgetragen – aber eine derartige Entwicklung von hundert auf null war für alle nicht einfach.“ Mit seinen Vorstandskollegen befinde sich Biehl im ständigen Austausch. Zum Beispiel über Videokonferenzen. Auf diesem Wege steht demnächst auch ein Gespräch mit den Trainern Kai Schumann und Philip Wiese an. Dass dann konkrete Entscheidungen getroffen werden, sei aber nicht zu erwarten, sagt der Vorsitzende. Alles hänge davon ab, wie sich die Lage an der „medizinischen Front“ entwickelt. Danach kämen die Vorgaben durch die Politik. Und in einem letzten Schritt sorgten die Vereine für eine Umsetzung. „Wir können den letzten Schritt schlecht vor dem ersten machen“, verweist Biehl darauf, dass sich die VTZ wie alle Vereine in einer Warteschleife befände. Zwar wurden am Mittwoch von der Bundesregierung Lockerungen für den Freizeitsport im Freien beschlossen. Doch die Bedingungen – Mindestabstand und Kontaktfreiheit – dürften für den Handball nur schwer umzusetzen sein.

„Auch der Ligaverband hängt in der Luft. Wir rechnen damit, dass die nächste Saison nicht regulär verlaufen kann“, sagt Biehl und deutet an, dass es Überlegungen hinsichtlich eines neuen Modus gibt, falls die Runde erst spät beginnen könne.

Die letzte Saison, die nach dem 22. von 30 Spieltagen abgebrochen worden war, beendeten die Rosenstädter auf Rang sieben. Vor der Spielzeit hatte der Verein eine Platzierung im oberen Tabellendrittel angepeilt – diese wurde knapp verfehlt. Einer der Gründe war der schmale Kader. Zusätzlich setzte dem Absteiger aus der 3. Liga zu, dass sich das Gesicht der Mannschaft vor der Runde stark verändert hatte. Dennoch zeigte die VTZ auch starke Partien. Aber insgesamt glich die Runde der Zweibrücker eher einer Berg- und Talfahrt. Mangelnde Konstanz führte zu vielen verschenkten Punkten. Die zwei Gesichter der Rosenstädter zeigten sich exemplarisch bei den Partien gegen die HSG Eckbachtal. In der Hinrunde fegte die VTZ den Gegner mühelos aus der Halle (33:20). In der Rückrunde setzte es gegen den Vorletzten eine Niederlage (29:31). „Man sieht es oft, dass es Mannschaften schwer haben, sich nach einem Abstieg zu fangen. Die RPS-Oberliga hat ein hohes Niveau, wenn man dort seine Leistung nicht zuverlässig abrufen kann, sind schnell ein paar Spiele weg“, weiß Biehl.

Nach einer durchwachsenen Hinrunde und einer Serie von 1:7 Punkten zum Jahresende trennten sich die Wege von Ex-Trainer Danijel Grgic und der VTZ. Der Kroate hatte das Team in einer schwierigen Situation übernommen und große Erfolge gefeiert. Beispielsweise den Pokalsieg oder den Aufstieg in die 3. Liga. Doch nach dem Abstieg in die Oberliga konnte auch der ehemalige Nationalspieler den Bock nicht mehr umstoßen.

Seit Beginn dieses Jahres haben nun Schumann und Wiese das Kommando bei der VTZ übernommen. Beide sind verdiente Spieler und genießen das Vertrauen des Vorstandes. „Was wir jetzt brauchen sind gestandene akzeptierte Persönlichkeiten, die uns nach vorne bringen“, sagt Biehl. Er ergänzt: „Der Grund, warum wir auf eine Doppelspitze setzen, ist die Belastung der beiden. Kai und Philip wollen weiter in der Jugendarbeit des Vereins tätig sein – und das weiterhin mit voller Kraft. Das ist uns auch im Vorstand wichtig“, erläutert Biehl.

Die Bilanz des neuen Trainerduos bis zum Abbruch der Runde kann sich durchaus sehen lassen. Lediglich die Partien gegen den Dritten Budenheim sowie den Meister und Lokalrivalen SV 64 Zweibrücken gingen verloren.

Philip Wiese fällt es dennoch schwer, die verkürzte Rückrunde abschließend zu bewerten. „Wir waren grundsätzlich nicht unzufrieden. Wir wussten, wie der Kader aussieht und dass wir daraus das Beste machen müssen. Aber ein Fazit fällt mir gar nicht so leicht“, sagt der langjährige Mannschaftskapitän.

Auch wenn sich die VTZ Anfang März im Niemandsland der Tabelle befand – der abgebrochenen Runde kann Wiese wenig Positives abgewinnen. „Es ist immer fairer, wenn man die Saison im sportlichen Wettbewerb beendet. Das wollen alle Sportler. Wir selbst haben ja gesagt, dass wir bis zum Schluss durchziehen wollen. Wir waren motiviert und hätten auch noch ein paar schöne Spiele gehabt, zum Beispiel zu Hause gegen die HF Illtal“, hadert der Coach. Einen schönen Aspekt habe die Zwangspause allerdings – Wiese könne derzeit mehr Zeit mit seiner Familie verbringen.

Unabhängig davon, wann und wie die neue Saison beginnen wird – bange ist dem Trainer nicht. Die VTZ habe früh in die Kaderplanungen einsteigen können. Momentan liege aufgrund der Corona-Krise zwar „extrem viel auf Eis“. Doch viele Personalien seien im Hinblick auf die nächste Spielzeit schon geklärt. „Den einen oder anderen Neuzugang wollen wir noch verpflichten. Ob das klappen wird, wird man sehen“, sagt Wiese.

Kämpfernatur Tomas Kraucevicius (am Ball) läuft auch nächste Saison für die Handballer der VTZ Saarpfalz auf.

Kämpfernatur Tomas Kraucevicius (am Ball) läuft auch nächste Saison für die Handballer der VTZ Saarpfalz auf.

Foto: maw/Martin Wittenmeier
Top-Torschütze Tom Paetow wird die VTZ hingegen verlassen.

Top-Torschütze Tom Paetow wird die VTZ hingegen verlassen.

Foto: maw/Martin Wittenmeier

Der Kader der VTZ wird sich in der kommenden Saison erneut verändern. Besonders schwer wiegt der Abgang von Tom Paetow. Der Rückraumspieler war in der abgebrochenen Runde der beste Torschütze der VTZ. Er folgt seinem Stiefvater, Ex-Trainer Danijel Grgic, zum Drittligisten HG Saarlouis. Auch das Kapitel Loic Laurent ist bei der VTZ schnell wieder geschlossen worden. Der Spielmacher, der erst im Februar nach Zweibrücken gekommen war, wechselt ebenfalls nach Saarlouis. Mit Richard Wilga verlässt ein dritter Leistungsträger den Verein. Der Linksaußen schließt sich dem künftigen Ligakonkurrenten TV Homburg an. Bereits im Winter war Kreisläufer Patrick Bach ebenfalls von den Rosenstädtern Richtung Homburg gewechselt. Im Gegenzug sicherte sich die VTZ bereits die Dienste von Spielmacher Robin von Lauppert vom Ligakonkurrenten HSG Worms und Rückraumspieler Thomas Jung von der HSG Völklingen (ebenfalls Oberliga RPS). Zudem stößt Kreisläufer Julian Kreis von der HG Saarlouis zum Team. Auch Rückraumspieler Hendrik Rolshausen (SGH St. Ingbert/Saarlandliga) und Linksaußen Kevin Hauck (TS Rodalben/Pfalzliga) tragen künftig das Trikot der VTZ. Torwart Yannic Klöckner, Rückraumspieler Tomas Kraucevicius und Defensivspezialist Dominik Rifel haben ihre Verträge bei der VTZ bereits verlängert.

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