SV 64 Zweibrücken „Corona hat uns einen magischen Moment gestohlen“

Handball: Drittliga-Aufsteiger SV 64 Zweibrücken blickt dennoch zufrieden auf die Runde und den virtuellen Saisonabschluss am Samstag zurück.

 Arm in Arm vor den eigenen Fans den Aufstieg feiern – das wurde dem SV 64 Zweibrücken in desem Jahr verwehrt.

Arm in Arm vor den eigenen Fans den Aufstieg feiern – das wurde dem SV 64 Zweibrücken in desem Jahr verwehrt.

Foto: maw/Martin Wittenmeier

Der virtuelle Saisonabschluss „war eine schöne Sache“ für den SV 64 Zweibrücken. Zwar ist der vergangene Samstagabend für das Handballteam von Trainer Stefan Bullacher ohne großen Jubel vor voller Hütte, ohne sich in die Arme fallen zu können, ohne riesige Meisterfeier zu Ende gegangen. Doch ganz ohne Emotionen mussten der Drittliga-Aufsteiger und seine Fans den Abend, an dem eigentlich das letzte Saisonspiel der RPS-Oberliga gegen die SF Budenheim angestanden hätte, dann doch nicht vorüberziehen lassen. Im Zuge des Rückblicks in Wort und Bild auf die 22 Spiele, nach denen der SV 64 mit sechs Punkten klar vorne lag, hatten die Anhänger zudem die Möglichkeit, in dieser auch für Vereine finanziell schwierigen Phase ihre Solidarität mit den Löwen zu zeigen. In einem virtuellen Shop konnten sie sich mit Geistertickets, -Bratwürstchen und -Bier eindecken.

Nicht nur, weil allein durch diesen Verkauf rund 2000 Euro zusammen gekommen sind, plus 500 Euro von Sponsoren, sondern auch, weil der Verein viel positive Resonanz bekommen hat, habe sich der virtuelle Saisonabschluss „auf jeden Fall gelohnt – und wir hatten auch viel Spaß dabei“, erklärt Bullacher auf Nachfrage. „Es haben wirklich einige Fans mitgemacht, daher sind wir auf jeden Fall zufrieden.“

Eingeleitet wurde der Abend durch den „Löwentalk“. Über Videoschalte unterhielten sich Moderator Kevin Schieber und SV-Trainer Stefan Bullacher nicht nur über den Weg der vergangenen beiden Jahre, die abgelaufene Saison und die dabei so starke Unterstützung ihrer Fans, sondern auch über die Schwierigkeiten durch die Corona-Krise sowie Planungen für die kommende Runde in der 3. Liga.

Wenn Bullacher den jetzigen Aufstieg mit den vorherigen vergleicht, wie sich die Spieler, Fans und Verantwortlichen damals in dem Armen gelegen haben, dann hat „ uns Corona schon einen magischen Moment gestohlen“, erklärt der 51-Jährige. „Wir hätten den Aufstieg natürlich gerne ganz anders gefeiert.“ Dennoch sei die Mannschaft über die Wertung nach dem Saisonabbruch „erstmal einfach erleichtert gewesen“.

Nach dem „Schockzustand“ Mitte März, als die Saison so plötzlich unterbrochen wurde, habe sich jeder zuerst einmal Zuhause in sein Schneckenhaus zurückgezogen. „14 Tage lang haben wir gar nix gemacht“, erzählt Bullacher. Dann wurden von Verbandsseite aber auch Szenarien durchgespielt, nach denen die Saison weitergehen könnte. Seither sind die SV-Spieler sportlich im Homeoffice. „Wir sind alle verbunden mit einer Lauf-App, wir schicken uns Krafttrainings-Videos – die Jungs sind also weiter fleißig am trainieren, so, als ob die Saison weitergegangen wäre. Das tut sicher allen gut“, sagt Bullacher lachend, und schiebt hinterher: „Aber es ersetzt selbstverständlich nicht das gemeinsame Training. Und den gemeinsamen Spaß.“

Die Coronavirus-Pandemie hat dem SV 64 allerdings nicht nur den sportlichen Saisonabschluss genommen. „Uns ist bewusst: Alles, was wir tun, kostet Geld. Und uns sind durch die fehlenden Heimspiele zuletzt Gelder verloren gegangen. Auch weil das Stadtfest nicht stattfinden kann, fehlen uns Einnahmen.“ Das virtuelle Saisonabschluss-Spiel war „eine Möglichkeit für alle, mitzuhelfen.“ Von vielen Sponsoren habe der SV zudem „zum Glück“ schon positive Signale für die Zukunft erhalten. „Wir gehen davon aus, dass wir noch viel arbeiten müssen, aber, dass wir es hinkriegen“, blickt Bullacher recht zuversichtlich auf die kommende Runde in Liga drei – wann auch immer diese beginnen mag.

Gespannt schauen die 64er aber nicht nur darauf, wann Trainingsbetrieb und Spiele wieder aufgenommen werden können, sondern auch, in welcher Drittliga-Staffel sie in den neuen Saison überhaupt auflaufen werden. Die letzten Meldefristen laufen bis 15. Mai. Stefan Bullacher geht davon aus, dass bereits im Juni eine Entscheidung fallen wird.

Eigentlich logisch sei die Zuordnung der Zweibrücker zur Südstaffel. Eine Saison lang hat der SV 64 allerdings auch bereits in der Weststaffel gespielt. „Aber natürlich sind das viel weitere Fahrtstrecken für uns.“ Letzten Endes hofft Bullacher einfach auf viele Derbys. „Ich habe auch nichts gegen den Westen, wenn Saarlouis und Dansenberg mit uns rüber gezogen werden“, sagt der SV-Coach lachend. „Würden die Saar-Duelle gegen die HGS wegfallen, wäre das dramatisch“, blickt er nicht nur auf den sportlichen Wert, sondern auch eine gute Einnahmequelle. „Wir stehen zum ersten Mal in derselben Liga wie die HG Saarlouis, dem Flaggschiff des Saarländischen Handballverbandes. Wenn man da geschafft hat, kann man sagen, dass wir schon mal viel richtig gemacht haben.“ Stefan Bullacher würde sich aber auch „riesig“ auf die Derbys gegen Dansenberg und die Duelle mit dem alten Rivalen aus Haßloch freuen – „das waren immer hervorragende Spiele mit vielen Zuschauern, mit vielen Emotionen. Und natürlich würde ich persönlich mich auch freuen, weil ich da selbst zwei Jahre war, wenn wir uns wieder mit den Hochdorfern duellieren könnten.“

Klar ist nach dem Saisonabbruch – mit nur Aufsteigern und ohne Absteiger – bislang allerdings nur, dass der SV 64 Zweibrücken in der 3. Liga in einer 18er Staffel starten wird. „Das ist hochambitioniert“, gesteht der SV-Coach mit Blick auf die 34 Spieltage. Zumal er sicher ist, dass die Runde nicht wie gewöhnlich Ende August starten kann. „Wenn die neue Saison später beginnt und mehr Mannschaften in der Liga spielen, heißt das für uns im Klartext: Es wird dann kein freies Wochenende mehr geben. Eventuell müssen wir dann an den Weihnachtstagen, Ostern oder an Fasching spielen.“

Immerhin ist der SV 64 bei aller Planungsunsicherheit in der „glücklichen Situation, dass alle Spieler früh gesagt haben dass die gerne bleiben wollen“. Bis auf Benni Berz. Die Kaderplanung sei mit dem Transfer von Tim Götz fast abgeschlossen. „Ich sage bewusst fast, weil wir uns noch nach einer Verstärkung umsehen“, erklärt Bullacher. „Wir hatten da auch schon gute Gespräche, die dann wegen der Corona-Krise abgebrochen wurden. Wir sind aber gewillt, die Mannschaft nochmal mit einem Spieler zu verstärken.“ Um dann nach der Krise gestärkt in die Drittliga-Saison starten zu können.

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