Hiroshima-Gedenktag Protest gegen Atomwaffen in Büchel

Büchel · Zum 75. Jahrestag des Atombombenabwurfs auf Hiroshima demonstrierten Aktivisten mit einem Heißluftballon in der Eifel, wo Atomsprengköpfe des US-Militärs lagern. Sie fordern, dass die Waffen abgezogen werden.

 Greenpeace-Aktivisten protestieren mit einem Heißluftballon gegen Atomwaffen. Der Ballon stieg allerdings nicht in die Luft auf.

Greenpeace-Aktivisten protestieren mit einem Heißluftballon gegen Atomwaffen. Der Ballon stieg allerdings nicht in die Luft auf.

Foto: dpa/Thomas Frey

Aktivisten der Umweltschutzorganisation Greenpeace haben vor dem Luftwaffenstützpunkt Büchel in der Eifel einen Heißluftballon aufgestellt und gegen die Stationierung von US-Atomwaffen protestiert. „Die Bundesregierung muss dafür sorgen, dass mit den US-Soldaten auch die amerikanischen Atombomben aus Büchel abgezogen werden“, erklärte am Mittwoch Greenpeace-Sprecher Christoph von Lieven. Auf dem Bundeswehr-Stützpunkt im rheinland-pfälzischen Büchel sollen die einzigen Atomwaffen in Deutschland lagern. Offiziell wird dies weder von deutscher noch von US-Seite bestätigt. Für ihren Einsatz nach dem Konzept der „nuklearen Teilhabe“ hält die Bundeswehr Tornado-Kampfjets bereit.

Anlass der Protestaktion ist der 75. Jahrestag des Atombombenabwurfs auf die japanische Stadt Hiroshima am 6. August 1945. Ein Ziel der Kampagne sei, die Bundesregierung dazu zu bewegen, den Atomwaffenverbotsvertrag der Vereinten Nationen zu unterzeichnen. „Das werden wir die nächsten drei Jahre konsequent verfolgen“, sagte von Lieven.

Greenpeace stellte am Mittwoch eine Studie vor, wonach bei einem Atomangriff auf deutsche Großstädte Hunderttausende Menschen sofort ums Leben kommen würden. Die Studie der Physikerin Oda Becker simulierte auch die möglichen Folgen einer Explosion auf dem Luftwaffenstützpunkt Büchel in der Eifel, wo Atomwaffen mit einer Sprengkraft von jeweils rund 170 Kilotonnen lagern sollen. Für diesen hypothetischen Fall kam die Software auf insgesamt 130 000 unmittelbare Todesfälle, davon 107 000 durch die Fallout-Strahlung.

Zum Hiroshima-Gedenktag am Donnerstag wollen sich Aktivisten der Kampagne „Büchel atomwaffenfrei“ in einer Mahnwache vor dem Haupttor des Luftwaffenstützpunkts in der Eifel versammeln. „Um Viertel nach acht wird zu Beginn der Mahnwache eine Glocke geschlagen“, sagte Kampagnensprecherin Marion Küpker. „Zu diesem Zeitpunkt wurde in Hiroshima die Bombe abgeworfen.“ Für den 9. August, den Jahrestag des zweiten Atombombenabwurfs der USA auf Nagasaki, ist ein 24-stündiges Dauergebet geplant.

Zu der Mahnwache wollen nach Angaben Küpkers mehrere Politiker der Linken und der SPD kommen. Auch die Grünen-Landesvorsitzende Misbah Khan will nach Büchel kommen. „Dieser Jahrestag mahnt uns, das Thema Atomwaffen wieder verstärkt auf die Agenda zu setzen“, sagte Khan und forderte den Abzug und die Vernichtung der in Büchel gelagerten Atombomben.

Katrin Werner, rheinland-pfälzische Bundestagsabgeordnete der Linken, erklärte: „Nachdem der Teilabzug der US-Truppen aus Spangdahlem im Raum steht, müssen wir jetzt endlich über die Entsorgung der Atomwaffen in Büchel sprechen. Der Atomwaffenstützpunkt muss endlich dicht gemacht werden.“

Auch der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf kritisierte die Bundesregierung und die NATO, für ihre Abschreckungstaktik. „Die Drohung mit der Vernichtung des Lebens durch Atomwaffen kann kein Synonym für Frieden sein“, mahnte der Bischof.

(dpa)
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