Neues von Jason Molina Posthume Ehrung eines Melancholikers

✮✮✮✮✮✮ Sieben Jahre nach dem Tod von Jason Molina erscheint ein neues Album.

  Mit gerade einmal 39 Jahren starb Jason Molina 2013. Posthum erscheint nun das Album „Eight Gates“.

Mit gerade einmal 39 Jahren starb Jason Molina 2013. Posthum erscheint nun das Album „Eight Gates“.

Foto: Steve Gullick

Der großartige Indie-Melancholiker Jason Molina war erst 39 Jahre alt, als er am 16. März 2013 Zuhause verstarb. Nach jahrelangem Alkoholmissbrauch hatten mehrere Organe versagt. Ein trauriges Ende für einen überaus begabten Singer-Songwriter, der in der Nähe von Cleveland aufwuchs und mit zehn Jahren zur Gitarre griff. Von 1995 an war er das Zentrum und die treibende Kraft hinter der Lo-Fi/Alternative Country-Band Songs: Ohia, die er ca. 2003 in Magnolia Electric Co. umbenannte. Nach 2012 – und auch schon davor immer mal wieder – war Molina solo aktiv und konnte den beeindruckenden Alben von Songs: Ohia und Magnolia Electric Co. noch einige spannende Solowerke hinzufügen. Sein einstiges Stammlabel Secretly Canadian, für dessen Gründung anno 1996 Molina ein wichtiger Baustein war und das sein Schaffen heute noch in Ehren hält, veröffentlicht das posthume Molina-Album „Eight Gates“ (Cargo Records ✮✮✮✮✮✮).

Mitte der Nullerjahre zog Molina ohne seine damaligen Magnolia Electric Co.-Mitstreiter nach London. Er erkundete die Stadt und deren Geschichte – auch die über die mittelalterliche Stadtmauer und ihre sieben Tore („gates“). Aus diesen machte er in seiner Fantasie acht – ergo die „Eight Gates“. Laut seines Labels war er der Meinung, dass man dieses achte Tor nur im Geiste durchschreiten könne. Angeblich wäre er seinerzeit auf Tour durch Norditalien auch von einer giftigen Spinne gebissen worden, was bei ihm wohl vorübergehend zu Lähmungserscheinungen geführt hatte. Zurück in London will er dann hellgrüne Papageien gefüttert haben, die Nachfahren der zwei Ringsittiche gewesen sein sollen, die Jimi Hendrix in den 60er Jahren frei gelassen hatte. Verrückte Geschichten aus einer Phase in Molinas Leben, in der die „Eight Gates“-Songs entstanden sind.

 Jason Molina Eight Gates

Jason Molina Eight Gates

Foto: Cargo Records

Das Album vereint seine letzten Aufnahmen; einige waren abgeschlossen („Whispered Away“ und „Thistle Blue“), einige unvollendet („She Says“, „The Crossroads And The Emptiness“). „She Says“ beginnt zum Beispiel mit einem Gespräch zwischen Molina und dem Produzenten, ehe er zu spielen beginnt. Die dumpfe Raumatmosphäre des Studios ist omnipräsent; durch diese bricht sich Molinas Stimme eine Bahn, die er mit leiser Akustikgitarre begleitet bis das unfertige Lied einfach ausgeblendet wird.

Molina ist bei den Aufnahmen ganz in seinem Element: Lo-Fi ist angesagt; die Instrumentierung (zumeist nur Akustik- oder E-Gitarre und Orgel) ist auf das Wesentlichste reduziert. Darüber schwebt seine unvergleichliche, glockenklare Stimme. Es stockt einem beim Hören von „Be Told The Truth“ fast der Atem ob der Zerbrechlichkeit des Songs. Eine Orgel brummt im Hintergrund, Streicher legen sich ebenso darüber wie Molinas Wehklagen – und das alles in Zeitlupe... Auch er ging viel zu früh von uns.

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