Jazz Eine Wundertüte des Jazz mit 102 Minuten

✮✮✮✮✮ Das Reto Suhner Quartet liefert mit „20“ ein Album erster Klasse ab.

Schreibt man den Nachnamen des genialen, umtriebigen Namensgebers des Reto Suhner Quartets, kann sich die Autokorrektur nicht entscheiden zwischen Sühne und Sahne… Was wirklich lustig ist, da man beides mühelos mit diesem reichhaltigen Doppel-Album in Verbindung bringen kann: „Sühne“ findet Verwendung als „Wiedergutmachung“, wird aber auch als „Entstörungs- und Korrekturhandlung“ definiert, an dessen Ende „die Versöhnung“ oder „der Friedensschluss“ steht. Nimmt man für „20“ (ANUKLAbel ✮✮✮✮✮) nur die Wörter „Entstörung“ und „Versöhnung“, haben wir exakt das, was dieses großartige Werk für ein klassisches, teils aber auch angestaubtes Genre leistet. Und „Sahne“ erhöht man hier wirklich gerne zu „allererste Sahne“. Denn: „20“ ist eine 102-minütige Jazz-Wundertüte! Suhner ist Basisdemokratie sehr wichtig, soll heißen: seinen drei Mitstreitern an Klavier, Bass und Schlagwerk gönnt er jedes instrumentelle Spontan-Manöver, jede kreative Form von Subversion. Nutznießer ist der Hörer, denn es bohrt und zwickt, schlingert und pluckert, vibriert und pulsiert wonniglich. Wunderbar organisch und dramaturgisch raffiniert agiert dieses Dream Team. Trotzdem gebühren am Ende Suhner für sein Spiel an Klarinette und Saxophon größte Lorbeeren. Spielfreudig ist gar kein Ausdruck!

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